Serbiens Abfallsektor macht leichte Fortschritte

Das zeigt sich bei der Verwertung von Verpackungsabfällen. Hier erzielt Serbien mittlerweile gute Ergebnisse: Die Sammelquoten übertrafen zuletzt die Vorgaben. Jedoch bleibt auf lange Sicht der Bedarf an Ausrüstungen für die Abfallwirtschaft allgemein hoch. Und auch Beratungsleistungen werden weiter benötigt.

Serbien setzt angesichts des angestrebten Beitritts zur Europäischen Union und der damit verbundenen Forderung nach Investitionen in Abfalltrennung und -verwertung zunehmend auf moderne umweltgerechte Entsorgungs- und Recyclingmethoden. Die in den letzten Jahren festzustellenden leichten Fortschritte im Abfallsektor resultieren aus der Umsetzung von Maßnahmen, die in der nationalen Strategie zum Abfallmanagement 2010 bis 2019 definiert wurden. Das Tempo könnte allerdings höher sein, weshalb auch die Europäische Kommission das Land bei der Realisierung EU-konformer Abfallkonzepte noch in einem recht frühen Stadium sieht. Das mit Abstand größte Abfallprojekt in Serbien wird in Belgrad durch ein französisch-japanisches Konsortium umgesetzt.

Der Länderbericht 2016 der Europä­ischen Union zu Serbien mahnt vor allem an, noch konsequenter als bisher wilde und nicht vorschriftsgemäße Mülldeponien zu schließen. Davon gibt es nach wie vor mehrere hundert über das ganze Land verteilt. Serbiens Abfallkonzept sieht einen Investitionsbedarf von 800 Millionen Euro vor, unter anderem für die Schließung von solchen wilden Müllkippen. Zudem drängt Brüssel darauf, die Investitionen in Abfalltrennung und -verwertung spürbar hochzufahren, da noch zu viele Wertstoffe auf Deponien landen. Schätzungen zufolge gingen so derzeit Materialien für mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr verloren. Entsprechend bietet der Abfallsektor in nahezu allen Segmenten weiterhin gute Geschäftschancen. So sind etwa Know-how und Ausrüstungen zur Sanierung bestehender und für den Bau neuer, geordneter Deponien gefragt. Das Interesse, Deponiegase als Energiequelle zu nutzen, nimmt zu. Zudem gilt der Bedarf bei modernen Sammelsystemen als hoch.

Deponierung bestimmt Abfallbehandlung

Die Angleichung nationaler Vorschriften an das sektorale EU-Regelwerk bewertet Brüssel positiv. Namentlich erwähnt werden Fortschritte bei der Abfallrahmenrichtlinie sowie den Richtlinien zu Deponien und Indus­trieemissionen. So trat etwa im Zuge der Übernahme fraglicher EU-Regularien am 1. März 2016 eine umfassende Novellierung des Gesetzes über das Abfallmanagement in Kraft. Gut voran kommt Serbien dabei im Bereich Verpackungsabfälle. Entsprechend der für 2016 festgelegten Zielquoten sollten 36 Prozent des erfassten Verpackungsabfalls recycelt werden – tatsächlich wurden 46,3 Prozent erreicht. Nach wie vor gelangt aber das Gros aller landesweit anfallenden Industrie- und Siedlungsabfälle auf Deponien. Im Jahr 2016 betrug dieser Anteil 95,8 Prozent; fünf Jahre zuvor waren es noch 92,8 Prozent. Angesichts der nur sehr langsamen Verbreitung alternativer Methoden dürfte die Deponierung weiterhin Serbiens Abfallbehandlung bestimmen.

Ein Hauptaugenmerk gilt den in Privathaushalten anfallenden Abfällen. Hier strebt die Regierung bis 2020 eine Erfassungsquote von 90 Prozent an. Laut Angaben der Agentur für Umweltschutz SEPA waren 2016 circa 82 Prozent erreicht. Zum Sammeln und Entsorgen des Siedlungsabfalls setzt das Land in seiner Abfallstrategie, die derzeit an aktuelle Entwicklungen angepasst wird, auf ein Konzept mit gut zwei Dutzend Zweckverbänden. Jeder von diesen soll über eine geordnete Deponie und Sortierkomplexe sowie je nach Bedarf über Abfallumladestationen verfügen. SEPA-Angaben zufolge waren bis Ende 2016 landesweit zunächst zehn geordnete Deponien fertiggestellt, drei befanden sich im Bau. Weitere Vorhaben befinden sich in mehr oder weniger fortgeschrittenen Planungsstadien. Häufig lässt deren praktische Umsetzung auf sich warten, weil es nicht einfach ist, alle kommunalen Akteure auf einen einheitlichen Ansatz einzuschwören. So verfügten laut SEPA zuletzt auch nur 15 der bisher insgesamt 28 ins Leben gerufenen Zweckverbände über einen regionalen Entwicklungsplan für ein modernes Abfallmanagement.

