Eine Herkules-Aufgabe für die internationale Abfallwirtschaft
„Plastikmüll in den Meeren – Bergung und Recycling von Geisternetzen“ lautete der Titel einer Podiumsdiskussion auf der IFAT 2016 in München.
Veranstaltet vom BDE, der Tönsmeier-Gruppe und dem WWF Deutschland, ging es dabei um die Frage, wie im Rahmen des WWF-Projekts „Geisternetze“ herrenlose Teile von Fischernetzen aus der Ostsee geborgen und einer ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Verwertung zugeführt werden können. BDE-Präsident Peter Kurth betonte die Bedeutung der Meere als größten Lebensraum des Planeten: „Meere sind Sehnsuchtsorte, Handelswege, Nahrungsquelle und Arbeitsplatz.“ Drei Milliarden Menschen hätten jedoch keinen geregelten Zugang zu einer Abfallentsorgung. Deren Abfälle landeten letztlich im Meer. Weil vor allem Plastikreste mit etwa 450 Jahren besonders haltbar seien, nehme deren Masse ständig zu – mit oft tödlichen Folgen für eine Vielzahl von Meerestieren. Plastik in den Meeren sei vor diesem Hintergrund eine Herkules-Aufgabe für die internationale Abfallwirtschaft.
Der WWF und Tönsmeier sind eine strategische Partnerschaft eingegangen, die in einem verhältnismäßig kleinen Meer wie der Ostsee beispielhaft ein Verfahren zur Bergung, Aufbereitung und Verwertung von so genannten Geisternetzen entwickeln und die gewonnenen Erkenntnisse global skalieren will. Mit Blick auf das Projekt mahnte Tönsmeier-Gruppengeschäftsführer Bernd Ranneberg stabile politische Rahmenbedingungen hierfür an: „Wenn wir über eine funktionierende Kreislaufwirtschaft reden, reden wir auch immer über Recyclingquoten. Quoten geben dem Recycling immer einen Schub nach vorne“.
Die Kooperation zwischen der Tönsmeier-Gruppe und dem WWF ist die erste eines Unternehmens der Kreislaufwirtschaft mit Deutschlands größtem Umweltverband. Zunächst sollen Informationen über Zusammensetzung, Größe und Verschmutzungsgrad der geborgenen Netze gewonnen werden. Diese Daten fließen anschließend in die Entwicklung einer Verwertungsstrategie ein. Ein Ziel des gemeinsamen Projektes soll es sein, den größtmöglichen Anteil als Sekundärrohstoff im Produktionskreislauf zu belassen und den Verbrauch natürlicher Rohstoffvorkommen zu verringern. Geisternetze sind mit 28 Prozent die zweithäufigste Abfallart in den Meeren.
Foto: Gavin Parson/Marine Photobank
Siehe auch – Die Plastik-Bedrohung: https://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/187063/index.html
(EUR0716S3)