Das Problem mit dem Plastikmüll im Meer

Auf einer Veranstaltung in Berlin forderte der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) die Bundesregierung und die Wirtschaft dazu auf, in den nächsten zehn Jahren das Ende des Kunststoff-Zeitalters einzuläuten.

Jahr für Jahr gelangen mehr als zehn Millionen Tonnen Abfälle allein von Land in die Weltmeere. Wie dieses gewaltige Problem gelöst werden könnte, diskutierten der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), die Hochschule Magdeburg-Stendal und der Grüne Punkt mit Vertretern der Bundesregierung und des Umweltbundesamts sowie der Wirtschaft in Berlin. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Fragen, wie Kunststoffe in Zukunft aussehen könnten und wie verhindert werden kann, dass Plastikabfälle überhaupt ins Meer gelangen. Dabei wurden auch neue gemeinsame Ergebnisse des NABU-Projektes „Fishing for Litter“ vorgestellt.

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„Über zehn Millionen Tonnen Kunststoffe verarbeitet allein Deutschland jährlich. Genau so viel landet weltweit Jahr für Jahr allein von Land im Meer – mit tödlichen Folgen für Vögel und Fische. Wir fordern die Bundesregierung und die Wirtschaft auf, in den nächsten zehn Jahren das Ende des Kunststoff-Zeitalters einzuläuten. Dazu brauchen wir schnellstmöglich einen Ausstiegsplan, um den Verbrauch von Kunststoffen auch in Deutschland drastisch zu verringern“, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Organisation appellierte an die Bundesregierung, schon jetzt für Branchen mit besonders hohem Kunststoffverbrauch (wie der Verpackungsindustrie) konkrete Reduktions- und Ausstiegspläne aus dem Kunststoff zu erarbeiten und strengere ordnungsrechtliche Vorgaben zur Verwendung zu machen. Freiwillige Vereinbarungen der Industrie seien kein adäquates Mittel angesichts der Dimension des Problems.

Kunststoffabfälle als Wertstoffe begreifen

Landet Kunststoff im Meer, zerfällt dieser in immer kleinere Partikel –  eine Tüte beispielsweise in zehn bis 20 Jahren, eine Flasche in bis zu 450 Jahren. Wie dieser Zerfallsprozess abläuft und wie der Meeresmüll weiter verwertet werden kann, erforscht der NABU gemeinsam mit der Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Wissenschaftler untersuchen dabei Müll aus Nord- und Ostsee, den Fischer im Rahmen des NABU-Projekts „Fishing for Litter“ mit an Land bringen. Dazu zählen verlorene Fischernetze, Folien oder Verpackungen; über 20 Tonnen Abfälle insgesamt wurden bislang gesammelt. Professorin Gilian Gerke von der Hochschule Magdeburg-Stendal: „Kunststoff zerfällt im Salzwasser unterschiedlich schnell. Unter dem Mikroskop werden die Veränderungen auf der Oberfläche sichtbar. Teile fehlen, sie befinden sich irgendwo im Meer. Im schlimmsten Fall im Bauch eines Vogels oder Fisches“. Dabei könne der aus dem Meer zurückgeholte Kunststoff recycelt werden. Im Sinne der Ressourcenschonung sei das zwar erfreulich, doch sollte erst gar kein Abfall ins Meer gelangen.

Eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen die Müllkippe Meer kommt der Abfall- und Kreislaufwirtschaft zu. „Wir müssen endlich weltweit ein wirkungsvolles System zur Sammlung und Verwertung von Kunststoffen aufbauen, wie es in Deutschland bereits vorhanden ist. Das ist ein Schlüsselelement für gesunde Meere. Bei weitem nicht alle Länder der Erde verfügen über eine geregelte Abfallinfrastruktur. Um aber in funktionierende Sammel-, Sortier- und Verwertungssysteme zu investieren, müssen wir Kunststoffabfälle als Wertstoffe begreifen, die nicht ungeregelt in die Umwelt gelangen dürfen“, sagte Michael Wiener, CEO des Grünen Punkts. Ziel von „Fishing for Litter“ ist es, die Wege des Plastiks in die deutschen Meere zu analysieren und die gefischten Abfälle möglichst nachhaltig wiederzuverwerten. Im Sommer stellt der NABU weitere Ergebnisse des Projekts vor.

Foto: Stefan Sauer/NABU

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