Auch in den USA steht das Altfahrzeug-Recycling vor einer Wende

Fahrzeuge sind in den Vereinigten Staaten das am häufigsten recycelte Konsumprodukt. Von den mehr als zwölf Millionen Altfahrzeugen, die jährlich in den USA zur Verwertung anfallen, werden 95 Prozent einem Recyclingsystem zugeführt. Dazu stehen über 9.000 Demontagebetriebe – darunter knapp 300 ausschließliche Schredderanlagen – zur Verfügung.

Das und vieles mehr erläuterte Kristen Hildreth, für Öffentlichkeitsarbeit beim Recycling-Promotion-Unternehmen Materials Association zuständig, in ihrem Vortrag auf dem International Automotive Recycling Congress IARC 2025 im März in Antwerpen.*)

Auch wenn in den USA keine födera­len Auflagen für das Recycling von Altfahrzeugen bestehen, legen verschiedene Regularien fest, wie mit bestimmten Materialien umgegangen werden muss. Das Recycling ist marktbestimmt, und Demontageunternehmen wie Recycler sind abhängig von Endverbrauchermärkten, um Teile des recycelten Materials nutzen zu können. Für den Konsumenten entstehen keine zusätzlichen Kosten oder Steuern. Die Triebfedern des US-Fahrzeugrecyclings sind ökonomische Anreize und Material-Nachfrage, Umwelt- und Nachhaltigkeits-Erwägungen sowie Verbraucher- und Markttrends. Dadurch zählt das Land zu den größten Eisenschrott-Exporteuren und gilt als der größte Fahrzeugrecycler weltweit.

Ökonomisch nachhaltig
Ein durchschnittliches Automobil enthält neben Textilien, Glas, Flüssigkeiten und synthetischem Gummi rund 225 Kilogramm Kunststoffe und Polymere, 250 Kilogramm Aluminium und knapp 1.100 Kilogramm – und damit rund zur Hälfte – Stahl. Im Jahr 2024 stiegen die Recyclingaluminium-Exporte um rund zwei Prozent, die -Importe um etwa drei Prozent, während die Recyclingstahlexporte um vier und die -Importe um rund zehn Prozent sanken. Insgesamt sollen über 75 Prozent der Fahrzeug-Materialien – darunter insbesondere die Metalle – einer „ökonomisch nachhaltigen Art und Weise“ unterliegen.

Die Fahrzeughersteller haben reagiert: Ford beispielsweise hat sich verpflichtet, 20 Prozent recycelten oder erneuerbaren Kunststoff in Neuwagen für die USA und Europa einzusetzen, 85 Prozent der Autoteile zu recyceln oder wiederzuverwenden, und gilt als der erste Fahrzeughersteller, der 100 Prozent recycelten Kunststoff für Autoteile nutzt. GM zielt auf die Verwendung zu 50 Prozent und mehr nachhaltiger Materialien, und Stellantis erreichte 2021 eine nahezu 70-prozentige Recyclingquote für Lithium-Ionen-Batterien und recycelte 1,7 Millionen Einzelteile inklusive Batterien im Jahr 2022.

Neue Materialzusammensetzung
Das US-amerikanische Fahrzeugrecycling erwartet ein Wandel. Die wesentlichen Faktoren hierfür bestehen in einem zunehmenden Alter der Automobile, der Zunahme an Elektroautos und politischen Unsicherheiten. Das durchschnittliche Alter für Personenwagen stieg in den letzten zwölf Jahren von elf auf 14 und für leichte Nutzfahrzeuge von elf auf 11,9 Jahre. Zwischen 2014 und 2024 sanken die vierteljährlichen Verkaufszahlen für nicht-hybride leichte Nutzfahrzeuge von 100 auf 81 Prozent, während die Verkäufe hybrider (knapp zehn Prozent), elektrischer (rund sieben Prozent) und plug-in-hybrider Nutzfahrzeuge (zwei Prozent) um insgesamt 19 Prozent stiegen.

Das wird auch einen Wandel in der durchschnittlichen Materialzusammensetzung der Fahrzeuge mit sich bringen. Die Verlagerung von Verbrennungs- auf Elektromotoren wird zu einer 23,2-prozentigen Steigerung beim Batteriegewicht führen, einer rund achtprozentigen Abnahme an Stahl, einem dreiprozentig größeren Aluminium-Einsatz und einem höheren Gewicht von Kunststoffen und Verbunden im einstelligen Bereich. Insbesondere wird sich der Bedarf an Kupfer und Mangan deutlich erhöhen, während zusätzlich Lithium, Nickel, Kobalt, Graphit und Seltene Erden benötigt werden.

Maßnahmen noch über 15 Jahre
Der kommende Wandel wird trotz Abschwächungspotenzial der Recyclingmaterial-Industrie ein Umschwenken abfordern. Noch unterstützt die Technologie des Fahrzeugrecyclings – von der Zerlegung bis zum Schreddern – Automobile mit Verbrennungsmotor. Doch entfernen oder reduzieren Elektrofahrzeuge deutlich Komponenten wie Motor, Antriebsstrang, Abgaskatalysator und Differential und ersetzen sie durch Elektromotore, elektrisches Getriebe, Batteriezellen und -gehäuse und Strom-Umwandler. Der Batterie-Ausbau wird schneller gehen, aber die gegenwärtige Generation von schwerzubearbeitenden Elektromotoren wird Recyclingmaßnahmen über die nächsten 15 Jahre erfordern.

Weltweit der größte Exporteur
Auch auf politischer Ebene werden sich die Vorgaben ändern. New Jersey hat bereits die Erweiterte Produzenten-Verantwortlichkeit eingeführt, und zehn und mehr US-Bundesstaaten ziehen sie in Betracht. Die Umweltschutzbehörde (EPA) und das Energieministerium (DOE) entwickeln einen nationalen Rahmen für eine Erweiterte Produzenten-Verantwortlichkeit, die sich auf Batterierecycling-Ziele Kostenstrukturen für Zwangsrecycling, Meldepflichten, Produktdesign, Sammelmodelle und Materialtransporte bezieht. Für Anforderungen ans Batterierecycling und Lithium-Batterien entstehen weitere Richtlinien.

Bislang haben im letzten Jahr die USA 26,7 Milliarden Dollar an recyceltem Material weltweit an Hersteller exportiert. Damit seien – so Kristen Hildreth – die USA weltweit der größte Exporteur von hochwertigen erneuerbaren Resourcen.

*) Wie sich die US-Importzölle auf Fahrzeuge und Zulieferteile womöglich auf den Recyclingmarkt auswirken, darauf ging die Referentin nicht ein. Der Vortrag wurde am 18. März 2025 gehalten, also bevor die Trump-Administration neue Zölle verhängte und dazu Details bekannt wurden. Hier muss die Entwicklung abgewartet werden.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2025, Seite 10, Foto: O. Kürth)