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Frankreich öffnet Markt für Verpackungsrecycling

Ab 2018 wird es in Frankreich zwei Herstellerzusammenschlüsse für die Entsorgung von Verpackungsabfällen geben. Seit der Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung 1992 lag die Zuständigkeit allein bei Eco-Emballages.

Die Zulassung des Wettbewerbers Léko im Mai 2017 wird nun zu mehr Wettbewerb führen. Initiator von Léko ist die Firma Valorie, eine Filiale des Kölner Recyclingunternehmens Reclay. Vergleichbar mit dem System des Grünen Punktes in Deutschland wurden in Frankreich seit 1992 Institutionen geschaffen, die Abfälle einer Wiederverwertung zuführen sollen. Maßgebliche Akteure sind dabei Herstellerzusammenschlüsse, die eine Entsorgungsabgabe von den Unternehmen einsammeln, die die betreffenden Stoffe in Verkehr bringen, und mit diesen Mitteln die Sammlung und Entsorgung steuern.

Im Bereich Verpackungen lag diese Aufgabe bislang bei Eco-Emballages beziehungsweise bei deren Filiale Adelphe für Glasverpackungen. Gesetzlich ist die Übertragung der Verantwortung auf mehrere Organisationen seit jeher möglich. Bei anderen Abfallkategorien, etwa bei der Verwertung von Elektroschrott, ist dies auch bereits der Fall. Mit der Zulassung von Léko wird es ab dem 1. Januar 2018 auch bei der Entsorgung von Verpackungen mehrere Anbieter geben. Pro Jahr werden von den Unternehmen rund 700 Millionen Euro Entsorgungsbeitrag gezahlt.

Chancen und Risiken

Nach Presseberichten strebt Léko im ersten Jahr einen Marktanteil von zehn Prozent an und will diesen bis 2022 auf 20 Prozent steigern. Die Zulassung für Rücknahmesysteme wird in Frankreich für jeweils sechs Jahre vergeben. Nach Unternehmensangaben hat Léko das Ziel, transparente, kosteneffiziente und kundenorientierte Strukturen zu schaffen – konkret: den Lizenzierungsvorgang für Unternehmen so einfach wie möglich zu gestalten.

Auch Eco-Emballages kündigte im Mai 2017 eine Vereinfachung der Verfahren an. Das bestehende System der Meldung ist relativ kompliziert, weshalb viele Firmen hierzu externe Dienstleister wie die deutsch-französische Industrie- und Handelskammer engagieren. Inwieweit sich die Verfahren in der neuen Wettbewerbssituation ab 2018 tatsächlich vereinfachen, bleibt abzuwarten. Gesetzliche Vorgaben und ein detaillierter technischer Anforderungskatalog setzen den Akteuren Grenzen. Zu Recht, meinen Experten, um nicht das Tor zu öffnen für eine Low-Cost-Entsorgung mit Qualitätseinbußen, etwa bei der Sortierung des gesammelten Abfalls. Zukünftig konkurrieren beide Systeme um die Beiträge der Unternehmen einerseits und um die Verantwortung für die Sammlung und Entsorgung der Verpackungsabfälle andererseits. Beide Größen müssen gegebenenfalls durch Verrechnung in Übereinstimmung gebracht werden.

Problem Kunststoffrecycling

Übergeordnetes Ziel ist die Erhöhung der Recyclingquote. Bis 2022 soll diese bei Verpackungen von aktuell 68 auf 75 Prozent steigen, ein Wert, der auch schon für 2012 anvisiert worden war. Wichtige Stellgröße ist dabei der Anteil der dem Recycling zugeführten Kunststoffe. Bei der bisherigen Form der Abfalltrennung in Frankreich wurden lediglich Flaschen, Flacons und Pappverpackungen in die Wertstofftonne gegeben. Nach und nach werden nun auch alle anderen Kunststoffverpackungen in die Sammlung mit einbezogen. Das macht umfangreiche Modernisierungen bei Sortieranlagen notwendig.

Die in den Jahren 2018 bis 2022 voraussichtlich 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro Investitionen werden zu einer Konsolidierung der Anlagen führen, da sich die Ausgaben für kleinere Standorte in den meisten Fällen nicht rentieren. Experten schätzen, dass die Zahl der Sortierzentren von 207 Ende 2016 auf rund 130 im Jahr 2022 zurückgehen wird. Die Beauftragung der Sortierzentren erfolgt mittels Ausschreibungen. Die beiden Rücknahmesysteme planen in den kommenden Jahren drei Runden: voraussichtlich 2018, 2019 und 2021. Für begleitende Maßnahmen, zu denen auch die Modernisierung gehört, sollen 150 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Fusion beim Papierrecycling

Keinen direkten Bezug zur bevorstehenden Marktöffnung hat – nach Aussage des Präsidenten von Eco-Emballages gegenüber der Wirtschaftspresse – der Zusammenschluss von Eco-Emballages und dem kleineren Rücknahmesystem Ecofolio, das für das Papierrecycling zuständig ist, auch wenn einige Beobachter das anders sehen. Da Papier, Pappe und Kunststoffverpackungen vielerorts gemeinsam gesammelt und in Sortierzentren getrennt werden, erscheint eine Zusammenfassung der Dienstleistungen durchaus sinnvoll. Beim Ausbau der Anlagen gehen Experten davon aus, dass es mehr zweistufige Verfahren geben wird, die zunächst faserhaltige Materialien wie Papier, Pappe und Holz aussondern und in einer zweiten Stufe verschiedene Kunststoffarten trennen.

Verfasser: Marcus Knupp
Quelle: Germany Trade & Invest

Foto: Eco-Emballages/William Alix /Sipa Press

(EU-Recycling 08/2017, Seite 24)