70 Jahre Bureau of International Recycling

Seinen runden „Geburtstag” beging das BIR – zusammen mit rund 1.100 Delegierten aus 63 Ländern – im Rahmen seiner Frühjahrstagung in Barcelona.

Im Laufe seiner 70jährigen Geschichte habe sich das Bureau of International Recycling von wenigen visionären Recyclern zu einer Organisation mit Mitgliedern in 70 Ländern der Erde entwickelt, betonte Ranjit Singh Baxi in seiner Eigenschaft als Präsident der internationalen Organisation während der Jahresgeneralversammlung. Die Hauptaufgabe des Weltverbandes sei es, die Interessen der internationalen Recyclingbranche zu vertreten. In diesem Zusammenhang hob er hervor, dass alle Bestrebungen, den freien Handel von Recyclingmaterialien zu begrenzen, zurückgewiesen werden müssen, sowohl aus ökonomischen als auch ökologischen Gründen.

Im Hinblick auf die gestiegenen Qualitätsansprüche an die Branche erklärte der BIR-Präsident, dass die Recyclingunternehmen bereit seien, diesen Forderungen nachzukommen. Allerdings wünscht er sich auch ein Entgegenkommen von Regierungen und Behörden in Bezug auf Steuervorteile, damit die Branche die dringend benötigte Investitionsunterstützung zur Erreichung dieses Ziels erhalten könne.

Zuvor hatte Mark Stevenson, Gründer der britischen “The Cultural Change Agency”, in seinem Gastvortrag über die „Zukunft und was wir dagegen tun können“ in unterhaltsamer Weise referiert. Angesichts des rasanten Wandels haben einige Unternehmen – seiner Ansicht nach – versagt, weil sie nur oberflächliche Innovationsmaßnahmen ergriffen haben, anstatt die Organisationskultur zu verändern. In seinem Vortrag lobte Mark Stevenson die Branche, die sich seinen Worten zufolge für jede Tonne eingesparter Kohlenstoffemissionen gratulieren sollte. Besonders lobte er die Einführung des „Global Recycling Day“ als Weg, die Recycling-Geschichte zu erzählen; in kommenden Jahren könnte der Begriff „Abfall“ für jüngere Generationen „barbarisch“ klingen, so der Fachmann für Veränderungsprozesse. Gleichzeitig forderte er die Branche auf, beständig Innovationen zu entwickeln. Unternehmen, die den Planeten ernst nähmen, würden aus dem Markt herausragen. Nun sei die Zeit der Recyclingunternehmen gekommen.

Erfolgreicher „Global Recycling Day“

Ranjit Singh Baxi: Das Bureau of International Recycling hat sich von wenigen visionären Recyclern zu einer Organisation mit Mitgliedern in 70 Ländern der Erde entwickelt (Foto: BIR)

Auch die Bilanz des ersten vom BIR initiierten „Global Recycling Day“ am 18. März dieses Jahres fiel ausgesprochen positiv aus. Während der Sitzung des Weltrats der Recyclingverbände sprach Präsident Baxi von einem „phänomenalen Erfolg“ und kündigte die Absicht an, diese Veranstaltung in einen Stiftungsstatus zu überführen, um die Beteiligung „großer Marken“ zu verbessern und mehr Sponsoring zu animieren. Der erste “Global Recycling Day” hatte eine internationale Reichweite: Nach Angaben der britischen PR-Agentur „Flagship Consulting“ erreichten die BIR-Botschaften dieses Tages weltweit 10,5 Millionen Menschen bei „mindestens“ 23 Veranstaltungen. Darüber hinaus hätte es 193 Berichterstattungen in den Medien gegeben, über die nach Einschätzung der Agentur 31 Millionen Menschen erreicht wurden; die Bestandsaufnahme sei noch nicht abgeschlossen. Als nächster Schritt soll der Goodwill ebenso gesteigert werden wie die Pflege der Beziehungen zu Stellen der Vereinten Nationen. Zudem sei eine „größere und mutigere“ Aktivierung rund um den Erdball geplant sowie „direkte“ Vorteile der BIR-Mitglieder infolge ihrer Verbindung zum „Global Recycling Day“.

Internationaler Handel und seine Beschränkungen

Während der Sitzung des Internationalen Handelsrats meinte der Vorsitzende Michael Lion von der chinesischen Firma Everwell Resources Ltd., dass er in dem halben Jahrhundert in der Branche nie Bedingungen gesehen hätte, die mit den aktuellen Fragen und Problemen zu vergleichen seien. Wichtigstes Thema waren die Importrestriktionen der Volksrepublik China.

Robin Wiener, Präsidentin des US-amerikanischen Institute of Scrap Recycling Industries (ISRI), erinnerte daran, dass die Politikrichtung der chinesischen Regierung seit der Veröffentlichung ihrer Strategie im Juli 2017 konsistent gewesen sei. Zu den Zielen gehörten die Steigerung des Recycling im Land sowie der Importstopp von Abfällen, die „intensive öffentliche Reaktionen“ hervorrufen. In diesem Zusammenhang betonte sie, dass das Hauptproblem für die Recyclingwirtschaft sowohl im Timing als auch in den Details der Regulierungsmaßnahmen bestanden habe. Frau Wiener meinte vor allem Formulierungen, die schwer zu interpretieren seien und einer Klärung bedürften, die aber oft schwierig zu bekommen sei.

Arnaud Brunet, Generaldirektor des BIR, rief die Recyclingunternehmen auf, ihre Erfahrungen mit neuen Vorschriften und Regelungen dem Weltrecyclingverband mitzuteilen. Je mehr Informationen es gebe, desto besser könne der Verband reagieren. Das gelte nicht nur für China, ergänzte Robin Wiener, die befürchtet, dass andere Länder ebenfalls Importrestriktionen einführen könnten. „Wir benötigen Exportmärkte“, hob sie hervor.

Foto: BIR

Thema während der Sitzung waren auch die jüngsten Entwicklungen im internationalen Handel, unter anderem die zu dem Zeitpunkt unerwartete Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China und die chinesische Entscheidung, die Verantwortung für die Überwachung und Verwaltung der Inspektionen vor dem Versand unter der Allgemeinen Zollverwaltung (General Administration of Customs) zu zentralisieren.

Während der Podiumsdiskussion pflichtete Tom Bird von der chinesischen Chiho Environmental Group seinem Diskussionspartner Murat Bayram (European Metal Recycling – EMR) bei, dass letztlich der Markt so ist wie er ist und die Unternehmen damit umgehen müssen. Murat Bayram hatte zuvor beklagt, dass Regierungen den Belangen der Recyclingunternehmen nicht genügend Aufmerksamkeit widmeten. Er äußerte die Hoffnung, der vom BIR initiierte „Global Recycling Day“ werde ihnen und der Öffentlichkeit helfen zu verstehen, dass die Recyclingbranche im Umweltbereich einen Problemlöser darstelle und keine Probleme verursache.

Brigitte Weber

Foto: BIR

(EU-Recycling 07/2018, Seite 22)

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