Auf Lager: Von Materialboxen bis Recyclinghallen

Die Palette an Lagerbauten, die im Entsorgungs- und Recyclingsektor zum Einsatz kommen, reicht von der kleinen betonbewandeten Fläche für Schüttgut bis zur großvolumigen Hallenabdeckung für Sortiermaschinen. In der Hauptsache werden dafür Beton und Metall verwendet, aber die Produkte der Anbieter unterscheiden sich in den verschiedenen Funktionen.

Freilager dienen der Lagerung von Gütern oder Stoffen, die unempfindlich gegen Witterungen und wenig von Diebstählen gefährdet sind. Bis auf einen Anbieter, der sich auf Seitenwände aus Stahl spezialisiert hat, kommen in diesem Bereich vorwiegend Betonsteine zum Einsatz. So offeriert beispielsweise die Megabloc GmbH Betonwandsysteme für Schüttgüter in Höhen bis zu 2,20 Metern und für Recyclinghöfe für Höhen bis 4,95 beziehungsweise 5,50 Metern. In unterschiedlichen Längen und Breiten lieferbar, verfügen die einzelnen Systemsteine über Betonfedern an der Blockoberseite und durchgehende Längsnuten an der Blockunterseite. Im Fundament werden die Blöcke mittels Gewindestangen verdübelt; die seitlichen Trennwände enden stumpf gestoßen an der Rückwand.

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Megabloc nimmt für seine Nut-Feder-Verbindung in Anspruch, ein seitliches Verschieben der Wände zu verhindern und für höchste Stabilität zu sorgen. Diesen Anspruch vertritt auch die Betonwerk Bad Lausick GmbH & Co. KG mit ihren SystemBlock Betonblocksteinen. Ihr Verbund mittels Kegelstumpf-Noppen soll sich ohne Befestigungsmaterial einfach und schnell bauen lassen und sicheres Setzen selbst großer Mauerverbände ermöglichen. Dadurch können provisorische wie auch dauerhafte Konstruktionen wie beispielsweise Schüttgut-Lagerboxen, Brand- oder auch Lärmschutzwände realisiert werden.

Schnelle und flexible Lösungen

International durch die Jansen Betonwaren B.V. vertrieben, ist das Legioblock Bausystem  besonders für den Bau von Schüttgutboxen und Schüttguthallen geeignet. Jeder einzelne Block lässt sich durch die Noppenkonstruktion einfach stapeln und verlegen. Dadurch ist es möglich, die Wände zu jedem gewünschten Zeitpunkt umzustellen oder zu erweitern. Die daraus zu errichtenden Beton­trennwände bieten sich vor allem für die Lagerung von losen Gütern wie Sand, Kompost und Schrott an. Wände aus Legioblock – das belegen verschiedene unabhängige Brandschutzberichte – werden durch einen Brand kaum beschädigt und sind mindestens vier Stunden lang feuerbeständig.  Der Hersteller beschreibt das Legioblock Bausystem als „eine schnelle, flexible und kostengünstige Lösung“, das bei ebenem und tragfähigem Untergrund meist auch ohne Fundament für Schüttgut- und Lagerhallen Anwendung finden kann.

Für ein solch flexibles „Lego“-Prinzip sind auch die Büscher-Block BetonSystemBlocksteine konzipiert. Auch ihre konisch zulaufenden Noppen sollen eine optimale Ausjustierung der Steine zueinander gewährleisten. Zudem erleichtert ein integrierter Kugelkopf ein leichtes und einfaches Abheben, Umsetzen oder Erweitern von Blockstein-Mauern ohne Spezialgeräte, sodass variabel und innerhalb kürzester Zeit bereits vorhandene Schüttgutboxen oder Fahrsilos verändert werden können. Nach Darstellung der Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG sind mit diesen Systemsteinen auch Schüttgut- oder Lagerhallen modular zu errichten oder zu erweitern.

Betonguss aus dem Rahmen

Regelrecht „aus dem Rahmen“ fallen die Endprodukte der niederländischen Betonblock/Legobeton BV. Das international vertretene Unternehmen liefert keine fertigen Produkt, sondern verschiedenartige Betonguss-Formen in Baustahl-Qualität für Blöcke oder Platten. Die Gussformen lassen Noppen für die Oberseite und dazu passende Vertiefungen für die Unterseite entstehen. Der Metallrahmen wird auf einer ebenen Unterlage positioniert, innen mit Schalöl als Trennmittel bestrichen und langsam mit Beton gefüllt. Hierzu kann auch Restbeton zum Einsatz kommen. Ein Vibrator muss die homogene Verteilung und Verdichtung der Masse sicherstellen. Die Betonoberfläche wird abschließend fein geglättet und der Beton bis zum Aushärten in der Form gelassen. Nach Darstellung des Herstellers gehört das Betonblock-System zu den am schnellsten wachsenden Systemen auf dem Markt mit mehr als 3.000 Kunden in über 45 Ländern weltweit. Auch hält Betonblock alle Produkte vorrätig und liefert in ganz Europa innerhalb von wenigen Tagen.

