Keine Erholung auf dem Alttextilmarkt

Die Abwärtsspirale setzte sich aber nicht fort.

Das Jahr 2016 hat keine Erholung auf dem Alttextilmarkt gebracht. Zwar setzte sich die Abwärtsspirale in der Preisentwicklung des Exportgeschäfts nicht weiter fort; dafür taten sich im Bereich der Sammelmengen und Qualitäten sowie auf den wichtigen Absatzmärkten neue Baustellen auf, teilte der bvse-Vizepräsident und Vorsitzende des Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, das Ergebnis der Marktumfrage unter den Branchenmitgliedern für das Jahr 2016 mit.

Martin Wittmann, bvse-Vizepräsident und Vor­sitzender des Fachverbandes Textilrecycling (Foto: bvse)

„Bis zum dritten Quartal des Jahres war insbesondere ein erheblicher Verlust der Sammelmengen sowie der Qualitäten zu verzeichnen“, berichtete Wittmann. Als Grund hierfür nannte er zum einen die Flüchtlingskrise. Zum anderen führte die Überflutung des Marktes mit Billigpreis-Textilien zur Verschlechterung der Qualität der gesammelten Alttextilien. „Die von karitativen Organisationen angebotene, vorsortierte Ware enthielt im letzten Jahr wenig hochwertige Bekleidung. Aber genau diese benötigen unsere Unternehmen, um grundsätzlich kostendeckend arbeiten zu können“, erklärte die Vorsitzende des Arbeitskreises Hochwertiges Textilrecycling, Martina Forbrig. Der Absatzmarkt gestaltete sich insgesamt schwierig. Recyclingware war zum Teil nur gegen Erstattung der Transportkosten oder eine Zuzahlung absetzbar. Die Preise für Putzlappen stagnierten weiterhin auf niedrigem Niveau, und auch Federn waren das gesamt Jahr über nur zu stabil niedrigen Preisen zu vermarkten.

Zunehmende Rückschläge musste auch das Auslandsgeschäft hin­nehmen. Sinkende Ölpreise und die aufgrund von Devisenknappheit angespannte Liquidität der afrikanischen Handelspartner beeinträchtigten den Exportmarkt. Außerdem sahen sich die Unternehmen mit teilweise drastischen Zollerhöhungen als unmittelbare Folge des von der Ostafrikanischen Gemeinschaft vereinbarten Altkleider-Importverbots ab 2019 konfrontiert, die diese zusätzlich kompensieren mussten. Für das Jahr 2017 erwartet die Branche keine grundlegende Besserung. Neben der Furcht vor weiteren Untersagungen gewerblicher Sammlungen und dem drohenden ostafrikanischen Importverbot machen die vielen illegalen Sammler den Unternehmen weiterhin das Leben schwer.

Ein bvse-Projekt setzt sich gemeinsam mit Kommunen und Grundstückseigentümern gegen die Aktivitäten illegaler Sammler zur Wehr – mit Handlungsempfehlungen als Aktionshilfe gegen die Aufstellung illegaler Container auf öffentlichem und privatem Grund.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 07/2017, Seite 10)