Das Nähe-Prinzip in der Abfallwirtschaft ernst nehmen

„Österreich darf langfristig nicht die Müllkippe Italiens werden“, so Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen, anlässlich der Absichten der neuen römischen Bürgermeisterin Virginia Raggi, Abfälle der italienischen Hauptstadt in Österreich und Deutschland entsorgen zu lassen.

Medienberichten zufolge sollen österreichische und deutsche Entsorger täglich rund 500 Tonnen römische Siedlungsabfälle abnehmen. „Das wären im Jahr mehr als 180.000 Tonnen, ungefähr so viel wie die Jahreskapazität einer mittleren Müllverbrennungsanlage“, erläutert Brunner, die auch Vorsitzende des parlamentarischen Umweltausschuss ist. Und weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Österreich bereits in den letzten Jahren zigtausende Tonnen Abfälle von Nachbarländern – insbesondere aus Italien – importiert hat und die österreichischen Müllverbrennungsanlagen bereits ausgelastet sind.

„Ich habe Umweltminister Rupprechter vor ein paar Monaten über Müllimporte nach Österreich befragt. Im Jahr 2014 genehmigte er demnach 49 Müllimporte mit insgesamt 139.000 Tonnen, letztes Jahr waren es 36 Importgenehmigungen mit insgesamt 99.000 Tonnen“, erklärt Brunner. Die Abfälle seien aus Italien, Deutschland und Slowenien, würden mit Lkw und Bahn transportiert und hätten Transportwege von bis zu 600 Kilometer hinter sich. „Demgegenüber wurden im Jahr 2014 67.000 Tonnen an Siedlungsabfällen und im Jahr 2015 78.000 Tonnen Abfälle exportiert. Unterm Strich sind wir somit ein Müll-Importland. Auch wenn der italienische Müll für unsere Entsorgungsunternehmen ein gutes Geschäft sein mag, appelliere ich an alle Verantwortlichen, das Nähe-Prinzip in der Abfallwirtschaft endlich ernst zu nehmen und Abfälle nicht quer durch ganz Europa zu kutschieren und sie dann erst recht zu verbrennen“, führt Brunner aus.

Laut Medienberichten liegt bereits ein Ansuchen der römischen Mülltransporte auf dem Tisch des österreichischen Umweltministers. Christiane Brunner: „Rupprechter muss nicht nur mit den römischen Behörden, sondern auch mit seinem italienischen Amtskollegen Gian Luca Galletti in Kontakt treten, um an einer langfristigen Lösung des italienischen Müllproblems zu arbeiten. Österreich kann hier sehr viel Know-how anbieten.“ Auch gegen eine zeitlich begrenzte Nachbarschaftshilfe zur Beseitigung des ärgsten Chaos sei bei entsprechenden strengen Kontrollen nichts einzuwenden. „Was wir aber sicher nicht machen werden ist, uns langfristig als Müllkippe Italiens anzubieten. Ich appelliere darüber hinaus auch an Minister Rupprechter, das Ansuchen der Stadt Rom so transparent wie möglich zu behandeln.“

Foto: furuoda / fotolia.com

(EUR0916S3)