UK: Wie viele Kunststoffabfälle werden tatsächlich recycelt?

Das Vereinigte Königreich überschätzt beständig, wie viele Altkunststoffe im Land aufbereitet werden. Das belegt eine neue Studie der Umweltberatung Eunomia.

Die offizielle Statistik des britischen Umweltministeriums weist für 2015 ein Kunststoff-Abfallaufkommen aus Haushalten und Betrieben von 2,26 Millionen Tonnen aus, das zu 39 Prozent recycelt wurde und damit deutlich über der EU-Zielsetzung von 22,5 Prozent liegen würde. Die Analyse, die Eunomia in ihrem Bericht „Plastic Packaging – Shedding Light on the UK Data“ anstellte, hält das wahre Aufkommen an Abfällen aus Kunststoffverpackungen für deutlich höher – um etwa 3,5 Millionen Tonnen. Angenommen, dass diese Zahl zuträfe, läge die wirkliche Recyclingquote bei etwa neun bis zehn Prozentpunkte unter dem Anspruch der Regierung. Damit hätte das Vereinigte Königreich seine Recyclingziele in den Jahren 2008 bis 2012 verfehlt.

Der Bericht versucht, auch die Probleme zu identifizieren, die im System auftreten. Ein wesentlicher Punkt besteht darin, dass das Material, wenn es auf den Markt kommt, sauber, trocken und frei von Fremdstoffen wie beispielsweise Etiketten ist. Wenn aber die fürs Recycling gesammelte Menge gemessen wird, ist das Gewicht wahrscheinlich beeinflusst durch Einschlüsse von Feuchtigkeit und Verunreinigungen. Das könnte eine Ursache sein.

Eine schwache Grundlage

Ein anderes Problem verbirgt sich dahinter, dass die Mengen an Plastikabfällen, die auf den Markt kommen, für das Umweltministerium geschätzt werden durch Valpak, das größte britische System zur Erfüllung der Rücknahmeverpflichtung, das seine eigenen Zahlen extrapoliert. Der Eunomia-Bericht macht darauf aufmerksam: Je niedriger die Zahlen der auf den Markt kommenden Verpackungsmengen, umso niedriger sind die Gebühren für die Produzenten, die in das System einzahlen, mit dem sich die meisten Unternehmen von ihren rechtlichen Recyclingverpflichtungen entlasten. Außerdem vermindern niedrige Zahlen das Materialaufkommen, das zum Erreichen der Recyclingziele benötigt wird, und halten die Kosten für die Industrie niedrig.

In einigen anderen europäischen Ländern tragen die Produzenten die vollen Kosten für die Recyclingsysteme für Haushalte gemäß Produzentenverpflichtung. Der Eunomia-Report vermutet, dass im britischen System die Unternehmen höchstens zehn Prozent der Kosten zur Unterstützung ihres jeweiligen Recyclingsystems für Haushalte aufbringen. Der Vorsitzende von Eunomia, Dominic Hogg, kommentierte: „Es ist nicht wirklich überraschend herauszufinden, dass die Kunststoffrecyclingrate des Vereinigten Königreichs nicht so gut ist wie gefordert. Das System unterstützt Berichte über Erfüllung zu niedrigen Kosten anstatt solche zum Erreichen eines hohen Qualitäts-Recyclings. Die Disparitäten zwischen Datensätzen zeigen, dass das existierende System eine schwache Grundlage für Recyclingzahlen bietet. Das bestehende System der Produzentenverantwortlichkeit hat versagt. Es hat erlaubt, dass Probleme mit Kunststoffverpackungen zunahmen, und in seiner grundlegendsten Verantwortung – zu belegen, dass die Ziele erfüllt werden – kann man den Zahlen nicht trauen.“

Der vollständige Report ist kostenfrei unter www.eunomia.co.uk/reports-tools/plastic-packaging-shedding-light-on-the-uk-data erhältlich.

Photo: pixabay

(EU-Recycling 04/2018, Seite 31)

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