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Schrottmarktbericht: Wenig Begeisterung

Nach zum Teil zähen Verhandlungen blieben die Preise im Berichtsmonat Mai je nach Sorte und Werk unabhängig von der Region unverändert oder die Schrottanbieter mussten Abschläge von 2 bis zu 10 Euro pro Tonne akzeptieren. Je länger sich die Verhandlungen hinzogen, desto höher waren die Reduzierungen.

Die meisten Werke konnten Preisspitzen abbauen, obwohl Neuschrott durchaus gesucht war und der Handel übereinstimmend über einen eher schwachen Zulauf berichtete, der nicht so recht zu den offiziellen positiven Nachrichten der Realwirtschaft passt. Der erhöhte Neuschrottbedarf resultiert unter anderem aus der guten Auslastung und dem höheren Bedarf in den Werken im Westen Deutschlands. Gute Altschrottqualitäten waren ebenfalls gesucht. Es verstärkt sich der Eindruck eines rückläufigen Schrottentfalls als Folge der zunehmenden Deindustrialisierung. Außerdem sind die Produzenten aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, die Produktion zu optimieren und damit auch den Abfall zu minimieren.

Aus Handelskreisen verlautete, alle angebotenen Mengen seien verkaufsfähig gewesen. Angebot und Nachfrage waren ausgeglichen. Der hohe Schrottbedarf innerhalb Europas verhinderte eine Absenkung der Preise auf das Niveau des Tiefseemarktes. Die türkischen Schrottnachfrager sind seit Anfang Mai ständig, aber unauffällig im Markt präsent. Sie versorgten sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den verschiedenen Beschaffungszentren Nordamerikas sowie Nord- sowie Kontinentaleuropas. Durch diese kluge Einkaufspolitik konnten sie ihre Importpreise im Mai relativ stabil halten, wie in der Grafik unten rechts zu sehen. Die türkische Produktion wird derzeit vom starken Inlandsverbrauch getrieben, wodurch die Werke die inländischen Preise deutlich gegenüber den Exportpreisen erhöhen konnten, verbunden mit einem positiven Effekt für die Margen. Bisher sind extreme Preisbewegungen ausgeblieben, die wie im vergangenen Jahr erhebliche Marktverwerfungen zur Folge hatten. Während die deutschen Flachstahlhersteller von den Antidumpingmaßnahmen der EU profitieren können, sehen sich einige Baustahlproduzenten einem immer schärferen Wettbewerb durch Konkurrenten aus dem EU-Raum und aus Drittländern ausgesetzt. Hinzu kommt, dass die Stahlverbraucher nur die Mengen kaufen, mit denen sie ihren unmittelbaren Bedarf decken können, da sie im Hinblick auf die konjunkturell schwächeren Sommermonate sinkende Preise erwarten. Einige Hersteller nahmen daher im Laufe des Monats ihre Verkaufspreise zurück.

Nachbarländer

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Quelle: bvse

Nach wie vor warten südeuropäische Betonstahlanbieter auf die Vergabe der Importlizenzen des algerischen Staates. Die dadurch fehlenden Exportmöglichkeiten spanischer und italienischer Hersteller haben dazu geführt, dass sie – wie schon erwähnt – verstärkt Mengen in der EU zu Kampfpreisen anbieten. Denn trotz der fehlenden Absatzmöglichkeiten haben beispielsweise die Italiener laut worldsteel ihre Rohstahlproduktion im Zeitraum Januar bis April 2017 im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um 200.000 Tonnen erhöht. Die Nachfrage nach deutschem Schrott war im Mai zum Teil deutlich geringer als im Vormonat, da unter anderem ein großer Schrottverbraucher wegen einer Modernisierung, die länger als vorgesehen dauerte, kaum Schrott in Deutschland nachfragte. Die übrigen Werke haben die Altschrottpreise um rund 5 Euro pro Tonne gegenüber dem Vormonat zurückgenommen, während es bei den Neuschrottpreisen in der Regel keine Veränderung gab. Der Verbraucher in Luxemburg kaufte seinen Neuschrottbedarf zu unveränderten Preisen ein und reduzierte die Altschrottpreise um 5 Euro pro Tonne. Die Angaben über den Bedarf waren unterschiedlich.

Französische Verbraucher senkten die Preise gegenüber dem Vormonat um 10 Euro pro Tonne, während die Abschläge in den Niederlanden bei rund 5 Euro pro Tonne lagen. Laut Berichten aus Handelskreisen verfügen die Tiefseelager über keine hohen Bestände. Das Schrottangebot aus Polen und Tschechien war geringer als erwartet, denn bei Preisreduzierungen von durchschnittlich 5 Euro pro Tonne blieben die angebotenen Mengen überschaubar. In der Schweiz konnten die Werke den Schrott aus Deutschland zu unveränderten Preisen einkaufen. Auch im Vereinigten Königreich blieben die Neuschrottpreise wegen der guten Nachfrage stabil, während die Altschrottsorten je nach Qualität 8 bis 18 Euro pro Tonne einbüßten.

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Deutschland, Basisjahr 2010 = 100, Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis

Gießereien

Bei guter Auslastung und einem damit verbundenen hohen Schrottbedarf bezahlten die Gießereien für den frei verhandelten Schrott gegenüber dem Vormonat unveränderte bis leicht rückläufige Preise. Die hohe Nachfrage nach besonderen Qualitäten ließ erkennen, dass Schrott gegenüber Roheisen nach wie vor bevorzugt wird. Spürbar war aber auch, dass die Gießereien nur die Mengen kaufen, die sie unbedingt brauchen.

Schlussbemerkungen

Die guten Schrottverkaufsmöglichkeiten im Berichtsmonat Mai wurden durch logistische Schwierigkeiten belastet. Die mangelnde Fähigkeit oder möglicherweise der mangelnde Wille der Bahn, eine ausreichende Menge an Waggons am richtigen Ort zuzustellen, verursachte sowohl bei den Versendern als auch den Empfängern nicht unerhebliche Probleme. Zudem verknappt der hart geführte Wettbewerb der osteuropäischen mit den inländischen Spediteuren in einigen Regionen den Frachtraum und erfordert von Schrotthändlern ein hohes Maß an Flexibilität. Erfreulich ist die von den Werken für den kommenden Monat angezeigte hohe Auslastung verbunden mit einem hohen Schrottverbrauch. Unter aktuellen Gesichtspunkten erwarten die befragten Marktteilnehmer überwiegend unveränderte bis leicht rückläufige Preise.

Redaktionsschluss 23.05.2017, BG-J/bvse

(Alle Angaben/Zahlen ohne Gewähr)

Foto: O. Kürth

(EUR0617S30)

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