- EU-Recycling - https://eu-recycling.com -

Handlungsfelder für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Robotik oder Assistenzsysteme sollen in der Industrie 4.0 entlasten und unterstützen; sie bergen aber auch neue Unfallrisiken, können die Menschen überfordern oder in falscher Sicherheit wiegen.

Die industrielle Arbeitswelt verändert sich hin zu einer Industrie 4.0. Betroffen sind alle Bereiche von Produktion, Logistik und Transport. Auf welchen Feldern durch neue Risiken Handlungsbedarf für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit besteht, aber auch wo sich neue Möglichkeiten für Sicherheit und Gesundheit ergeben, beschreiben die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und ihr Spitzenverband, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), in einem Präventionspapier. Es dient als „Kursbuch“ für die Prävention der kommenden Jahre.

Ein unterschiedlich schneller Prozess

Rund 15 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hängen direkt oder indirekt von der produzierenden Wirtschaft ab. Sie alle verändern sich – mehr oder weniger stark –, weil Digitalisierung Menschen, Maschinen, Prozesse, Daten und letztlich Produkte immer enger vernetzt. Kooperative Systeme aus Technik und Mensch, die auch künstliche Intelligenz einbeziehen, sind charakteristisch für das, was wir als Industrie 4.0 bezeichnen. „Weil die Branchen unterschiedliche Technologieniveaus haben, verläuft der Prozess hin zu einer Industrie 4.0 unterschiedlich schnell“, sagt Dr. Michael Huelke, Experte für neue Technologien im Institut für Arbeitsschutz (IFA) der DGUV. Die Frage, ob und inwieweit Sicherheit und Gesundheit von Beschäftigten dadurch beeinträchtigt oder auch befördert werden können, stelle sich aber grundsätzlich. Huelke: „Denken wir beispielsweise an Robotik oder Assistenzsysteme wie Datenbrillen: Sie sollen entlasten und unterstützen; sie bergen aber auch neue Unfallrisiken, können die Menschen überfordern oder in falscher Sicherheit wiegen.“

Technologiebezogene Fragen stehen für die gesetzliche Unfallversicherung im Zentrum der Präventionsüberlegungen: Wie lässt sich Datensicherheit in hoch vernetzten Systemen gewährleisten und aktuell halten? Welche Konzepte ermöglichen eine verlässliche Risiko- und Gefährdungsbeurteilung von sich selbst organisierenden Maschinen und Anlagen? Welchen Einfluss haben Assistenzsysteme auf das Risikoverhalten der Beschäftigten? Huelke: „Ein weiterer Blick gilt der Organisation. Das heißt, dass wir Arbeitsbedingungen noch stärker ganzheitlich beurteilen müssen. Die selektive Betrachtung von Einzelaspekten – nur Sicherheit, nur Ergonomie oder nur kognitive Belastung – wird den komplexen Zusammenhängen in Industrie 4.0 nicht mehr gerecht.“

Bild: Karoline Gorman-Rigaud/DGUV

(EU-Recycling 09/2017, Seite 30)