Der Investitionsbedarf für das landesweite Abfallkonzept beläuft sich auf etwa 800 Millionen Euro (in Preisen von 2010). Knapp 620 Millionen Euro davon entfallen auf Siedlungsabfälle. Damit sollen etwa Altdeponien und wilde Müllkippen geschlossen (145 Millionen Euro) sowie neue Deponien, Sortierkomplexe für Verpackungsabfälle und Kompostieranlagen (240 Millionen Euro) gebaut werden. Hinzu kommen etwa 235 Millionen Euro für Sammelcontainer, Pressmüllwagen und die Technik für Abfallumladestationen.

Mehr ausländische Unternehmen aktiv

Über eine lokale Produktion von Ausrüstungen für den Abfallsektor in Serbien liegen kaum Informationen vor. Die Zahl der Unternehmen aus der Kommunal- und Privatwirtschaft mit einer Zulassung für relevante Leistungen lag Mitte September 2017 bei landesweit rund 2.000. Führend war laut einem von der SEPA geführten Register die Sparte Abfalltransport mit 1.090 Lizenzen. Es folgten die Aufgabenfelder Abfallsammlung (951 Einträge), Abfalllagerung (839) sowie Behandlung/Sortierung von Abfällen (707). Hinzu kamen 39 Firmen mit Genehmigungen für das Entsorgen und Verwerten von Abfällen.

Im Bereich moderner Abfalllösungen in Serbien sind einige ausländische Unternehmen aktiv. Dazu zählt etwa das Konsortium PWW der österreichischen Firmen Porr Umwelttechnik (www.put.at) und Werner & Weber (www.werner-weber.com) in den Großräumen Leskovac und Jagodina. Dort entstanden zwei Deponien mit modernen Recyclingzentren. Ebenfalls aus Österreich stammt die Brantner Gruppe (www.brantner.com), die in vier Gemeinden der autonomen Region Vojvodina präsent ist. Die spanisch-österreichische FCC Environment (www.fcc-group.eu) arbeitet in Kikinda und Lapovo in der Sammlung und Sortierung von kommunalen Abfällen sowie deren Endlagerung auf zwei neu gebauten Deponien.

Vorrangig mit Elektroschrott und Metallrecycling beschäftigt sich Kemis (www.kemis.rs), eine Tochter des slowenischen Entsorgers Gorenje Surovina. Die deutsche Scholz Holding ist seit längerem über die Firma CE-ZA-R (www.czr.rs) vertreten, die landesweit in 15 Niederlassungen Metallabfälle sammelt und recycelt. Als Spezialist für die fachgerechte Entsorgung medizinischer Abfälle gilt der serbische Ableger des deutschen Umweltdienstleisters Remondis Medison (www.remondis.rs). Die Firma, die zuletzt jährlich rund 300 Tonnen infektiöser Abfälle aus mehr als 1.500 medizinischen Einrichtungen im Land entsorgte, kündigte für 2017 eine Erweiterung der Verarbeitungskapazitäten am Standort Zrenjanin an.

Darüber hinaus widmen sich die von der rumänischen Green Group initiierte Firma Greentech (www.greentech.rs) und die serbisch-österreichische Kooperation Alwag (www.alwag.rs) der Wiederverwertung von PET-Flaschen. Im Bereich Altpapier ist das Unternehmen Papir Servis FHB ein wichtiger Akteur (www.papirservis.rs). Jugo-Impex (www.ereciklaza.com) kümmert sich schwerpunktmäßig um das Recycling großer wie kleiner Elektro-Hausgeräte und ausrangierter IT-Ausrüstungen. Für das Erfassen und Verwerten von Verpackungsabfällen gab es im September 2017 landesweit sechs Sammelsysteme. Von diesen schlagen Sekopak (sekopak.com) und Ekostar Pak (www.ekostarpak.rs) die größten Mengen um.

Meldungen zu Ausschreibungen, in deren Rahmen finanzielle Mittel der öffentlichen Hand zum Einsatz kommen, sind tagesaktuell auf der Internetseite des serbischen Amtes für öffentliches Beschaffungswesen unter www.portal.ujn.gov.rs einsehbar. Zudem veröffentlicht die Delegation der Europäischen Union in Serbien aktuelle Informationen zu Ausschreibungen und Beschaffungsmaßnahmen (www.europa.rs/otvoreni-tenderi). Darüber hinaus sind bei Germany Trade & Invest (www.gtai.de) in der Rubrik „Entwicklungsprojekte & Ausschreibungen“ laufend Vorankündigungen zu anstehenden Vorhaben sowie Meldungen über aktuelle Tender zu finden. Ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen stehen ebenfalls auf der Webseite zur Verfügung.

Verfasser: Jan Triebel, Quelle: Germany Trade & Invest

Foto: pixabay

(EU-Recycling 12/2017, Seite 22)

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