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Bedeutung der Altpapiersortierung in Europa wächst bis 2025

Bis 2025 werden in Europa an die 220 Sortieranlagen für PPK-Abfälle in Betrieb genommen. Gründe hierfür sind der weitere Ausbau der Getrenntsammlung sowie die Erneuerung des alten Anlagenbestands. Das ist das Ergebnis einer neuen Untersuchung der Unternehmensberatung ecoprog.

Aktuell sind in Europa über 2.000 Sortieranlagen in Betrieb, die Abfälle aus Papier und Karton (PPK) sortieren. Die Anzahl der Anlagen ist vergleichsweise gleichmäßig in Europa verteilt. Im Wesentlichen liegt das an den bereits gut etablierten Sammelsystemen für PPK-Abfälle in vielen europäischen Ländern.

Technisch unterscheiden sich die Sortieranlagen für PPK-Abfälle jedoch teilweise deutlich. Die Anzahl reiner Altpapiersortierer ist mit rund 380 Anlagen mit einer durchschnittlichen Kapazität von 41.000 Tonnen pro Jahr in Europa vergleichsweise gering. Die technische Ausrichtung dieser Anlagen reicht von einfachen Kleinanlagen mit geringer Mechanisierung bis zu vollautomatischen Großanlagen mit Kapazitäten von über 100.000 Tonnen pro Jahr. Während erstere überwiegend dezentral im südlichen Europa verbreitet sind, sind die größten Anlagen mit hoher Technisierung in den dichteren Agglomerationen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien zu finden.

Im Vereinigten Königreich oder Frankreich überwiegen die Anlagen, die Abfälle aus der trockenen Wertstofftonne sortieren. Diese gemischt erfassten Abfälle, bestehend aus Altpapier, Leichtverpackungen und teils sogar Glas, werden in rund 450 Anlagen mit einer durchschnittlichen Kapazität von 60.000 Tonnen pro Jahr sortiert. Finanziell rechnet sich die hohe Investitionssumme für die benötigte Sortiertechnik erst ab großen Durchsatzmengen. Der PPK-Abfallanteil an der Gesamteinsatzmenge dieser Sortieranlagen liegt bei etwa 50 Prozent.

Den größten Anteil am europäischen Anlagenbestand macht jedoch die dritte Anlagenkategorie aus: Diese rund 1.200 Anlagen sortieren neben PPK-Abfällen auch andere trockene Abfallströme. Der Sortierprozess dieser Anlagen unterscheidet sich von dem der Anlagen auf Basis der trockenen Wertstofftonne. Denn die Abfallströme werden bereits im Sammelsystem getrennt erfasst. Der Grund für die große Anzahl dieser Anlagen ist die vergleichsweise einfache Sortiertechnik im Bereich der PPK-Abfälle, die an vielen Standorten eine wirtschaftliche Sortierung auch kleinerer PPK-Abfallmengen ermöglicht. Oft ist bei diesen Anlagen ein hoher Grad an manueller Sortiertätigkeit festzustellen – dementsprechend kleiner ist mit 28.000 Tonnen pro Jahr die durchschnittliche Kapazität.

Frankreich, UK, Polen mit größten Potenzialen

Die Sortierung von PPK-Abfällen wird bis 2025 an Bedeutung gewinnen. Der Ausbau und die Optimierung der Getrenntsammlung sind die wesentlichen Gründe für den weiteren Anstieg der PPK-Abfälle, die stofflich verwertet werden können. Durch den Ausbau der Getrenntsammlung werden Altpapiere erfasst, die vorher größtenteils deponiert wurden.

Im Zuge der Importrestriktionen Chinas wird die Bedeutung der Altpapiernutzung innerhalb Europas steigen. Dies bedingt wiederum eine intensivierte Sortierleistung, um die Anforderungen der hiesigen Papierindustrie an einen vermehrten Altpapiereinsatz in der Produktion zu erfüllen. Bis 2025 werden die PPK-Abfallmengen aus Siedlungsabfällen, die für die Sortierung zur Verfügung stehen, geschätzt um circa 4,6 Millionen Tonnen auf 48 Millionen Tonnen im Jahr steigen. Die größten Marktpotenziale bieten aktuell Frankreich, das Vereinigte Königreich und Polen.

In Frankreich soll die getrennte Erfassung von Siedlungsabfällen in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Dazu ist geplant, zwischen 2013 und 2023 Sortierkapazitäten in Höhe von drei Millionen Tonnen zu errichten. In Frankreich gibt es aktuell eine rege Projekttätigkeit, die auch in den kommenden Jahren anhalten wird.

Im Vereinigten Königreich wird das bisher uneinheitliche Holsystem in Form der trockenen Wertstofftonne in den kommenden Jahren vereinheitlicht und optimiert. In der Folge ist mit einer weiteren Mengensteigerung zu rechnen; zahlreiche Anlagenplanungen bestehen bereits. Im osteuropäischen Raum ergeben sich die konkretesten Anhaltspunkte in Polen. Im Zuge einer neuen Abfallgesetzgebung müssen die Gemeinden bis 2022 die Getrenntsammlung für Papier und Karton und weitere Abfälle flächendeckend einführen. Es sind Pläne für die Errichtung von 56 Sortieranlagen mit einer Kapazität von rund 870.000 Jahrestonnen bekannt.

Bis 2025 werden zusätzliche Sortierkapazitäten in Höhe von 6,7 Millionen Tonnen in Europa benötigt. Hierbei wird bereits berücksichtigt, dass etwa die Anlagen im Vereinigten Königreich auf keine reine PPK-Abfallsortierung, sondern auf die gesamten Abfälle der trockenen Wertstofftonne ausgelegt sein werden. Zusätzlich werden etwa 2,1 Millionen Tonnen an Sortierkapazitäten bis 2025 aufgrund des in Teilen alten Anlagenbestandes modernisiert oder ersetzt. Dies betrifft überwiegend große Bestandsmärkte wie Deutschland und Spanien. In Summe entspricht dies etwa 160 neu zu errichtenden Anlagen sowie 60 Ersatz- oder Modernisierungsprojekten bis 2025.

Die Marktuntersuchung „Der Markt für Altpapiersortierung in Europa“ kann unter  www.ecoprog.de [1] bestellt werden.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 09/2018, Seite 28)

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