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Heterogenes Bild beim Baustoffrecycling in Europa

Die European Quality Association for Recycling e.V. (EQAR) stellt sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen für das Baustoffrecycling in Europa fest und befürchtet in diesem Zusammenhang neue gesetzliche Hürden.

Das machte die diesjährige Mitgliederversammlung in Brünn deutlich. Während in einigen Mitgliedstaaten wie in den Niederlanden, Italien und Österreich für sämtliche Recyclingbaustoffe der Produktstatus gilt, liegt das Abfall-Ende für Recyclingbaustoffe in anderen Mitgliedstaaten noch in weiter Ferne. „Der Produktstatus für qualitätsgesicherte Recyclingbaustoffe stellt jedoch den Schlüssel für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft Bau in Europa dar“, betonte EQAR-Präsident Manfred Wierichs. Die jahrzehntelange Praxis in Europa habe gezeigt, dass qualitätsgesicherte Recyclingbaustoffe Primärbaustoffen weder in technischer Hinsicht noch bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit nachstehen: „Denn Akzeptanz im Markt finden nur Recycling-Bauprodukte und nicht rezyklierter Abfall.“

Immer noch kein Binnenmarkt

Hinsichtlich Anforderungen und Prüfung der Umweltverträglichkeit von Recyclingbaustoffen ist ebenfalls eine große Heterogenität in den Mitgliedsstaaten festzustellen. Obwohl Recyclingbaustoffe nach hEN 13242, hEN 13285 und hEN 13620 europäisch harmonisierte Bauprodukte darstellen, existiert wegen der in den Normen fehlenden Leistungsmerkmale zur Feststellung der Umweltverträglichkeit immer noch kein europäischer Binnenmarkt für Recyclingbaustoffe. Dabei wäre im Bereich der Binnenmarktgrenzen ein regionaler Austausch sowohl von Inputmaterial als auch von aufbereiteten Recyclingbaustoffen sinnvoll und hätte erhebliche positive Effekte für das Baustoffrecycling in Europa. Wierichs: „Berücksichtigt man die Gesamtlänge der EU-Binnengrenzen, so würde ein einheitlicher europäischer Produktstatus für Recyclingbaustoffe einen zusätzlichen Absatzmarkt eröffnen, der nahezu 25 Prozent der Gesamtfläche der EU-Mitgliedsstaaten umfasst.“

Da die Europäischen Prüfnormen zur Bestimmung der Freisetzungsrate umweltschädigender Substanzen aus Baustoffen kurz vor ihrer Veröffentlichung stehen, sollte eine Bewertung der Umweltverträglichkeit durch die Einführung entsprechender Leistungsmerkmale in den einschlägig europäisch harmonisierten Bauproduktnormen – bei gutem Willen – binnen weniger Jahre möglich sein. Dabei sollten entsprechende Leistungsstufen und -klassen für die Umweltverträglichkeitsmerkmale definiert werden, die sowohl die europaweite Vermarktung als auch europaweite Verwendung von Recyclingbaustoffen nach EU-Bauproduktenverordnung ermöglichen. Die EQAR fordert die EU-Kommission auf, eine diesbezügliche europäische Normung voranzutreiben, und warnt vor dem Aufbau neuer Hürden für das Baustoffrecycling.

So haben Untersuchungen in Tschechien und Italien gezeigt, dass das sogenannte HP-14-Kriterium zur Überprüfung der Ökotoxizität für mineralische Bau- und Abbruchabfälle ohne Relevanz ist. Es steht jedoch zu befürchten, dass dieses Prüfkriterium zukünftig auch auf Recyclingbaustoffe mit entsprechenden zusätzlichen Prüfkosten und hohem Zeitaufwand anzuwenden ist. Anstatt für Recyclingbaustoffe weitere, sie gegenüber Primärbaustoffen diskriminierende Hemmschwellen zu errichten, sollte eher ein Mindeststandard für die Qualitätssicherung von Recycling-Baustoffen in allen EU-Mitgliedsstaaten realisiert und die unsachgerechte Deponierung von Bauschutt unterbunden werden.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 09/2017, Seite 5)

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