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DUH-Studie wertet E-Schrott-Sammelsysteme als mangelhaft

Händlern wird empfohlen, ihre Zusammenarbeit mit Rücknahmesystemen sorgfältig nach ökologischen und ver­braucherrelevanten Kriterien zu prüfen.

Viele Sammelsysteme für Elektroaltgeräte sind verbraucherunfreundlich, passiv, arbeiten nicht flächendeckend und stellen sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Dies ist das Ergebnis einer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) durchgeführten Untersuchung. Elf Anbieter von Sammelsystemen für Elektroaltgeräte wurden einer Überprüfung unterzogen und dazu aufgefordert, ihre Aktivitäten auf ein sehr gutes Niveau anzuheben. Scheinsysteme, die eine Sammlung nur alibimäßig vorgaukeln, dürfe es nicht geben. Die Organisation empfiehlt Händlern, ihre Zusammenarbeit mit Rücknahmesystemen sorgfältig nach ökologischen und verbraucherrelevanten Kriterien zu überprüfen.

Den Studienergebnissen nach bietet derzeit kein untersuchtes Rücknahmesystem eine einfache und flächendeckende Sammlung für alle Gerätearten an. Etwa die Hälfte der Rücknahmesysteme setzt überwiegend auf den Postversand zur Altgeräterücknahme. Die DUH kritisiert diesen Ansatz aufgrund von Datenschutzbedenken, des hohen Aufwands für eine sichere Verpackung und eines steigenden Lieferverkehrs. Besonders problematisch sei der Paketversand entzündbarer Altbatterien und schadstoffhaltiger Altlampen. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Damit Verbraucher deutschlandweit ihren Elektroschrott einfach und korrekt entsorgen können, muss es in jedem der etwa 8.000 Postleitzahlgebiete eine stationäre Sammelstelle geben. Viele Rücknahmesysteme erreichen diese Zahl nicht einmal annähernd. Aber auch Systeme mit augenscheinlich mehr Sammelstellen entpuppen sich bei näherer Betrachtung oft als Scheinlösung: Sie fordern Verbraucher dazu auf, ihnen den Elektroschrott per Paket zu schicken. Der Postversand ist jedoch sehr umständlich und bedeutet ein unkalkulierbares Risiko. Am Ende haftet schnell der Versender, wenn ein alter Laptop während dem Pakettransport Feuer fängt und hohen Sachschaden verursacht.“

Große Unterschiede in der Bereitstellung von Informationen

Wie Philipp Sommer, stellvertretender Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH, erklärt, schließen nicht alle Sammelsysteme Altbatterien und Altlampen vom Postversand aus. Dies sei jedoch notwendig. Bei beschädigten Hochenergieakkus, zum Beispiel aus Laptops oder Akkubohrern, reiche eine Sicherung der Pole nicht aus. Hier seien spezielle Gefahrgutbehälter nötig. Zudem könnten Leuchtstofflampen beim Paketversand zerbrechen und Quecksilber freisetzen. Für diese Problemprodukte sei der Paketversand gänzlich ungeeignet. Elektrogeräte die ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellten, sollten ausschließlich über stationäre Sammelstellen, beispielsweise über Sammelboxen im Handel, zurückgenommen werden.

Die DUH-Untersuchung zeigt, dass bei den Sammelsystemen große Unterschiede in der Benutzerfreundlichkeit und Bereitstellung von Informationen über den Rücknahmeprozess bestehen. „Bei einigen Systemen wird die Rückgabe von Elektroschrott durch gut aufbereitete Informationen und eine Sammelstellenkarte vereinfacht. Andere Systeme scheinen jedoch gar nicht sammeln zu wollen. Wenn man 50 Kilometer zur nächsten Abgabestelle fahren oder erst aufwändig eine E-Mail-Anfrage stellen muss, vergeht einem schnell die Lust, Elektroschrott richtig zu entsorgen“, berichtet Sommer aus Erfahrung. Bei der Auswahl der Rücknahmesysteme sollten Händler genau darauf achten, ob diese wirklich für alle Geräte ein flächendeckendes Sammelstellennetz anbieten. Falls dies nicht der Fall ist, drohen Händlern gemäß des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes Bußgelder von bis zu 100.000 Euro. Ferner sollten die Rücknahmesysteme Händler dabei unterstützen, Verbraucher aktiv über die Rückgabe von Elektroaltgeräten zu informieren.

Foto: Zentek

(EU-Recycling 12/2017, Seite 17)