Altkleiderrecycling – eine Investition in die Zukunft
Altkleider sind wertvolle Ressourcen. Gemessen am Herstellungsprozess von Textilien ist jedes Kleidungstück, das im Abfall landet, die reinste Rohstoffverschwendung.
Darum ist die hochwertige Behandlung von Alttextilien nicht nur notwendig, sondern auch eine Investition in die Zukunft. Dieser Herausforderung stellt sich die SOEX Group seit mehr als 35 Jahren. Und sortiert tragfähige Textilien als Gebrauchtkleidung für in- und ausländische Märkte aus. Dieser Prozess ist die grundlegende und aus ökologischer Sicht sinnvollste Säule des Unternehmens. Dahinter verbergen sich viele einzelne, aufwändige Arbeitsschritte, die eine hochwertige Sortierung ermöglichen und sich auch ökonomisch lohnen.
2.200 Kilogramm pro Tag gesichtet und sortiert
Bis zu 400 Tonnen ausgedienter Textilien und Schuhe werden täglich in das von SOEX betriebene Sortier- und Recyclingwerk am Standort Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt angeliefert. Und Fremd- und Störstoffe wie Kleiderbügel oder Elektrogeräte schon bei der Lkw-Entladung aussortiert. Hosen, Hemden, Kleider usw. kommen in eine dafür vorgesehene Box. Danach geht es über das automatisierte Transportsystem zur Feinsortierung. Speziell geschulte Mitarbeiter prüfen hier die Kleidungsstücke auf Qualität, Material und modische Aspekte – pro Tag sichtet und sortiert jede SOEX-Feinsortiererin etwa 2.200 Kilogramm Altkleider. Ist ein Kleidungsstück einwandfrei, gelangt es in den Wiederverkauf. Etwa 60 Prozent der gesammelten Altkleider bekommen als Secondhandware ein zweites Leben.
Nicht mehr tragbare, einfarbige T-Shirts und Sweatshirts aus besonders saugfähigem Material – etwa 15 Prozent der ankommenden Ware – werden zu Putzlappen weiterverarbeitet, andere Textilien zu Reißfasern recycelt. Die Stoffe werden in einem Shredder aufgegeben und zu immer kleiner werdenden Stücken geschnitten. Knöpfe, Nieten oder Reißverschlüsse werden über mehrere Verarbeitungsschritte abgeschieden und die Stoffreste mittels Walzen zu Fasern gerissen. Als Dämm- und Isolationsstoffe finden sie zum Beispiel in der Automobilindustrie und bei Baustoffherstellern Verwendung. Der Staub aus dem Reißprozess wird abgesaugt und zu Briketts gepresst. Die Briketts dienen der Pappe-Produktion. Die SOEX-Anlage ist seit 1999 in Betrieb und verarbeitet jährlich circa 11.000 Tonnen Alttextilien.
70.000 Schuhpaare täglich
Das Wolfener Sortierwerk der SOEX Group erreichen täglich auch rund 50 Tonnen Schuhe, was etwa 70.000 Schuhpaaren entspricht. Rund drei Viertel der gesammelten Schuhe sind noch so gut erhalten, dass sie als Secondhandware vermarktet werden können. Die restlichen 25 Prozent werden hingegen fachgerecht entsorgt und gelangen in die thermische Verwertung. Dem Schuhrecycling widmet das Unternehmen besondere Aufmerksamkeit, da es bisher noch kein geeignetes Recyclingverfahren für Schuhe gibt, die nicht mehr getragen werden. Denn das Recycling von Schuhen stellt eine besondere Herausforderung dar: Schuhe bestehen aus durchschnittlich mehr als 40 unterschiedlichen Materialien.
Die Entwicklung einer Pilotanlage – gemeinsam mit Partnern – begann Anfang 2013. Heute können bei durchgehendem Betrieb täglich bis zu einer Tonne Schuhe verarbeitet werden. Diese werden von der Pilotanlage zunächst nach unterschiedlichen Materialien in Gummi-, Leder- und Textilstückchen getrennt. Die Materialstückchen können wiederum für die Herstellung weiterer Produkte verwendet werden. Zusammen mit seinen Projektpartnern geht SOEX von einem großen Anwendungspotenzial sowohl in der Schuhindustrie wie auch in anderen Industriezweigen aus. Das wird zurzeit intensiv geprüft.
Auf der Suche nach Alternativen
Trotz aller Bemühungen ist es bis heute noch nicht möglich, alle Textilien oder Schuhe zu recyceln. Deshalb sucht SOEX aktiv nach Alternativen, um Bestandteile von Alttextilien und Schuhen vollständig wiederverwerten zu können und um Sekundärrohstoffe zu erhalten. Oder aus deren Ausgangsbestandteilen ein gleich- oder höherwertiges Recyclingprodukt herzustellen. Daher beteiligt sich die Unternehmensgruppe an verschiedenen Forschungsprojekten: der biochemischen Verwertung von Textilien (Resyntex), der Verarbeitung von recycelten Fasern zu neuem Garn oder dem Schuhrecycling.
Alttextilien sind seit jeher ein wichtiger Rohstoff; in den Notzeiten des 20. Jahrhunderts waren gebrauchte Textilien sogar ein kostbares Gut. Doch auch aus ökologischer Sicht sind sie wertvoll. Eine Tonne Baumwollfasern benötigt eine Anbaufläche von 1,3 Hektar, verbraucht viel Wasser und setzt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden voraus. Insgesamt fließen allein in die Herstellung eines einzelnen Baumwoll-T-Shirts mehrere tausend Liter Wasser. Hinzu kommen zehntausende Kilometer an Transportwegen, die mit CO2-Emissionen zu Buche schlagen. Werden Altkleider nur thermisch verwertet, gehen die in ihnen enthaltenen Ressourcen unwiederbringlich verloren. Die Wiederverwendung von Alttextilien ist daher eine essentielle Notwendigkeit, um Ressourcen zu schonen, Energie einzusparen, Wasserverbrauch zu reduzieren und Schadstoff-Einsatz zu minimieren. Es gilt, Wege zu finden, diese Ressourcen zu erhalten und – wenn möglich – wieder in den Produktionskreislauf einzubringen.
Foto: © SOEX GROUP
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