Schrottmarktbericht Februar 2025: Wellenschläge im Export führen zu erhöhten Inlandspreisen
Mit einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um -0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal fiel die deutsche Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2024 deutlich schwächer aus, als von vielen Volkswirtschaftlern erwartet. Aktuell zeigen Frühindikatoren leichte Aufhellungstendenzen, aber eine Zweiteilung in einen positiver tendierenden Dienstleistungsbereich und in ein rezessiv entwickelndes verarbeitendes Gewerbe scheint sich zu festigen.
Zwar hat sich die Stimmung der Unternehmen im Januar laut ifo-Geschäftsklimaindex leicht verbessert, die positive Entwicklung stammt allerdings überwiegend aus dem Dienstleistungsbereich. Die Skepsis im verarbeitenden Gewerbe hält an, nicht zuletzt durch die schwache Auftragslage und dem erhöhten Risiko angedrohter US-Zölle. Mit einer raschen Erholung ist in diesem Wirtschaftsbereich nicht zu rechnen. Darauf deutet auch die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen hin, die im Januar gegenüber dem Dezember saisonbereinigt um -0,1 Prozent gesunken ist.
Der US-Präsident Donald Trump fordert, die Handelspolitik der USA zu verschärfen und Strafzölle von 25 Prozent auf US-Importe von Stahl- und Aluminium zu erheben. Dies könnte ein erster Schritt in einen befürchteten Handelskrieg mit den USA sein. Die USA sind ein wichtiger Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Etwa 20 Prozent des gesamten produzierten Rohstahls werden als hochwertige Spezialstähle dorthin exportiert. Rund 80 Prozent der deutschen Stahlexporte landen demgegenüber in europäischen Ländern. Für die gesamtdeutsche Wirtschaft bleiben die angekündigten Strafzölle jedoch überschaubar, da der Anteil der USA an den deutschen Metallexporten 2023 nur etwa vier Prozent betrug. Was allerdings droht, ist eine Umlenkung der Exportstahlmengen aus Drittländern in die EU, das unsere ohnehin schwächelnde Stahlindustrie massiv treffen würde.
Schrottmarkt
Viele Schrotthändler sehen die metallverarbeitende Industrie nach wie vor im Wintermodus. Einige Marktteilnehmer berichten, dass die Entfallstellen nach den Weihnachtsferien immer noch nicht in Tritt gekommen sind. Produktionsabfälle erreichen nur schleppend den Weg zum Schrotthandel. Abbruchtätigkeiten finden so gut wie nicht statt, weshalb auch der Materialzulauf von Altschrotten nur als mäßig bezeichnet werden kann. Der Fokus ist wieder einmal auf die allgemeine Materialverfügbarkeit gerichtet. Einige Werke hatten wenig Zukaufbedarf, wie etwa im Ruhrgebiet und im Norden des Landes; ein anderes Werk im Osten stand aus produktionstechnischen Gründen und erzeugte keine wesentlichen Schrottbedarfe. In Kombination mit einer zunehmenden Exportnachfrage nahmen auch die Schrottpreise auf dem deutschen Schrottmarkt zu. Allgemein stiegen die Preise zwischen 5-10 €/t je nach Region und Schrottsorte. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Stahlwerke ihre benötigten Schrottmengen erhielten, was allerdings auch auf die eingeschränkten Zukaufbedarfe zurückzuführen ist. Die Frage nach den Preissteigerungen ist in diesem Monat durch die erhöhte Auslandsnachfrage zu beantworten. Die Fragilität des Marktes zeigte sich in den Wellenschlägen des Exports, die den deutschen Markt nach oben trieben.
Schrott in den Regionen
Im Norden bewegten sich die Preise zwischen 5-10 €/t nach oben. Vereinzelt soll es auch zu unveränderten Geschäftsabschlüssen gekommen sein, dies ist jedoch von der Ausgangslage, dem Zukaufbedarf und dem Zukaufzeitpunkt abhängig. Ein Werk signalisierte den Eintritt in ihren Krisenmodus, da sie sehr gut mit Schrotten bevorratet waren und nur eine mäßige Produktionsauslastung erwarten. Im Osten stiegen die Preise ebenfalls zwischen 5-10 €/t. Ein Werk hatte produktionstechnische Schwierigkeiten und ließ Schrottpreise größtenteils unverändert. Späne der Sorte E5 erhielten aufgrund geringerer regionaler Verfügbarkeit einen Aufschlag von 5 €/t. Dieses Werk musste Schrottlieferungen sistieren. Ein anderes Werk war ebenfalls nicht im Markt, hier spielten absatzwirtschaftliche Gründe eine Rolle. Preise wurden dadurch teilweise auf unveränderter Preisbasis fortgeschrieben. Im Westen trat ein Werk nicht in den Käufermarkt ein, ein anderes Werk war frühzeitig im Markt und kaufte seine benötigten Schrotte auf unveränderter Preisbasis. Im Südwesten kam es zu einer differenzierten Preisbewegung, was auf die höheren Preisaufschläge besonders im Nachbarland Luxemburg zurückzuführen ist, wo die Preisaufschläge bei 10-20 €/t lagen. In der Saar-Region lagen Preisaufschläge ebenfalls bei 10 €/t, bei sehr niedrigen Zukaufmengen. Im Süden sollen es zu moderateren Preisaufschlägen von 5 €/t gekommen sein.
