Energie aus Abfall: Band 15 präsentiert die Vorträge der Berliner Konferenz 2018

Cradle to Cradle, Circular Economy und Zero Waste: Das waren einige der Themen, die auf der zurückliegenden Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz am 29. und 30. Januar zur Debatte standen. Die Tagung, deren Redebeiträge im Folgenden kurz skizziert werden, bot einen umfassenden Überblick über den Waste-to-Energy-Markt in Deutschland.

Die Vorträge in der Rubrik „Aktuelle Entwicklungen“ machten deutlich, dass die Abfallprobleme im Wesentlichen nicht gelöst sind, sondern unter Zuhilfenahme der Digitalisierung mit einer Cradle to Cradle-Wirtschaft angegangen werden müssen. Dass die thermische Abfallbehandlung in Deutschland nicht von der Kapazitätsentwicklung in anderen EU-Mitgliedstaaten abgekoppelt werden kann und zukünftig mit neuen und unerwarteten Stoffströmen rechnen muss. Und dass – eine neue EU-Berechnungsmethode zugrunde gelegt – Deutschland seinen Ansprüchen für hohe Recyclingquoten hinterherhinkt.

Abfallmarkt im Wandel

Inwieweit der Abfallmarkt sich „im Wandel“ befindet, verdeutlichten Beiträge über Zero Waste, dessen faktische Unmöglichkeit unterstrichen wurde, über eine neue Studie des Bundesumweltamtes, in der die Entwicklung der deutschen Waste-to-Energy-Abfallströme bis 2030 detailliert hochgerechnet wurde, und über die Entwicklung des deutschen Verbrennungsmarktes bis zum Jahr 2030. Dem schlossen sich zwei Referate an, die die vorläufig absehbaren Folgen einer Digitalisierung der Abfallwirtschaft skizierten – neue Geschäftsmodelle, Marktteilnehmer und Marktdiversifizierung – und anhand von Schweizer Beispielen die kommenden Anforderungen an Müllverbrennungsanlagen hinsichtlich Flexibilisierung und integrierter Energiesysteme verdeutlichten.

Die Session zu „Anlagen“ lieferte In­formationen darüber, wie sich ein sicheres und pragmatisches Anlagendesign zur Abwicklung eines Großprojekts erstellen lässt, wie durch integrierte Feuerungskonzepte die Effizienz einer Anlage gesteigert und Emissionen reduziert werden können, und auf welchem Sachstand sich das revidierte BVT-Merkblatt Abfallverbrennung befindet. Der Neubau von Anlagen wurde illustriert durch Beispiele des neu zu errichtenden Hamburger Zentrums für Ressourcen und Energie, durch Erfahrungen bei Planung, Bau und Betrieb der MVA Krakau und durch das EWW-Referenzmodell beim Bau einer Verbrennungslinie in Delfzijl. Erkenntnisse zu Optimierung und Betrieb von Verbrennungsanlagen konnten gewonnen werden aus Vorträgen zum Betrieb von Power-to-Heat-Anlagen und Vermarktungsmöglichkeiten der daraus gewonnenen Energien, zur nachträglichen CO2-Abscheidung und Weiterverarbeitung zu Kraftstoffen oder zur Reduzierung von Stickoxid durch oszillatorische Verbrennung bei Rostfeuerungen. Hinzu kamen Hinweise über die Wichtigkeit einer mobilen Gerätestrategie und Instandhaltung von industriellen Anlagen sowie ein Überblick über die Möglichkeiten, die Strömungsbahnen bei Dampfturbinen teilweise oder komplett nach Marktbedürfnissen auf- beziehungsweise nachzurüsten.

Zukünftige Klärschlammentsorgung

In der Sitzung zur „Klärschlammbehandlung“ kamen die aktuellen Anforderungen der novellierten Klärschlamm- sowie der neuen Düngemittel-Verordnung zur Sprache. Es wurden deren Auswirkungen auf die zukünftigen Mengen zur Klärschlammentsorgung und auf den Klärschlammeinsatz in der Zementproduktion untersucht, Strategien zur stofflichen und energetischen Verwertung ausgelotet und Synergien zu anderen Behandlungspfaden beleuchtet. Des Weiteren standen Berichte über Methoden und Verfahren wie Vererdung, P-bac, RecoPhos, HTC oder Phosphor-Rückgewinnung auf dem Programm. Betriebserfahrungen mit Verwertungsanlagen in Zürich, der Türkei, Rügen und Hongkong schlossen sich an, bevor über die Reduktion von Lachgas-Emissionen und die Möglichkeiten sowie Schwierigkeiten einer Abgasreinigung bei beziehungsweise nach der Klärschlammverbrennung referiert wurde.

Eine spezielle Session war der „Abgasbehandlung“ gewidmet. Hier wurden zunächst Themen behandelt wie Emissionsdaten und -faktoren, Nachrüstung von SNCR-Anlagen, Temperaturmessung, Tools zum Entstickungsmonitoring, das MinPlus-Additiv und die Optimierung einer Abgasreinigungsanlage. Es folgten Berichte zur Effizienzsteigerung und Flexibilisierung bei Verbrennungsanlagen für Altholz und Biomasse, über veränderte Bedingungen für Sonderabfall-Verbrennungsanlagen sowie über Wirkungsgrade und Quecksilberprobleme bei der Ersatzbrennstoff-Mitverbrennung in Zementwerken.

Späteres Nachschlagewerk

Abb.: TK Verlag

Zwölf Vorträge zu „Korrosion und Werkstoffen“ standen auf der Tagesordnung, darunter Themen wie Einbindung thermochemischer Prozessparameter, modellbasierte Betriebsdatenanalyse, online-Korrosionsmessung und das VOKos-Projekt für Korrosionsschutzkonzepte. Des Weiteren kamen O2-Gehalt-Absenkung, Strahlungsüberhitzer, Feuerfestkonzepte sowie 3D-Druck zur Sprache. Die Session endete mit Vorträgen zu Schweißplattierung, Laserbeschichtung, Dickschichtvernickelung und Heizflächen-Beschichtungen.

Das Themenspektrum der Konferenz, der sich im vorliegenden Buch widerspiegelt, war somit wieder breit gefächert, griff aktuelle politische und rechtliche Entwicklungen auf und beantwortete viele wichtige technische und wirtschaftliche Fragen. Der Band empfiehlt sich daher auch als späteres Nachschlagewerk.

www.vivis.de

(EU-Recycling 09/2018, Seite 34)