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Das Projekt „Bioval“

Braurückstände: Potenzielle Inhaltstoffe für Plastikherstellung und chemische Industrie.

Beim Bierbrauen fallen europaweit im Jahr rund 400.000 Tonnen an Rückständen – in Fachkreisen auch Treber genannt – an. Nur ein Teil davon wird als Tierfutter wiederverwertet. Wie dieser Abfall als Rohstoff für die chemische Industrie oder als Quelle für pharmakologische Wirkstoffe genutzt werden kann, untersucht das Verbundprojekt „Bioval“ an der Technischen Universität Kaiserslautern. Wissenschaftlich verantwortlich sind Elke Richling, Werner Thiel und Roland Ulber.

Professor Thiel beschäftigt sich mit den im Treber enthaltenen Fetten, die letztlich aus den Gerstenkeimen stammen:  „In ihnen sind viele ungesättigte Fettsäuren enthalten, die die Hefen bei der Gärung nicht brauchen.“ Diese Stoffe möchte das Team um den Chemiker zunächst genauer identifizieren, um daraus Produkte für die Industrie aufbereiten zu können: „Zum Beispiel lässt sich daraus Glyzerin gewinnen, das in der chemischen Industrie vielseitig einsetzbar ist; aus den ungesättigten Fettsäuren kann man Vorprodukte für die Kunststoffherstellung erhalten. Für diese Fragestellungen werden wir die nötigen Katalysatoren entwickeln.“

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Roland Ulber, Elke Richling und Werner Thiel
(von links) – Foto: Thomas Koziel/TU Kaiserslautern

Professor Ulber will untersuchen, welche Substanzen anfallen, wenn die Rückstände weiter fermentiert werden: „Wir nutzen dazu verschiedene Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien. Die dabei anfallenden Stoffe wird im Anschluss Professorin Richling genauer unter die Lupe nehmen.“ Zunächst wird die Lebensmittelchemikerin und Toxikologin alle Substanzen oder Extrakte, die ihre Kollegen aus den Rückständen gewinnen, toxikologisch untersuchen. „Wir müssen uns rückversichern, dass von den Stoffen keinerlei Gefahr für die Gesundheit ausgeht“, sagt sie. Außerdem wird sich die Forscherin näher damit beschäftigen, wie die Substanzen den Zuckerstoffwechsel des Menschen beeinflussen. „Es gibt einige Hinweise darauf, dass verschiedene Stoffe aus dem Treber die Aufnahme von Zucker ins Blut unterbinden. Das werden wir überprüfen und uns anschauen, welchen Einfluss sie haben.“

Am Forschungsvorhaben sind auch Professor Claus Jacob von der Universität des Saarlandes sowie Wissenschaftler aus Luxemburg, Lothringen und Lüttich beteiligt. Der EU-Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fördert das Vorhaben. Das Projekt „Bioval“ geht im April an den Start und hat ein Budget von über drei Millionen Euro.

www.uni-kl.de [2]

Foto: Thomas Koziel/TU Kaiserslautern

(EUR0417S38)