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DUH hält New Plastics Economy-Initiative der Konzerne für Greenwashing

Kurz vor Beginn des Weltwirtschaftsforums 2017 in Davos haben sich 40 global agierende Großkonzerne einer Initiative der Ellen MacArthur Stiftung für eine neue Kunststoffwirtschaft angeschlossen.

Unternehmen wie Coca-Cola, Danone oder Pepsi möchten weniger und umweltfreundlicheres Plastik verwenden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Umweltinitiative als Greenwashing, die vor allem dazu dienen soll, wirksame Gesetze zur Vermeidung von Plastikabfällen zu verhindern und von der gezielten Zerstörung ressourcenschonender Mehrwegsysteme abzulenken. Die im Rahmen der Initiative von Coca-Cola und Co. formulierten Ziele zum Schutz der Umwelt seien allesamt unverbindlich, verfügten über keinen konkreten zeitlichen Rahmen und stünden in einem großen Missverhältnis zum tatsächlichen unternehmerischen Handeln.

Ein Täuschungsmanöver
Dass sich ausgerechnet Coca-Cola als ein um die Weltmeere besorgtes Unternehmen darstellt, ist für die DUH ein Skandal. Anstatt Mehrweg zu fördern und Plastikabfälle zu vermeiden, habe Coca-Cola in den letzten Jahren in Norwegen seine Mehrwegflaschen abgeschafft, und ist auch in Deutschland dabei aus dem Mehrwegsystem auszusteigen. „Ein von DC-Leaks in 2016 veröffentlichtes internes Strategiepapier von Coca-Cola zeigt, dass das Unternehmen gegen Mehrwegflaschen, gegen höhere gesetzliche Recyclingquoten und gegen mehr gesammelte Plastikflaschen kämpft. Weltweit zählt Coca-Cola zu den am rücksichtslosesten gegen den Umweltschutz agierenden Unternehmen. Dass ein solches Unternehmen nun eine freiwillige Initiative für weniger Plastikabfälle in den Meeren anführt, ist ein Täuschungsmanöver und nicht mehr als die logische Fortsetzung des weltweiten Kampfes gegen Mehrwegsysteme“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Der Limonade-Gigant sehe die Zukunft in Einweg-Plastikflaschen, die jedoch zu mehr und nicht zu weniger Kunststoffabfällen führen.

Für verbindliche Mehrwegquote
Anstatt Coca-Cola gesetzlich zur Vermeidung von Plastikabfällen zu verpflichten, spiele die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks dem Brausekonzern in die Karten. Sie wolle im neuen Verpackungsgesetz die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen ersatzlos streichen. Um Plastikabfälle und die Verschmutzung der Meere dauerhaft zu verringern, seien jedoch gesetzliche Regelungen statt freiwilliger Selbstverpflichtungen von Großkonzernen notwendig. Die DUH fordert deshalb von Ministerin Hendricks eine verbindliche Mehrwegquote im Verpackungsgesetz und von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker die Festlegung von Abfallvermeidungszielen im EU-Kreislaufwirtschaftspaket. Zusätzlich würde die europaweite Einführung von Pfandsystemen für Einweggetränkeverpackungen die Entsorgung von Plastikflaschen in der Umwelt nahezu komplett verhindern.
Keine Rede von Umweltschutz

Wie unglaubwürdig die neue Initiative sei, zeigten ebenfalls die Beispiele der teilnehmenden Unternehmen Danone und Pepsi sowie der Biokunststoffhersteller Novamont und NatureWorks. So führte laut DUH Danone 2016 in Deutschland eine neue Einweg-Plastikflasche ein, die um mehr als 40 Prozent schwerer geworden sei, und Pepsi finanziere einen deutschen Lobbyverband, der sich für mehr Wegwerfplastikflaschen einsetze.

Die Biokunststoffhersteller Novamont und NatureWorks sorgten dafür, dass Verbraucher weiterhin milliardenfach zu Plastiktüten aus Biokunststoffen greifen, obwohl diese keine bessere Ökobilanz aufwiesen als konventionelle Plastiktüten. Mehrweg-Tragetaschen würden gerade nicht gefördert. Zudem verdrängten immer mehr Wegwerfbecher aus Bioplastik abfallarme Mehrwegbechersysteme in deutschen Fußballstadien. Das Ergebnis seien Millionen von Bioplastikbechern im öffentlichen Raum, die sich in der Natur ähnlich langsam abbauten wie normaler Kunststoff. Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen zur Herstellung von Kunststoffen sei nicht falsch, aber der Missbrauch von Bioplastik, um die Herstellung sowie den teuren Verkauf unnötiger Einweg-Plastikverpackungen zu legitimieren, schon.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e. V.

Foto: O. Kürth

(EUR0217S5)

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