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Auf Stapelblöcken mit mehreren Noppen  beruht auch das Nestler-Block Bausystem, das sich vor allem für mobile Schüttgutboxen mit Trennwänden zur Lagerung von losen Gütern wie Sand, Kies, Mineralgemisch, Erde, Kompost und Schrott eignet. Dafür werden Standardgrößen zwischen 800 x 800 x 400 Millimetern und 1600 x 800 x 800 Millimetern sowie Gelenk-, untere und obere Abschlusssteine vorgehalten. Die H. Nestler GmbH & Co. KG legt Wert darauf, dass ihre Steinblöcke grundsätzlich zu zwei Dritteln Recyclingmaterialien enthalten, und zwar mit Ziegel- oder Beton-Rezyklat – als „Beitrag, das Kreislaufwirtschaftsgesetz mit Leben zu erfüllen“.

Auch Einsatz von Stahl

Besondere Stabilität nimmt die Dellschau Bauhandel und Recyclingbedarf GmbH für ihre Multibloc-Steine im Rastermaß 60 x 60 x 60 Zentimeter in Anspruch. Durch ihre Gebrauchsmuster-geschützte Stahlrohrhülsen-Verbindung im Inneren sollen die Blöcke im Gegensatz zu Zylinderstumpf-, Nut/Feder- oder Kegelstumpf-Verbindungen das Abkippen bei Anprallkräften ab 6,4 Kilonewton verhindern. Laut Hersteller erlaube das das Erstellen großer Wandhöhen bei flexibler Wandgestaltung, „da im ‚Stressfall‘ die Rohrverbinder einen kraftschlüssigen Verbund herstellen und so die Wände vor dem Umfallen sichern“.

Eine Besonderheit bietet die RMS GmbH mit ihrem Lüra-System aus Stahlelementen. Dessen Rück-, Mittel- und Trennwände bilden durch eine Verriegelung untereinander eine Einheit. Die  stählernen Stellwände können nicht nur als Anschüttwand und Lagerbox dienen, sondern auch als Tragwerk für eine komplette Halle fungieren. „Mobil, modular aufbau- und erweiterbar lautet der Kerngedanke des Systems“, erläutert RMS-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Stephan Lüger diese Lagerungs- und Hallenbaulösung, die sich seit zwei Jahrzehnten bewährt hat.

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Ohne größeren Aufwand versetzbar

Es ist nur ein kleiner Schritt vom Freilager zum halboffenen Lager, das über keine Seitenwände verfügt, aber durch ein Dach abgedeckt ist. Die Überdachtung empfiehlt sich bei Lagerung von Maschinen, Rohren, Erzen oder Stahl und bietet sich auch zur Trocknung von Kompost an, der gute Belüftung braucht. Da sich die hier unterzubringenden Materialien ändern können, achten vielfach die Auftraggeber solcher Konstruktionen auf Flexibilität, schnelle Änderungsmöglichkeiten und Umsetzbarkeit individueller Wünsche. Wie im Falle der Dellschau Solid GmbH, die berichtete: „Besonders gut hat unserem Kunden gefallen, dass wir die Konstruktion sogar noch während der ohnehin kurzen Bauphase ändern und so seine individuellen Vorstellungen problemlos umsetzen konnten.“

Die Flexibilität eines halboffenen Lagers hängt von der Unterkonstruktion ab, die in den meisten Fällen aus variablen Betonblöcken besteht, die ohne größeren Aufwand versetzt werden können. „Speziell in Recyclingbetrieben ist es wichtig, sich ständig geänderten Bedingungen anzupassen“, weiß Solid-Geschäftsführer Robert Dellschau. „Denn das Aufkommen an recycelbarem Material ist nicht immer gleich. Da ist die flexible Einlagerung ein enormer Vorteil.“ Im Idealfall lassen sich dann die Schüttgutbox beliebig verlängern, ihre Wände erhöhen oder auch Box wie Hallenabdeckung mit wenig Aufwand demontieren und an anderer Stelle wieder aufbauen. Aus diesem Grund bieten teilweise auch die Hersteller von Betonblöcken die Aufrüstung von Freilagern auf halboffene Lager mit Überdachung an – darunter die erwähnten Produzenten von Legioblock, Büscher-Block und Multiblock – oder weisen zumindest auf die diesbezügliche Verwendbarkeit ihrer Produkte hin – wie jene von Megabloc, SystemBlock und Nestler-Block.

