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Recycling von Ziegelbruch

Die stoffliche Verwertung keramischer Abfälle ist weitgehend etabliert. Mittelfristig muss die Baustoffindustrie Produkte entwickeln, die nicht nur alle Anforderungen ihrer primären Anwendung erfüllen.

In Deutschland fallen jedes Jahr im Durchschnitt rund 220.000 Tonnen Brennbruch aus der keramischen Produktion und circa zehn Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle aus Ziegel an, so die Erkenntnisse des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V. in Bonn. Brennbruch wird zu 31 Prozent in der Produktion verwertet, zu 27 Prozent in Gruben (zur Füll- und Wegebefestigung) und zu vier Prozent im Straßenbau eingesetzt. Des Weiteren dient Brennbruch zu 28 Prozent als Ziegelsand auf Sportplatzen und zu drei Prozent im Vegetationsbau sowie als Pflanzensubstrat. Die sonstige Nutzung macht sieben Prozent aus. Als Zuschlagstoff für Ortbeton findet Brennbruch den Angaben nach keine messbare Verwendung.

Wenn die Herkunft bekannt ist

Gegenwärtig werden zum Beispiel in der Dachziegelproduktion ein bis drei Prozent Brennbruch und in der Hintermauerziegelproduktion zehn bis 15 Prozent Brennbruch eingesetzt. Standortabhängig ist eine Substitution von circa 20 Masseprozent in der Rohstoffmischung für die Mauerziegelproduktion ohne Qualitätsverlust möglich. Die Aufbereitung von Ziegelabbruch erfolgt mit mobilen Prall- und Backenbrecher. Bundesweit sind dazu circa 2.000 Anlagen im Einsatz. Mauerziegel sind nachweislich mit gesundheitlich unbedenklicher, biolöslicher und damit nicht mehr gefährlicher Mineralwolle verfüllt. Unverputzte Ziegel lassen sich über ihre produktspezifische Signierung im Prinzip bis zum Ziegelproduzenten rückverfolgen.

Bei der Wiederverwendung von Ziegeln als Bauprodukt besteht gemäß der Bauproduktenverordnung (BauPVO) keine Verpflichtung zur Erstellung einer Leistungserklärung oder Kennzeichnung mit dem CE-Zeichen. Nach den Bauordnungen der einzelnen Bundesländer dürfen Ziegel nur wiederverwendet werden, wenn diese die gesetzlichen Anforderungen einhalten und gebrauchstauglich sind. Die Materialkennwerte können – wie bei neu hergestellten Bauprodukten – mit den genormten Prüfverfahren bestimmt werden. Hierbei ist immer auch die verbleibende technische Lebensdauer der historischen Bauprodukte zu berücksichtigen. Grundsätzlich dürfen bei der Verwendung gebrauchter Bauprodukte keine schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu erwarten sein. Allein wenn die Herkunft der Ziegel bekannt ist, kann per Augenschein schon eine Vorabbewertung vorgenommen werden. Ziegel aus Stallungen oder Kaminmauerwerk sind nicht zur Wiederverwendung geeignet. Im Zweifelsfall sollte eine Materialanalyse durchgeführt werden.

Wo es Potenziale gibt

Die Verwertung keramischer Abfälle ist in der Praxis bereits weitgehend etabliert. In Recyclinggemischen können Ziegelanteile von bis zu 30 Masseprozent enthalten sein, ohne dass es zu entscheidenden Verschlechterungen der technischen Eigenschaften für die Verwendung in Trag- und Frostschutzschichten im Straßenbau kommt. Aufgrund der hohen Porosität und Kornfestigkeit ist Ziegelbruch besonders gut geeignet für die Anwendung im Vegetationsbau und als Baum-, Pflanz- und Dachsubstrat. Aus Ziegelsand werden die obersten Spielbeläge im Sport- und Tennisplatzbau hergestellt. Ein großes Verwertungspotenzial für rezyklierte Zuschläge aus Ziegelbruch würde sich in der Herstellung von Recyclingbeton erschließen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Ausschreibung öffentlicher Bauvorhaben zwingend die Verwendung von Recyclingbeton vorgibt. Vergleichbar mit der gesetzlichen Verpflichtung zur Verwendung regenerativer Energien sollten zumindest öffentliche Auftraggeber zur ressourcenschonenden Beschaffung verpflichtet werden.

Die Technologien zum Trennen von Baumischabfällen, wie zum Beispiel die sensorgestützten Verfahren der Farberkennung und Nahinfrarottechnik, müssen für einen wirtschaftlichen Einsatz in der Großanwendung weiterentwickelt werden. Andererseits: Wenn eine Trennung technisch und wirtschaftlich nicht mehr möglich ist – das gilt insbesondere für die große Fraktion der Feinanteile – sollten Technologien wie die Herstellung von granulierten Leichtzuschlägen bis zur Marktreife weiterentwickelt werden. Auch hier gilt, dass neben der technischen Machbarkeit auch ein Absatzmarkt für Recyclingbaustoffe vorhanden sein muss.

Hilfsweise kann die Industrie Interimskonzepte für die Rückführung und Verwertung ihrer Produkte anbieten, wo zum Beispiel Lösungen aufgrund der noch zu gering anfallenden Abfallmengen fehlen. Mittelfristig muss die Baustoffindustrie Produkte entwickeln, die nicht nur alle Anforderungen ihrer primären Anwendung erfüllen, sondern auch nach der ersten Nutzungsphase entweder als Rohstoff­ersatz oder möglichst hochwertig als Recyclingprodukt in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.

Der Artikel ist eine Zusammenfassung des Vortrags „Ziegelabbruch – Möglichkeiten und Grenzen der stofflichen Verwertung“ von Dieter Rosen, Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V., auf dem bvse-Mineraliktag 2017 in Würzburg.

Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de

(EU-Recycling 09/2017, Seite 17)