„Der Markt nimmt das Konzept an“

Am 15. November lud Lindner-Recyclingtech zum „Polaris Day 2016“ nach Klagenfurt ein. Vorgestellt wurden Einwellenzerkleinerer der neuen Produktreihe Polaris. Und auch im Einsatz während der Live-Demonstration bei der KAB Kärntner Abfallbewirtschaftung GmbH: der mobile Zweiwellenzerkleinerer Miura des österreichischen Maschinen- und Anlagenherstellers mit innovativem FX-Schnellwechselsystem.   

Der Flügel im Foyer des Veranstaltungshotels „der Sandwirth“ wurde wohl schon seit Jahren nicht mehr gestimmt. Für Free Jazz und schräge Töne mochte es gehen, nicht aber für Mozart. Schade um die dargebotene Kleine Nachtmusik, doch stand ein Klavierkonzert nicht auf dem Programm. Während die beiden Spieler unter den Gästen noch die stimmstabilen Vorzüge eines Digitalpianos diskutierten, fuhren bereits die Busse vor und brachten die rund sechzig Teilnehmer aus neunzehn Ländern ins Klagenfurter Planetarium: Sales Manager, Händler und Kunden wie die Firma Sutco UK, Tochter der Sutco RecyclingTechnik GmbH (LM Group) in Bergisch Gladbach, die im Rahmen der Produktpräsentation am Vormittag von Lindner-Vertriebsleiter Ing. Gerd Tischner ausgezeichnet wurde. Der „Lindner Polaris Day 2016“ klang aus mit einer virtuellen Reise zu den Sternen und einem Abendessen im malerisch gelegenen Schloss Mageregg.

Von links: Marco Egger (Lindner), Klaus Mildner (Sutco), Gerd Tischner (Lindner) – Foto: Marc Szombathy

Konstanter Austrag bei gleichmäßiger Korngröße

Sutco UK kaufte als erstes Unternehmen der Entsorgungs- und Recyclingbranche einen Einwellenzerkleinerer der neuen Serie Polaris, von denen seit der Markteinführung auf der IFAT 2016 in München bereits fünf ausgeliefert und installiert wurden. Und nach Auskunft von Dipl.-Ing. Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth, der die Maschinenbaureihe im Detail vorstellte, sollen schon bald weitere Abschlüsse folgen. „Der Markt“, konstatierte der Produktmanager bei Lindner in seinem Vortrag, „nimmt das Konzept, nicht vorbehandelte Haus-, Industrie- und Gewerbeabfälle in einem Prozessschritt zu zerkleinern, sehr gut an.“

In den Ausführungen 2200 und 2800 sind die Polaris Einwellenzerkleinerer ideal einsetzbar in der Ersatzbrennstoff-Aufbereitung. Beide Maschinen sollen mit besonders geringer Betriebsdrehzahl und entsprechend hohem Drehmoment laufen: „Die Messer schneiden das Aufgabegut mit der großen Kraft, die der einstufige Prozess erfordert.“ Das Modell 2200 mit 4.090 x 3.000 Millimetern Einfüllöffnung und 2.115 Millimetern Rotorlänge zerkleinert dabei bis zu 22 Tonnen Gewerbe- und Industrieabfall pro Stunde und der Polaris 2800 mit 4.779 x 2.370 Millimetern Einfüllöffnung und 2.805 Millimetern Rotorlänge sogar bis zu 32 Tonnen pro Stunde. Je nach Wahl der Siebe resultieren hier Endkorn-Abmessungen von 50 bis 120 Millimetern.

Die Teilnehmer des Polaris Day wurden für den Rundgang in zwei Gruppen (rote und gelbe Westen) aufgeteilt (Foto: Marc Szombathy)

Die spezielle Einwellen-Zerkleinerungstechnologie sorgt mit ihrem schneidenden Prinzip und der automatisierten Nachdrückerregelung für konstanten Austrag bei gleichmäßiger Korngröße. Und jede Systemkomponente zeichnet sich durch ihre für Lindner typische Robustheit aus. Diese beginnt bei dem massiven Chassis und den leistungsstarken, hoch zuverlässigen Asynchronmotoren mit Nennleistungen von 200 Kilowatt (Typ 2200) beziehungsweise zweimal 132 Kilowatt (Typ 2800). Der bei den Shreddern des österreichischen  Herstellers bewährte, zweistufige Riemenantrieb überträgt das sehr hohe Drehmoment auf den Rotor. Wenn nicht-zerkleinerbare Störstoffe auftreten, können diese ohne Werkzeuge innerhalb von zwei Minuten komfortabel entnommen werden. Das wurde bei dem Event auch mehrfach live demonstriert, ohne das es zu irgendwelchen Schäden gekommen ist. Die großflächige, hydraulische Wartungsklappe bietet komfortablen Zugang zum Arbeitsraum, beispielsweise um die sechs beziehungsweise acht leicht handhabbaren Siebmodule zu tauschen oder um die vierseitig nutzbaren Messer zu drehen.

