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Unterflurbehälter: Aus den Augen, aber im Sinn

Wer seinen Müll nicht sieht, kann ihn auch nicht entsorgen, behauptet der freiberufliche Autor und Musiker Werner Friebel. Kann man doch, würden ihm die knapp 100 Besucher antworten, die am 7. März am Workshop des WFZruhr zur „Umfeldpflege im verdichteten Wohnungsbau durch Nieder- und Unterflur-Container“ teilnahmen.

Unterflurbehälter bestehen aus Einwurfsäule mit Sammelbehälter, einem Sicherheitsboden, einer Sicherheitsplattform und einem Betonaußenbehälter. Sie zeichnen sich – im Gegensatz zu herkömmlichen Müllgroßbehältern – vor alle durch Platzersparnis, bessere Optik, teilweise barrierefreien Zugang, fremdsichere Befüllung und das Fehlen von Gerüchen aus. Sie eignen sich für Restabfälle, Altpapier sowie Kartonagen und können eine kombinierte Wertstofftonne ersetzen. Sinnvoll ist ihr Einsatz bei einer regelmäßigen Restmüllmenge ab drei Kubikmetern, also etwa dem 14tägigen Aufkommen von 30 Wohneinheiten, gab einleitend Andrea Koch, Bereichsleitung Sammlung und Transport bei USB Bochum GmbH, zu verstehen. Und ihr Einbau spart Platz: Während zur Trennung von Restmüll, Leichtverpackungen und Papier ein Platzbedarf bei Unterflur von zwölf Quadratmetern benötigt wird, sind für die gleiche Aufgabenstellung mit Müllgroßbehältern 30 Kubikmeter zuzüglich Anfahrtsweg erforderlich.

Zugelassen nach DIN 13071

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Foto: Bauer GmbH, Südlohn

Die Südlohner Bauer GmbH vertreibt die Unterflur-Systemreihe GTU/GTS/GTL mit stationären Abfall­sammel­behältern bis 5.000 Litern. Wie Stephan Kubatzki, bei Bauer für den Vertrieb von Wertstoff- & Abfallcontainern zuständig, verdeutlichte, sind diese Behälter nach DIN 13071 zugelassen und erfüllen daher bestimmte Auflagen: Sie müssen unter anderem Bodendruck standhalten, für das Abpumpen von Flüssigkeiten geeignet sein, mit einer unbeabsichtigtes Ausrutschen und Stolpern verhindernden Gehwegplattform ausgestattet sein, über Sicherheitsplattform oder -absperrung verfügen, am Ende einer Prüfung weder verzogen noch verformt sein und auch keine Risse aufweisen.

Speziell die schwenkbaren Einwurfsäulen des GTU-Modells lassen sich von authorisierten Personen seitlich aufklappen, um die komplette Öffnung des Sammelbehälters offenzulegen. Hierdurch kann eine größere Anzahl von Säcken direkt eingeworfen und der Füllgrad optimiert werden. Bei Bedarf können die Säulen für sehbehinderte oder blinde Menschen mit vorstehenden Buchstaben oder mit Brailleschrift(tasten), für die Einarmbedienung auch mit Magnethalter an Schüttschwinge ausgestattet werden. Entleert werden die Behältnisse per Kran im Ein-Mann-Betrieb: personalschonend und kostensparend.

Barrierefrei befahrbar

Als im Oktober 2010 die Hagener Entsorgungsbetriebe GmbH drei erste Unterflurbehälter als Pilotprojekt installierten, war noch nicht abzusehen, wie und ob sich überhaupt eine Nachfrage entwickeln würde. Sechs Jahre später – konnte Nicole Iosifidou vom Großkundenservice der Entsorgungsbetriebe bilanzieren – gibt es in und um Hagen bereits 69 Standorte mit 219 Behältern; eine Prognose für 2017 sagt 85 Standorte mit 271 Containern voraus. Allerdings sind für die Installation von solchen Containern bestimmte Voraussetzungen nötig: Um einem Sammelfahrzeug von 26 Tonnen und Ausmaßen von elf Meter Länge, 2,55 Meter Breite und 4,20 Meter Höhe eine Zuwegung zu ermöglichen, ist am Standort eine Breite von 4,10 Meter (einschließlich Stützfüßen), ein Abstand zwischen Fahrzeug und Behälter von höchstens 4,50 Meter, eine Zufahrtshöhe von mindestens 4,50 Meter, eine lichte Höhe über dem Standort von mindestens neun Meter und schließlich ein Gefälle von höchstens fünf Prozent Bedingung.