Schrott in den Nachbarländern
In Frankreich stiegen die Preise allgemein um 10 €/t. Ein Werk soll allerdings auf der Suche nach Neuabfällen der Sorte E8 sein und dafür Preisaufschläge von 20 €/t zahlen. Bei Altschrotten, wie Sorte E1 und Sorte E3, lagen die Preisaufschläge bei den allgemein gültigen 10 €/t. Auf dem luxemburgischen Schrottmarkt kam es zu Preiserhöhungen in der Größenordnung von 10-20 €/t. Für exportabhängige Sorten lagen die Preisaufschläge am oberen Ende der Preisrange. Die Schrottpreise zu den Nachbarländern haben sich entsprechend weiter angenähert. In Österreich lief der Monat Februar relativ glatt durch, hier kam es über alle Sorten zu einer Seitwärtsbewegung. In Italien kam es zu Preiserhöhungen von 10 €/t. Polnische Schrottpreise stiegen um 25 €/t. Ein Werk ist mit erhöhten Schrottpreisen gestartet, andere zogen dementsprechend mit, wenn auch mit etwas niedrigeren Preisaufschlägen. In der Tschechischen Republik kaufte ein Werk mit Aufschlägen von 25 €/t und ein anders Werk machte Preiszugeständnisse, die um 28 €/t höher lagen als im Vormonat, allerdings bei begrenzten Zukaufmengen.
Schrottmarkt international
Zunächst konsolidierten sich türkische Schrottimporteure nach Bekanntgabe von drei neuen Schrottverkäufen zu leicht höheren Preisen. Eine Gesamtladung aus dem Vereinigten Königreich wurde an ein Stahlwerk in Izmir verkauft. Die HMS 1/2 (80:20) hatte einen Preis von 345 $/t, Bonusschrotte lagen bei 365 $/t CFR Türkei. Nach Bekanntgabe dieses Geschäftsabschlusses nahm das Tiefseegeschäft für türkische Importschrotte sichtlich an Fahrt auf. Mehrere Verkäufe für die März-Verladung wurden auf höherem Preisniveau getätigt. Auffällig war, dass dabei US-Exporteure zunächst außen vor blieben. Die im letzten Monat erfolgte Aufwärtsdynamik auf dem türkischen Schrottimportmarkt setzte sich im Monat Februar weiter fort. Die mitunter anhaltenden festen Verhandlungspositionen deuteten auf eine stärkere Stimmung bei der Verkaufsseite hin.
Schrottpreise zu den europäischen Hafenlägern aus der ARAG-Region nahmen für die HMS 1/2 (80:20) im Laufe einer Woche um 10-15 €/t zu und lagen zeitweise bei 300-305 €/t und darüber, frei angeliefert Hafenplatz. Während die Verfügbarkeit an Schrotten in den skandinavischen und baltischen Ländern nicht ausreichend war, mussten europäische Exporteure höhere Einkaufpreise zahlen, um Schrottmengen zu sichern. Mitte des Monats senkten türkische Stahlwerke ihre lokalen Betonstahlpreise, da die Verkäufe schleppend verliefen und die Nachfrage aus der Bauindustrie gering war. Betonstahlpreise sanken durchschnittlich um 5 $/t. Demgegenüber kam es auf dem US-Markt während der monatlichen Einkaufsrunde zu starken Preiserhöhungen; im Mittleren Westen gab es Preisanstiege von 40-45 $/t, wobei auch Erhöhungen von 50 $/t im Raum standen.
Nach der Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, pauschal 25 Prozent Einfuhrzölle auf sämtliche importierte Stahl- und Aluminiumprodukte zu erheben, reagierten Marktteilnehmer abwartend. Zu früh sei es, Auswirkungen des US-Vorstoßes auf internationale Märkte zu beurteilen, so berichteten Marktexperten.
Gießereien
Gießereien haben sich mit den Schrottpreissteigerungen auf dem Stahlschrottmarkt schwer getan. Bei den Gießereien mit nicht-indexierten Schrottpreisen war die Tendenz zu sinkenden Monatspreisen sehr ausgeprägt. Die Abkopplung der beiden Märkte, Gießereischrottmarkt auf der einen und Stahlschrottmarkt auf der anderen Seite, wird zunehmend ausgeprägter. Auslöser war die höhere Materialverfügbarkeit von Gießereischrotten im Verhältnis zu der schlechten Auftragslage der Gießereien. Dies führte zu einem partiellen Angebotsüberhang, der zu einer sinkenden Preistendenz führte.
Ausblick
Der Anstieg der Schrottpreise wurde im Februar durch den zeitweise starken Exportmarkt initiiert. Wie die Aussichten für den März stehen, darüber herrscht seitens der Marktteilnehmer Unklarheit. Die meisten Akteure gehen von einem festen Märzmarkt aus, bei dem der Fokus wieder einmal auf den Exportmarkt gerichtet sein wird. Die inländische Nachfrage hielt sich im aktuellen Monat in einer Balance; Preiserhöhungen wurden durch die Wellenschläge im Export hervorgerufen. Einigkeit besteht über die weiterhin geringe Materialverfügbarkeit, die sich nach Ansicht der Marktteilnehmer im März nicht stark verändern wird. Die Materialverfügbarkeit zeigt nicht nur bei den Altschrotten ein angespanntes Verhältnis, sondern auch zunehmend auf dem Markt der Neuabfälle.
Redaktionsschluss 20.02.2025, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth