Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 4

TK Verlag informiert über Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen.

Durch das novellierte Verpackungsgesetz und die Gewerbeabfallverordnung ist wieder Ruhe im abfallpolitischen Alltag eingekehrt. Dennoch sind die Fragen der Branche, was die Abfallgesetzgebung für die Praxis bedeutet, keineswegs ausgeräumt. So widmet sich denn das erste Kapitel des Bandes auch den rechtlichen Rahmenbedingungen und beginnt mit „Vollzugserfahrungen“ des Autors zwischen Verwerter-Erlassen und Mantelverordnung. Ein anderer Verfasser untersucht die Rahmenbedingungen zur Verwertung mineralischer Baurestmassen auf bundesweite Einheitlichkeit. Die rechtlichen Rahmenbedingungen bei öffentlichen Ausschreibungen garantieren nur bedingt Vergaben unter fairen und einheitlichen Wettbewerbsbedingungen, kritisiert der nächste Artikel. Zwei weitere Untersuchungen befassen sich mit dem Umgang mit mineralischen Abfällen in den Niederlanden und der Akzeptanz gütegeschützter Recyclingbaustoffe in Österreich. Der Beitrag am Ende des Kapitels kommt wieder auf ein juristisches Thema zurück: Er verdeutlicht, warum Schlacke aus der Hausmüllverbrennung nach der aktuellen Abfall- und Chemikaliengesetzgebung – insbesondere hinsichtlich Kriterium HP 14 – als nicht gefährlich zu gelten hat.

Das folgende Kapitel – es befasst sich mit Rückständen aus der Abfallverbrennung – ist geprägt vom Gegensatz nass- zu trockenmechanischer Aufbereitung von Schlacken. So unterstreicht beispielsweise ein Artikel die Bedeutung der trockenmechanischen Feinaufbereitung für die Separation von NE-Konzentraten, während ein anderer eine Lanze für die nasstechnische Behandlung bricht. Und einem Referat über die verfahrenstechnischen Vorteile der Trockenentschlackung steht eine Arbeit über den Einsatz nass aufbereiteter MVA-Schlacken als Ersatzrohstoff in der Zementherstellung gegenüber, bevor ein dritter Verfasser Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Nass- und Trockensiebung vergleicht. Ein weiterer Beitrag skizziert die Umrüstung der Ofenlinie einer stillgelegten MVA auf trockenen Schlackenaustrag. Den Abschluss des Kapitels bildet wiederum ein juristisches Thema: die Änderungen der Genehmigungsverfahren für Anlagen zur Rostascheaufbereitung aufgrund der novellierten TA Luft.

Hochaktuell und zukunftsgerichtet

Abb.: TK Verlag

Nebenprodukte aus der Metallurgie stehen im Mittelpunkt des darauffolgenden Kapitels. Hier werden unter anderem Stahlwerksschlacken ökobilanziell untersucht und Möglichkeiten zur Vorhersage ihrer Auslaugbarkeit abgeklopft oder auch die Reduzierung von Chromanteilen, alternative Nutzungsmöglichkeiten oder effiziente NE-Rückgewinnungsverfahren bei Elektroofen-Schlacken analysiert. Während die Gewinnung von strategischen Wertstoffen aus Recyclingschlacken von Autokatalysatoren ein eher bekanntes Terrain ist, zählt das Recycling von Feuerfeststeinen eher zu den ausgefalleneren Themen.

Der Abschnitt über Bauabfälle besitzt Aktualität. Dazu gehört nicht nur der Beitrag zur Entwicklung und Modellierung von Entsorgungswegen für Wärmedämmverbundsysteme. Sondern auch drei Aufsätze zu Entsorgung, Recycling und Verwertung von teerhaltigem Straßenaufbruch, dessen Behandlung angesichts aktueller Gesetzgebung zum Problem werden könnte (siehe Seite 10 in dieser Ausgabe). Weitere Themen befassen sich mit Recycling-Granulaten aus Mauerwerkbruch, der Verwertung von Sekundärmaterialien aus der Baustoff- und Keramikindustrie und dem Einsatz mineralischer Recyclingbaustoffe in der brandenburgischen Baubranche.

Das letzte Kapitel beginnt mit einer kritischen Betrachtung der bundesdeutschen Deponien-Landschaft und der Einschätzung, dass die Deponierung von der Politik eher stiefmütterlich behandelt wird. Die folgenden Artikel geben praktische Aufschlüsse über Planung und Genehmigung von DK I-, DK II- und Deponien auf Deponien. Des Weiteren werden die Rekultivierung von Kalirückständen, das Landfill Mining auf einer belgischen Deponie und die Klimabilanz von Deponierückbau-Projekten untersucht. Und auch in diesem Zusammenhang taucht wieder ein juristisches Thema auf: Der Artikel „Die Last mit der Altlast“ fragt nach dem rechtssicheren Umgang mit Abfällen im Tief- und Rohrleitungsbau.

Insgesamt präsentiert sich der Band als eine wertvolle Sammlung von Artikeln, die in ihrer Gesamtheit theoretische Einblicke wie auch praktische Handlungsanweisungen für die Mineralstoff- und Abfallbranche liefert. Hier treffen Studienergebnisse mit Praxisberichten zusammen, sind rechtliche Rahmenbedingungen mit Vollzugserfahrungen konfrontiert, werden bisherige Grundlagen mit neueren Erkenntnissen überprüft. Und ob Richtlinien, Aufbereitungsverfahren, Bauabfälle oder Deponiefrage: Die angesprochenen Themen sind aktuell, teilweise hochaktuell oder zukunftsgerichtet. Das garantiert, dass der Band nicht nur nicht so schnell veraltet, sondern auch dann zum immer wieder gern in die Hand genommenen Nachschlagewerk taugt.

Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 4 – Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen, hrsg. Karl J. Thomé-Kozmiensky et al., Neuruppin 2017, ISBN 978-3-944310-35-0

Foto: Dr. Jürgen Kroll

(EU-Recycling 09/2017, Seite 35)