Alles Shredder oder was?

Untersuchungen legen nahe, Altfahrzeug-Wertstoffe vor dem Zerkleinern besser zu separieren.

Zurzeit erreicht die Altauto-Verwertung und -Wiederverwendung in Deutschland mindestens 95 Prozent, davon mindestens 85 Prozent stoffliche Verwertung und Wiederverwendung. Dennoch finden sich in der Shredderleichtfraktion noch Anteile von Kunststoffen, Elastomeren, Glas und Metalle im zweistelligen Prozentbereich. Auch werden bei der Fahrzeugherstellung  Platingruppenmetalle verbaut, die in der EU zu den kritischen Rohstoffen zählen. Bestehen hier Potenziale an Wertstoffen, die durch andere Verwertungsrouten geborgen werden könnten?

Verluste in Mengen und Qualität

Zweifelsohne gibt es bei der Altauto-Verwertung eine Reihe von Schwachstellen. Das trifft auf die Eisen- und Stahl-Rückgewinnung noch am wenigsten zu. Hier entstehen nur leichte Verluste durch Shredderleichtfraktion oder über die Kupferroute. Fremdstoffe wie Nickel, Molybdän und Palladium werden im Stahl gelöst und mit ihm im Produkt ausgetragen. Die Separation von Stahllegierungen mit erhöhten Chrom-Nickel- oder Chrom-Nickel-Molybdän-Gehalten wird bereits praktiziert. Lediglich Kupfer kann in bestimmten Mengenanteilen die Verwendungsmöglichkeiten des Shredderschrotts beschränken. Durch Demontage von Kabelbaum und Elektronik vor dem Zerkleinern lässt sich der Kupfergehalt aber deutlich reduzieren.  Das im Shredder-Output auftretende Aluminium-Gemisch besteht aus Guss- und Knetlegierungen, wird zu Sekundäraluminium umgeschmolzen und als Gusslegierung eingesetzt. Die Knetlegierung verliert dadurch ihre Eigenschaften zur Kaltumformung. Eine Trennung von Guss- und Knetlegierungen wird im Altautorecycling zurzeit nicht betrieben. Die Kontamination der Kupfergehalte im Shredderschrott stellt für die spätere Kupferrückgewinnung kein Hindernis dar; allerdings kann es zu Verlusten beim Austrag anderer Fraktionen kommen.

Edelmetalle gehen verloren

Edelmetallhaltige Fraktionen aus der Shredderleichtfraktion lassen sich bei der Kupferrückgewinnung über pyrometallurgische Verfahren prinzipiell separieren. Jedoch kann eine zu starke Zerstörung edelmetallhaltiger Bestandteile wie Leiterplatten bei weniger differenzierten Post-Shredder-Technologien dazu führen, dass erhebliche Verluste auftreten. Bei Gold wird von Verlustraten von bis zu 75 Massenprozent gesprochen. Gleiches gilt für Antimon. Andere Edelmetalle wie Tantal sowie Gallium und Seltenerdmetalle wie Cer, Lanthan, Neodym und Dysprosium kommen in zu geringen Konzentrationen vor oder erfordern Rückgewinnungsprozesse, die zurzeit nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Diese Edelmetalle gehen verloren. Im Gegensatz zu den Platingruppenmetallen Platin, Palladium und Rhodium, die hauptsächlich aus Katalysatoren noch vor dem Zerkleinern wirtschaftlich gewonnen werden.

Ungeshreddertes Glas aus Altfahrzeugen kann zur Herstellung von Flachglas eingesetzt werden. Glas aus dem Shredder-Output dient nur mehr als Füllmaterial. Eine Separierung von Kunststoffen wie Stoßfängern vor dem Zerkleinern zur stofflichen Verwertung findet nur selten statt. Auch werden Kunststoffe nach dem Zerkleinern hauptsächlich energetisch genutzt; die in geringem Umfang vorgenommenen Post-Shredder-Trennungen von Kunststoffen führen nur zu minderen Qualitäten.

Optimierung empfohlen

In der Bilanz empfehlen sich folglich Wertstoffe wie Kunststoffe und Glas, Eisen, Aluminium und Kupfer sowie Edelmetalle für eine Optimierung der aktuellen Verwertungspraxis. Für ungeshreddertes Kupfer besteht laut Altfahrzeugverordnung bereits eine Montagepflicht. Post-Shredder-Kupfer befindet sich jedoch zu rund 60 Prozent im Kabelstrang und lässt sich nur aufwändig separieren. Hier wäre eine absolute Demontagepflicht für den Hauptkabelstrang zu überlegen. Da das Ressourcenprogramm ProgRess II den möglichst weitgehenden Ausbau der Fahrzeugelektronik aus Altfahrzeugen bis 2020 formuliert, empfiehlt sich hier ebenso eine – absolute oder relative – Demontagepflicht für Motorenteile, Steuergeräte und Sensoren. Auch sind Impulse, um saubere und sortenreine Kunststofffraktionen zur werkstofflichen Verwertung zu gewinnen, als sinnvoll anzusehen; allerdings sollten dabei die unterschiedlichen Kunststoffsorten sowie ihre spätere Verwendung als Sekundärrohstoff beachtet werden.

Praktisch noch nicht umgesetzt

Anzeige

Desgleichen könnte die Separation und Verwertung von Fahrzeugglas gefördert wurden – durch eine andere Berechnung der betrieblichen Demontagequote oder durch stärkere Verpflichtungen zum Glasausbau. Zu den Maßnahmen könnte auch die Ausweitung der Separationspflicht für Aluminium-Knetlegierungen beitragen, deren Trennung von Gusslegierungen für technisch möglich gilt, aber praktisch noch nicht umgesetzt wurde. Und schließlich wäre für Post-Shredder-Fraktionen, die als Bergversatz, Deponiebaustoff oder Deponiematerial vorgesehen sind, eine Obergrenze an Metallgehalt einzuführen: So könnten Shredderrückstände mit wertvollen metallischen Gehalten als Sekundärrohstoffe wiedergewonnen werden.

Der Artikel ist eine Kurzfassung von „Altfahrzeuge – Verwertungsquoten 2015 und Hochwertigkeit der Verwertung“, erschienen in: Karl J. Thomé-Kozmiensky, Daniel Godmann (Hrsg.), Recycling und Rohstoffe, Band 190, Neuruppin 2017, ISBN 978-3-944310-34-3.

Foto: O. Kürth

(EUR0517S20)