Brandgefährlich, aber sicher

In Recyclinganlagen ist die Feuergefahr extrem hoch: es gibt viele leicht entzündliche Abfallmaterialien, es drohen Selbstentzündung der organischen Stoffe und Wärmestau in dicht gepackten Schüttungen. Selbst kleinere Brände geraten schnell außer Kontrolle. Umso wichtiger ist zuverlässiger Brandschutz, der eine schnelle Detektion gewährleistet und das Ausbreiten von Feuer verhindert.

Thermografie-System zur Temperaturüberwachung großer Flächen (Foto: Minimax)

Thermografie-System zur Temperaturüberwachung großer Flächen (Foto: Minimax)

„Großbrand in Recyclinganlage Mülheim“, „Hoher Sachschaden durch Feuer in Recycling-Unternehmen in Polleben“, „Recyclinganlage Osnabrück im Vollbrand“ – das sind nur drei von vielen beängstigenden Schlagzeilen aus den letzten Monaten. „Brände in Recyclinglagern oder Anlagen zur Verarbeitung von Recyclingstoffen treten relativ häufig auf“, warnt Professor Ulrich Krause, der an der Universität Magdeburg den Lehrstuhl für Anlagentechnik und -sicherheit inne hat. Brandschutz ist eine existenzielle Investition: Vor allem in kleineren oder mittleren Unternehmen kann schon ein einziges Feuer zum Konkurs führen.

„Ein erheblicher Teil der Brände wird durch Selbstentzündung hervorgerufen“, konstatiert Krause. Und Florian Mönnich, Leiter des Competence Centers Europe in der Business Unit Plant Protection beim Brandschutz-Komplettanbieter Minimax, ergänzt: „Die Mengen organischer und anorganischer Stoffgemische bergen durch Gärungsprozesse ein erhebliches Brandrisiko. Im Zusammenspiel mit manchmal enthaltenen Batterien, nicht restentleerten Behältern mit brennbaren Flüssigkeiten oder Spraydosen steigt das Entzündungspotenzial des Recyclingguts um ein Vielfaches.“ Neben der Brandgefahr besteht dann unter Umständen sogar Explosionsgefahr.

Magnetventile gegen Funkenflug

Die Brandrisiken sind äußerst vielseitig, denn das Recycling von Rohstoffen besteht aus verschiedenen manuellen und maschinellen Arbeitsschritten. Optimaler Brandschutz in Recyclinganlagen erfordert abgestimmte Lösungen für jeden einzelnen Prozessschritt. Das fängt im Anlieferungsbereich an: „Außenliegende Halden sollten mit Infrarotkameras auf Wärmeentwicklungen überwacht werden“, empfiehlt Experte Florian Mönnich. Droht eine Entzündung, erfolgt automatisch eine Meldung an die angeschlossene Brandmeldezentrale. Löschmonitore – manuell oder per Fernsteuerung auf das Ziel ausgerichtet – bekämpfen den „Hot-Spot“ mit schaummittel-angereichertem Wasser.

Ex – Industrie-Flammenmelder für den Einsatz in besonders rauen Umgebungen und explosions­-gefährdeten Bereichen  (Foto: Minimax)

Ex – Industrie-Flammenmelder für den Einsatz in besonders rauen Umgebungen und explosions­-gefährdeten Bereichen
(Foto: Minimax)

Innenliegende Lagerzonen lassen sich mit Sprinkleranlagen schützen. Bei Deckenhöhen über 15 Meter sorgen Sprühwasser-Löschanlagen für zuverlässige Brandbekämpfung. Das automatische Auslösen der Löschanlage erledigt eine Brandmeldeanlage – am besten mit einem brandfrüherkennenden Rauchansaugsystem. Dasselbe gilt auch für die Bereiche, in denen das Recyclinggut getrennt und zerkleinert wird.

Überall dort, wo brennbare Materialien pneumatisch abgesaugt oder transportiert werden, besteht erhöhtes Brandrisiko. Denn während des Sortierprozesses können sich in Verarbeitungsmaschinen durch Materialverunreinigungen Funken, heiße Partikel oder Glutnester bilden. Diese gelangen über die Fördereinrichtungen in nachgeschaltete Prozessbereiche – dort können sie Brände verursachen oder zu Staubexplosionen führen. Schutz bieten Funkenmelder: Sie reagieren auf die Infrarotstrahlung vorbeifliegender Zündinitiale. Erkennen sie eine Gefahr, geben sie ein Signal an die Steuerzentrale. Diese aktiviert dann in Millisekunden das Magnetventil der Löschautomatik. Die glühenden Teilchen fliegen in den von der Düse aufgebauten Wasserschleier. Anschließend schließt das Magnetventil automatisch.

In Agglomerieranlagen sind vor allem Hydraulik- und Thermoöle große Gefahrenquellen. Lagern sich diese auf den heißen Oberflächen der Pressen ab, brennt es im Nu. Florian Mönnich: „Auch hier empfehlen wir Flammenmelder, die im Zusammenspiel mit der Brandmelderzentrale die Löschanlage automatisch auslösen.“ Spezielle Lösungen erfordern die Bereiche, in denen Elektrizität eine tragende Rolle spielt: Leitstände, Schaltanlagen, Elektroräume und Serverräume. Hier ist laut Mönnich die Wahl des Löschmittels entscheidend:  „Wo zum Erhalt der Funktionsfähigkeit rückstandsfreie Brandbekämpfung besonders wichtig ist, sollten Oxeo Inertgas-Löschanlagen eingesetzt werden. Sie können mit den ungiftigen und damit nicht personengefährdenden Gasen Argon oder Stickstoff betrieben werden.“

Funkenmelder im Absaugkanal (Foto: Minimax)

Funkenmelder im Absaugkanal (Foto: Minimax)

Rauchansaugsystem Helios AMX5000 zur Brandfrüherkennung in  Innenräumen (Foto: Minimax)

Rauchansaugsystem Helios AMX5000 zur Brandfrüherkennung in
Innenräumen (Foto: Minimax)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Minimax

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