In Hagen kommen momentan zur Entsorgung von Restmüll, PPK, Leichtverpackungen/Wertstoffen sowie Glas zwei Vollunterflursysteme in den Größen 2,0 x 2,0 x 2,60 Meter sowie 1,66 x 1,66 x 2,80 Meter zum Einsatz. Halb­unterflurbehälter werden bislang in Hagen (noch) nicht verwendet. Sie bieten allerdings eine Alternative zu den (Voll-)Unterflur-Systemen, verfügen über ein Sammelvolumen von bis zu fünf Kubikmetern und besitzen eine Brüstungshöhe von 900 Millimeter. Da sie keine Sicherheitsplattform benötigen, sind sie auch für Kinder, Rollstuhlfahrer und Senioren erreich- und barrierefrei mit Gehhilfe und Rollstuhl befahrbar.

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Vorher … (Foto: Bauer GmbH, Südlohn)

Abfallentsorgung darf keine Hürde sein

Aus „strategischen Übelegungen“ befürwortet auch Monika Melzer-Helmecke – Bereichsleiterin im Vertrieb der Wirtschaftsbetriebe Duisburg – den Einsatz von Halbunterflursystemen. Zum einen deshalb, weil die steigende Anzahl älterer Menschen, zum Teil mit Handicap, so lange wie möglich im bisherigen Wohnumfeld möglichst selbstständig verbleiben möchte: Für sie darf die Abfall­entsorgung keine Hürde darstellen.

Zum anderen, weil in strukturschwachen Gebieten mit geringen Mieten ein Einbau von barrierearmen Voll­unterfluranlagen zu kostenintensiv wäre: Hier wäre der Halbunterflurbehälter angebracht, der barrierearm ist, ein größeres Volumen als herkömmliche 1,1 Müllgroßbehältern aufweist, aber preiswerter als Vollunterfluranlagen und Behälterboxen zu betreiben ist. Er überzeugt durch geringere Einwurfhöhe (Oberkante Klappe: 1,00 Meter) gegenüber Betonbehälterboxen und 1.100 Liter-Müllgroßbehältern (beide 1,35 Meter), hat doppeltes Fassungsvermögen gegenüber einem Müllgroßbehälter für 1.100 Liter, benötigt für 2.200 Liter Fassungsvermögen eine Stellfläche von 2,38 Quadratmetern gegenüber Müllgroßbehältern mit mindestens 4,00 Quadratmetern und soll im Vergleich zu Betonbehälterboxen kostenneutral sein.

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… nachher (Foto: Bauer GmbH, Südlohn)

Zumindest verschiedene Vorteile

„Es begann unter Palmen“, berichtete Michael Mauer, der Vorstand des in der Jugendhilfe aktiven Bochumer St. Vinzenz e.V. Dort, im Süden, entwickelte sich bei ihm die Idee, statt anstehender Müllbehälter-Renovierung, neuer Umzäunung und neuem Zufahrtsweg lieber einen Unterflurbehälter anzuschaffen. Auf der Kostenseite schlugen lange Planungszeit, eine Menge an Absprachen und fehlende Hilfestellung bei der Kosten-/Nutzenanalyse zu Buche. Aber die Nutzenseite mit einem Plus an Sauberkeit, Optik sowie Mülltrennung und weniger Geruchs- und Lärmbelästigung überwog schließlich und so wurde „ein Traum unter Palmen“ wahr. Mit der Anschaffung der neuen Entsorgungstechnik waren und sind sowohl er wie sein Team vollauf zufrieden. Ob Unterflurbehälter tatsächlich ein Traum sind, mag jeder Käufer und Benutzer selbst herausfinden und beurteilen. Dass sie gegenüber herkömmlichen Abfallsammel-Techniken bestimmte Vorteile haben, dürfte die WFZruhr-Veranstaltung jedoch zweifelsfrei belegt haben.

Foto: Bauer GmbH, Südlohn

(EUR0517S40)

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