Schrottmarktbericht: Fester Inlandsmarkt

Obwohl einige Verbraucher am Monatsanfang noch davon ausgegangen waren, die Preise zurücknehmen zu können, pendelte sich nach kurzen Verhandlungen das Niveau für Mai unverändert gegenüber April ein. Der hohe Schrottbedarf der Werke sowie das wegen der zahlreichen Feier- und Brückentage geringere Schrottaufkommen festigten den Schrottmarkt im Laufe des Monats. Die Schrottverfügbarkeit war nach Angaben des Handels im Berichtsmonat Mai regional recht unterschiedlich.

Während das Altschrottaufkommen allgemein geringer als erwartet ausfiel, bezeichnete der Handel den Neuschrott­entfall als normal. Im Osten Deutschlands konnte ein Verbraucher seine Einkaufspreise am Monatsanfang noch leicht senken. In anderen Regionen gelang es einzelnen Verbrauchern, Preisspitzen abzubauen, während andere bei einzelnen Sorten leichte Aufschläge zahlten, um ihren Bedarf decken zu können. Die schwächeren Exportmarktpreise wirkten sich nicht auf die Preisverhandlungen aus.

Nachbarländer

Ein unverändert hoher Bedarf des Verbrauchers in Luxemburg führte im Laufe des Monats zu festeren Preisen, während die Marktteilnehmer die Entwicklung im italienischen Markt als sehr ruhig beschrieben. Die italienischen Werke importierten den Schrott zu den Preisen des Vormonats. Neuschrottsorten wie Blechabfälle waren gesucht und lagen preislich mit den in Deutschland gezahlten Preisen auf gleichem Niveau. Im Mai waren in Italien genau wie in Deutschland die Transportprobleme im Bereich des Bahn- und Lkw-Verkehrs feiertags- und ferienbedingt noch gravierender als in den Vormonaten. Weitgehend unverändert blieben auch die Beschaffungspreise in Polen und Tschechien, wobei insbesondere die Lieferbereitschaft der tschechischen Schrottanbieter nach Deutschland hoch war. Bei guter Nachfrage gelang die Schrottbeschaffung in der Schweiz zum Preisniveau des Vormonats. In Frankreich gab es ebenfalls keine Preisveränderungen, wobei das Hauptaugenmerk der Verbraucher auf der Inlandsbeschaffung lag. Der wichtigste niederländische Verbraucher zahlte für seinen speziellen Sortenmix 10 bis 15 Euro pro Tonne mehr als im Vormonat. Ansonsten blieben die Preise auf dem niederländischen Markt stabil. Im Vereinigten Königreich wollten die Schrottanbieter die Schwäche des Pfundes gegenüber dem US-Dollar zu Preiserhöhungen nutzen, aber Stahlwerke und Gießereien kauften ihren Monatsbedarf in der Regel zu unveränderten Preisen.

Gießereien

Die Gießereien, die an keinen Index gebunden sind, konnten gegenüber dem Vormonat zu weitgehend unveränderte Preisen kaufen. Wenn auch einzelne Hersteller die Preisabschwächung im internationalen Markt gerne für Preissenkungen im Inlandsmarkt genutzt hätten, war dies durch die hohe Auslastung und die starke Nachfrage insbesondere nach bestimmten Sorten unmöglich. Die internationalen Roheisenanbieter sind weiterhin bemüht, die Preise zu erhöhen, was ihnen in den vergangenen vier Wochen jedoch nicht gelungen ist. Die Euroschwäche gegenüber dem Dollar verteuert allerdings den Rohstoff für die importabhängigen Verbraucher. Bei einem zu erwartenden stabilen Auftragseingang der Gießereien, zumindest für das nächste Halbjahr, könnte der Gießereischrottmarkt angespannt bleiben.

Übersichtlich

Deutschland, Basisjahr 2010 = 100, Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis

Die Auswertung der Fachpresse lässt darauf schließen, dass der europäische Kontinent für den Schrottimportbedarf der türkischen Verbraucher für die Maiproduktion nicht die bevorzugte Beschaffungsregion gewesen ist. Im Berichtszeitraum ist es den türkischen Werken gelungen, trotz der festen Preise in den jeweiligen Beschaffungsmärkten die Einkaufspreise CFR Türkei leicht zurückzunehmen. Die Exporteure erwarten weitere Zukäufe der türkischen Geschäftspartner sowohl für die Produktion im Juni als auch im Juli, da der türkische Stahlabsatz zumindest für Juni in Drittländern gesichert zu sein scheint. Bisher kaufen sie eher kleinere Partien und nur dort, wo ihnen der günstigste Preis geboten wurde. Unsicher bleibt, welche Seite sich mit ihren Preisvorstellungen durchsetzen wird, denn die Vorstellungen liegen noch weit auseinander. Noch nicht absehbar sind die Auswirkungen auf das internationale Schrottgeschäft durch die anstehenden, vorgezogenen türkischen Präsidentschaftswahlen und den stark fallenden Wert der türkischen Lira im Vergleich zu anderen Währungen. Der Kampf der USA gegen ihre Handelspartner verunsichert die Marktteilnehmer in hohem Maße und lässt alle sehr vorsichtig agieren. Alternative Exportmöglichkeiten boten im Berichtszeitraum Ägypten oder via Container Indien und Pakistan. Allerdings sind diese Exportmengen nicht mit jenen an türkische Verbraucher vergleichbar; und die Preise haben zuletzt ebenfalls nachgegeben.

Schlussbemerkungen

Für den kommenden Monat erwarten die meisten Schrott­anbieter einen weiter festen Markt, sodass die Abschwächung des hohen Preisniveaus als eher unwahrscheinlich eingestuft wird. Für die Preisentwicklung in Deutschland und den Nachbarländern hat das Exportpreisniveau in den letzten Monaten kaum eine Rolle gespielt, obwohl allerlei beunruhigende Nachrichten das Vertrauen in die Märkte belasten. Inwieweit sich der aktuelle Druck auf die Betonstahlpreise wegen des verschärften Wettbewerbs zwischen den deutschen und südeuropäischen Betonstahlanbietern auf die Schrottpreise auswirken wird, bleibt abzuwarten. Marktteilnehmer schätzen den Bedarf der Verbraucher an Qualitätsschrotten so hoch, dass deren Preise die der schlechteren Qualitäten noch eine gewisse Zeit stützen könnten.

Redaktionsschluss 22.05.2018, BG-J/bvse

Alle Angaben/Zahlen ohne Gewähr!

Foto: Marc Weigert

(EU-Recycling 06/2018, Seite 30)

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