Fachleute hinzuziehen

Foto: Kroftman Structures B.V.

Allerdings geht die Aufrüstung einer Lagerbox auf ein halboffenes Lager in den meisten Fällen über einen bloßen Umbau mit betriebseigenem Instrumentarium hinaus. Das wird bereits bedingt durch die notwendige Auswahl einer auf die eigenen Kundenwünsche zugeschnittenen Dachkonstruktion. Zur Auswahl stehen hier zumindest Pultdach- und Bogendach-Lösungen, die sich in Zweckdienlichkeit, Material, Höhe und Gewicht unterscheiden. Und eventuell die Frage nach einem neuen Fundament oder einer neuen Unterkonstruktion aufwerfen. Nicht umsonst bietet beispielsweise Legioblock-Hersteller Jansen Betonwaren an, sich um das gesamte Bauprojekt vom Entwurf bis zum Aufstellen auf dem Bauplatz zu kümmern – inklusive Bauplan, Statik, Transport mit Aufbau, eventuellen Erdarbeiten und Überdachungen und unter Hinzuziehung von Architekten, Ingenieuren und Dachspezialisten, um „ein fachmännisches und zuverlässiges Resultat sicherstellen zu können“.

Die Möglichkeiten einer überdachten Lagerfläche beginnen beispielsweise mit einer einfachen und flexiblen Kombination von Multibloc-Steinen und einer Allzweck-Folienhalle mit Mehrfeld-Rundbögen des französischen Herstellers Richel. In ähnlicher Weise sind die Lagerhallen konstruiert, die die niederländische Kroftman Structures für den Selbstbau anbietet – mit kostenlos im Voraus herunterzuladender Bauzeichnung und Statik. Bei der Lüra-Bogenhalle werden auf die stählernen Stellwände verzinkte Stahl-Fachwerkträger montiert und mit einer Gewebeplane straff verspannt, um zu gewährleisten, dass es zu keiner Bewegung des Planenmaterials kommt. Und die Frisomat GmbH empfiehlt ihre offenen Recycling-Lagerhallen, die aus hochwertigem, kaltgewalzten Stahl bestehen und mit patentierter Montagetechnik errichtet werden.

Dachspannweite von 170 Metern

Der Übergang von diesen offenen Lagerungs-Konstruktionen zu geschlossenen Hallenbauten, wie sie beispielsweise der Systemhallenhersteller Tepe GmbH & Co. KG im Internet anbietet, ist kurz. Hier beginnt jedoch ein unüberschaubarer Markt an Lagerbau-Anbietern, die lediglich bei Sonderanfertigungen Bezug zum Schüttgut- beziehungsweise Recyclingsektor haben. Eine der wohl spektakulärsten Bauten in diesem Zusammenhang stand in der schweizerischen Gemeinde Kölliken. Dort wurde 2006 im Rahmen einer Totalsanierung auf dem Gelände der dortigen Sondermülldeponie eine Halle errichtet. Auf Pfählen, die man mit armiertem Beton verband (sogenannten Lisenen), wurden zwei Dutzend stützenfreie Bogenträger der Dachkonstruktion aufgesetzt. Die Halle erreichte eine Dimension von 198 Metern Länge und einer Dachspannweite von 170 Metern. Den Auftrag dafür erhielt das Stuttgarter Bauunternehmen Ed. Züblin AG.

Die genannten Materialien sind zu finden unter:

Megabloc: www.megabloc.de/portfolio
Systemblock: www.betonwerk-bbl.de/produkte/systemblock
Legioblock: www.legioblock.com/de
Büscher-Block: www.buescher-betonfertigteile.de/leistungen/b-block/ueberblick-buescher-block
Betonblock/Legoblock: www.betonblock.com/photo-video/?lang=de
Nestler-Block:  www.nestler-block.de/anwendungen/
Multibloc: www.multibloc.de
Lüra: www.rms-luera.de
Richel: www.shelterall.de
Kroftman: www.kroftman.de/schuttguthallen/produkte/schuttguthallen-415m/
Frisomat: www.frisomat.de/Stahlhallen/Recycling.aspx/Produkte

Foto: RMS GmbH

(EUR0317S11)