Für anwendungsoptimierte Ersatzbrennstoffe

Mit der Entwicklung der wartungsarmen Polaris Einwellenzerkleinerer fördert Lindner den Angaben nach den Trend, Ersatzbrennstoffe (EBS) optimal abgestimmt auf die geplante Anwendung aufzubereiten und dadurch kosten- und leistungsbezogen mit maximaler Effizienz zu arbeiten. Bei der Vermarktung ließen sich höhere Margen erzielen, so Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth: „Hoher Durchsatz und geringe Zerkleinerungskosten pro Tonne haben bei der Aufbereitung von Abfällen zu EBS einen noch höheren Stellenwert als in anderen industriellen Prozessen. Dies gilt in besonderem Maße für die Bereitstellung von EBS für den Einsatz im Kalzinator. Zugleich stellt die Aufgabe, unbehandelten, teils sperrigen Abfall in nur einem Prozessschritt auf Korngrößen von 80 Millimetern und darunter zu zerkleinern, besonders hohe Ansprüche an die Ausführung des dafür verwendeten Shredders. Mit dem Polaris erfüllen wir genau diese Anforderungen. Er erweist sich in der Praxis als energieeffizientes System, das zuverlässig funktioniert, im Bedarfsfall leicht zugänglich für Reinigungs- und Wartungsarbeiten ist und dadurch unter dem Strich eine konstant hohe Produktivität ermöglicht.“

Das „Herzstück“ der KAB-Anlage: Der Polaris 2800 von Lindner (Foto: Marc Szombathy)

Das bereitgestellte, relativ grobkörnige Schreddergut hat – abhängig vom Material – einen mittleren Brennwert von 15 bis 18 Megajoule pro Kilogramm und eignet sich damit für die Verwertung im Kalzinator. Dem gegenüber stellt der Einsatz von EBS als Sekundärbrennstoff in der Hauptbrennkammer eines Zementwerks, wo Temperaturen von bis zu 2.000 Grad Celsius herrschen, andere Anforderungen an die Materialeigenschaften. Hier bieten sich die zweistufigen Systeme von Lindner an: Bestehend aus einem Jupiter Vorzerkleinerer, einer Separieranlage und einem Komet Nachzerkleinerer, erzeugen sie ein dafür optimales Schreddergut mit definierten Korngrößen kleiner 35 Millimeter.

Materialverarbeitung ohne Kompromisse

Dem Vortrag zur neuen Produktreihe schloss sich am Nachmittag eine Live-Demonstration bei der KAB Kärntner Abfallbewirtschaftung GmbH in Klagenfurt an. Das Unternehmen betreibt am Standort eine moderne EBS-Aufbereitungsanlage und setzt dazu einen Polaris 2800 ein. Die zu verarbeitenden Abfälle stammen zum Teil aus Slowenien und Italien. An der Maschine wurde ein Störfall simuliert und dabei gezeigt, wie einfach verfangene Fremd- und Störstoffe aus den Zerkleinerungswellen entfernt werden können. Zu sehen war auch ein Prototyp des Polaris, der ein Jahr lang zu Testzwecken überlassen wurde. Der Rundgang über das Betriebsgelände führte außerdem zum innovativen mobilen Zweiwellenzerkleinerer Miura von Lindner, der bei KAB Altsperrholz sowie Holz-Bahnschwellen schreddert.

Bei der Vorführung der Maschine wurde ein Störfall simuliert. Wie zu sehen ist, können Störstoffe sehr einfach entfernt werden (Foto: Marc Szombathy)

Die auf einem Dreiachs-Trailer montierte Maschine ist mit dem Lindner FX-Schnellwechselsystem ausgerüstet. Der Wellenwechsel lässt sich in wenigen Schritten bewerkstelligen, und der vollständige Wechsel eines Wellenpaars ist in weniger als 30 Minuten möglich. „Altholz, Schrott oder Industrieabfälle können dadurch an einem Tag verarbeitet werden, ohne bei einem dieser Materialien einen Kompromiss eingehen zu müssen“, fasste Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth die Vorteile zusammen. Das hydraulische Ausklappen des Schneidrahmens erleichtert dabei den Zugang zu den Schneidwerkzeugen. Sämtliche Servicearbeiten oder eine Störstoffentnahme können direkt an der Maschine erfolgen. Die Durchsatzleistung bei Holzabfällen liegt bei 60 Tonnen pro Stunde, bei Siedlungsabfällen sind es 65 und bei Leichtschrott 30 Tonnen pro Stunde.

www.l-rt.com

Foto: Marc Szombathy

(EUR0117S30)

Bis zu 60 Tonnen Holzabfälle pro Stunde
zerkleinert der neue Miura von Lindner (Foto: Marc Szombathy)