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Trendwende in Portugals Abfallwirtschaft

In Portugals Entsorgungssektor zeichnet sich ein Ende des Investitionsstaus infolge der Wirtschaftskrise ab. Seit Sommer letzten Jahres werden EU-geförderte Projekte bewilligt. Die Nachfrage nach Anlagentechniken und Optimierungslösungen insbesondere zur Sortierung von Siedlungsabfällen steigt.

Diese Trendwende kündigte sich bereits 2015 an, als erstmals nach sieben Jahren kontinuierlicher Rückgänge Investitionen in Behandlungsverfahren wieder zunahmen – ein leichter Zuwachs von 11,5 Millionen Euro gegenüber 2014, der allerdings ausschließlich auf das Konto von Madeira ging: Die portugiesische Insel investierte 2015 mehr als das Doppelte des Vorjahreswertes in Transportmittel und Ausrüstungen zur Verbesserung der Abfallsammlung. Merklich anziehen könnte die Entwicklung in 2017 auf dem Festland sowie auf den Azoren, wo es bislang nur vier Deponien gibt. So ist auf der Insel Sao Miguel ein Abfallbehandlungspark mit Müllverbrennungsanlage geplant. Viele weitere und EU-geförderte Projekte stehen in Portugal zur Umsetzung an.

Die Entscheidungsprozesse laufen
Das operative Programm „Nachhaltigkeit und effiziente Ressourcennutzung (Poseur)“ sieht unter der „Prioritätsachse 3“ speziell für Investitionen in den Abfallsektor 306 Millionen Euro aus dem Europäischen Kohäsionsfonds vor. In der ersten Förderrunde wurden hier bis Anfang Dezember 2016 mehr als 30 Projekte bewilligt. Und die Entscheidungsprozesse zu weiteren Anträgen laufen: Insgesamt hatte die portugiesische Regierung den Eingang von 97 Projektanträgen in Höhe von 170 Millionen Euro gemeldet. Der Aufruf selbst umfasste ein Fördervolumen von 90 Millionen Euro zu mehrstofflichem Recycling, Vorbehandlung und Verwertung organischer Siedlungsabfälle, durchzuführen binnen 36 Monaten nach Bewilligung der Förderung. Kern vieler Projekte sind dabei getrennte multilaterale Sammelsysteme, Sortiertechnik, verbessertes Recycling, die Vorbereitung und Behandlung von Siedlungsabfällen, Kompostieranlagen, Optimierung und Effizienzsteigerung vorhandener Systeme, neue Einheiten zur mechanischen und biologischen Behandlung (MBA), die Restabfälle in unterschiedliche Fraktionen aufteilt und sie für die weitere Verwertung aufbereitet. Und auch ein Thema: Monitoring-Systeme. Ein zweiter Aufruf im Rahmen des „Poseur“ betraf ein Großprojekt auf der Azoreninsel Sao Miguel über 70 Millionen Euro, durchzuführen binnen 48 Monaten nach Bewilligung. Begünstigter ist in diesem Fall das Kommunalunternehmen Musami – Operacoes Municipais do Ambiente. Der Bau eines integrierten Systems zum Management fester Siedlungsabfälle (unter dem Namen Ecoparque da Ilha de Sao Miguel), gestützt auf eine Zentrale zur energetischen Verwertung, soll die Erfüllung der Ziele zur Abfallverwertung mit dem Mehrwert der Energieerzeugung verbinden. Das Hauptinstrument zur Steuerung der Siedlungsabfallpolitik ist der „Strategische Plan der Siedlungsabfälle (Plano Estratégico dos Resíduos Urbanos, Persu 2020)“ vom September 2014. Die Entsorgungsstruktur beschreibt er mit Stand Ende 2012 wie folgt: 32 Deponien (drei weitere im Bau), 16 Anlagen zur organischen Verwertung (sieben im Bau), zwei energetische Verbrennungsanlagen, 81 Abfallverladestationen, 27 Sortieranlagen (zwei im Bau), fast 200 Wertstoffhöfe und 38.400 Müllsammelstellen. Das Management von Siedlungsabfällen in Portugal wird von 23 Systemen sichergestellt.

Bereits auf einem guten Weg
Bis Ende 2020 muss das Abfallaufkommen pro Einwohner um zehn Prozent gegenüber dem Wert von 2012 (453 Kilogramm pro Person) reduziert werden. Und Portugal war diesbezüglich zwischen 2010 und 2013 bereits auf einem guten Weg, meldete die portugiesische Umweltagentur APA. Mit der beginnenden Wirtschaftserholung in 2014 hat sich das aber geändert. Die höchste Abfallmenge Kilogramm pro Kopf verzeichneten 2014 die Regionen Algarve (764, plus 20 Kilogramm gegenüber 2013) und Alentejo (562, plus 18 Kilogramm). Doch ist ihr Anteil am Siedlungsabfallaufkommen des Festlands mit jeweils sieben Prozent das niedrigste. Es führt die Region Lissabon mit 37 Prozent, gefolgt von Norte (33 Prozent) und Centro (16 Prozent). Getrennt wurden 2014 von den 452 Kilogramm erst 62 Kilogramm pro Kopf eingesammelt. Ein weiteres Ziel lautet, die Deponierung des biologisch abbaubaren Abfalls auf 35 Prozent des Wertes von 1995 zu reduzieren und bis 2030 die direkte Deponielagerung zu beseitigen. Und die Fortschritte in den vergangenen Jahren sind beträchtlich: Den Angaben der APA nach wurden 2014 in Portugal rund 1,2 Millionen Tonnen deponiert. Das entsprach 42 Prozent des gesamten Aufkommens und bedeutete gegenüber dem Anteil 2010 (62 Prozent) einen Rückgang um 20 Prozentpunkte. Im Vergleich zum Niveau von 1995 aber waren es im zweiten Jahr in Folge noch 53 Prozent (2010: 87 Prozent). Bei Verpackungsabfällen gilt es gemäß dem Programm „Persu 2020“, bis Ende 2020 mindestens 70 Prozent der Verpackungsabfälle zu recyceln. Im Jahr 2014 waren es 64 Prozent des Abfalls von 1,6 Millionen Tonnen. Die höchsten Recyclingraten erreichten Papier und Kartonagen mit 79 und Metall mit 69 Prozent. Es folgten Glas (54 Prozent) und Kunststoffe (40 Prozent). Um hier besser zu werden, schafft die EU-Förderung durch „Poseur“ Anreize, Abfall als Ressource wiederzuverwenden.

Verfasser: Miriam Neubert
Quelle: Germany Trade & Invest

Foto: pixabay

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