Bauen nach dem Kreislaufprinzip

Etwa 130 Fachleute und Bürger diskutierten auf einer Tagung im Juli in Aachen über Möglichkeiten und Anwendungsgebiete für das zukünftige Bauen.

Die Frage, wie man den Aspekt „kreislaufgerecht“ bei Gebäuden praxisfreundlich bewerten kann, wird in Fachkreisen intensiv diskutiert. Matti Wirth, Projektleiter bei der IRR GmbH, erläuterte: „Das zukünftige Bauen funktioniert nach dem Kreislaufprinzip. Deshalb bringen wir schon heute Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Rückbau, Recycling, Baustoffproduktion bis hin zum Planen und Bauen zusammen.“ Seit 2016 werden im Rahmen eines IRR-Projektes Entwicklungsmöglichkeiten im Rheinischen Revier erweitert. Professorin Annette Müller von der Bauhausuniversität Weimar erarbeitet zusammen mit der Ingenieurberatung Bimolab gGmbH und in enger Abstimmung mit der IRR eine Potenzialstudie für das Projekt: „Das Recycling von mineralischen Baustoffen bietet ein hohes Einsparpotenzial von natürlichen Ressourcen. Im Rheinischen Revier entstehen hierzu besondere Chancen. Zukünftig soll hier ein Modellstandort für hochwertiges Recycling betrieben, neue Produkte an den Hochbau vermarktet und somit vorhandene Marktlücken geschlossen werden.“

Umdenken in der Planung

Fotos: IRR

Felix Heisel vom Fachgebiet Nachhaltiges Bauen des Karlsruher Instituts für Technologie forderte Architekten zum Umdenken in der Planung auf. Ein mit dem Architekturbüro Werner Sobek in der Schweiz geplantes Gebäude sei im Bau und zeige neue Möglichkeiten: „Alle Bauteile sind hier dekonstruier- und sortenrein trennbar, um eine Wiederverwendung von Materialien sicher zu stellen. Nur so können Gebäude in der Zukunft als Materiallager dienen“. In der begleitenden Ausstellung stellten Unternehmen und Forschungsverbünde kreislaufgerechte und somit ressourcenschonende Bauprodukte vor, die bereits auf dem Markt sind oder noch entwickelt werden. Das Spektrum war vielseitig und reichte von rezyklierten Gesteinskörnungen, also Rohstoffen aus abgebrochenem Beton und Mauerwerk, über Recyclingbeton, Produkte aus Feinfraktionen, demontierbare Wärmedämmverbundsystemen bis hin zum Teppich aus Materialmengen, die ansonsten hätten auf der Deponie eingelagert werden müssen. Die ausgestellten Produkte deckten das Spektrum für ein kreislaufgerechtes Haus, vom Rohbau bis zum Innenausbau, ab.

Veranstalter der Tagung war die IRR – Innovationsregion Rheinisches Revier GmbH in Kooperation mit der RWTH Aachen, Juniorprofessur für Rezykliergerechtes Bauen und der Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft Indeland GmbH.

Foto: IRR – Innovationsregion Rheinisches Revier GmbH

(EU-Recycling 09/2017, Seite 15)

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