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Schrottmarktbericht: Fester Markt

Bei guter Nachfrage erhöhten die Verbraucher im Berichtsmonat November je nach Region und Sorte sowie auf Preisbasis des Vormonats die Einkaufspreise um durchschnittlich 5 bis 10 Euro pro Tonne frei Werk. Während einige Werke bis zum Redaktionsschluss immer noch bereit waren, Mengen zu kaufen, konnten andere ihren Bedarf für Dezember weitgehend mit eindecken. Der Schrottbedarf war in den verschiedenen Regionen unterschiedlich stark.

Im Osten und Südwesten Deutschlands war er erfreulich hoch, im Norden war dagegen durch Instandhaltungsarbeiten wenig bis kein Bedarf. Im Westen konnte der Verbraucher, der schon Ende Oktober seine Zukaufverhandlungen für November abgeschlossen hatte, seinen Bedarf zu leicht reduzierten Preisen eindecken, wobei das Preisniveau über dem allgemeinen Marktniveau lag. Es folgte ein weiteres Werk mit unveränderten Preisangeboten. Da die übrigen Verbraucher wegen ihrer guten Auftragslage die Schrottnachfrage intensivierten, erfolgten alle weiteren Abschlüsse mit den oben genannten Zuschlägen. Gebremst wurde die Preisentwicklung durch die Tatsache, dass die türkischen Schrottnachfrager trotz ihres hohen Bedarfs die Preise relativ konstant halten konnten. Außerdem hatten die türkischen Werke zwar im Oktober große Mengen für November vom Kontinent zugekauft; für ihren Dezemberbedarf griffen sie jedoch kaum auf europäische Mengen zurück. Den türkischen Abnehmern gelang es laut der internationalen Fachpresse, für die Sorte HMS 1/2 (80:20) nicht mehr als 314 US-Dollar pro Tonne CFR Türkei zu bezahlen, obwohl die Forderungen der Exporteure angesichts der Fertigstahlpreisentwicklung höher lagen. Das inländische Preisniveau lag im Berichtszeitraum über dem des Exportmarktes, wodurch die Schrottbeschaffung für die Tiefseeexporteure schwierig war.

Nachbarländer

Die italienischen Stahlwerke fragten in Deutschland aufgrund ihrer seit September anhaltend guten Auslastung auch im November erfreulich viel Schrott nach. Je nach Ausgangspreis im Vormonat erhöhten sie die Preise zügig um 5 bis 10 Euro pro Tonne und überboten damit im süddeutschen Raum einige inländische Verbraucher, die daraufhin reagieren mussten. Da verschiedene ernste logistische Probleme Lieferverzögerungen aus Deutschland nach sich zogen, nutzten einige italienische Verbraucher verstärkt die inländischen Lieferanten für die laufende Versorgung und boten um rund 20 Euro pro Tonne bessere Preise als im Vormonat an. Der luxemburgische Verbraucher bezahlte bei guter Nachfrage je nach Sorte 5 bis 10 Euro pro Tonne mehr als im Oktober. In Belgien und den Niederlanden blieben die Preise bei geringem Bedarf dagegen unverändert oder stiegen leicht um 3 bis 5 Euro pro Tonne, und auch in Frankreich blieb das Preisniveau durch Erhöhungen um 5 bis 8 Euro pro Tonne unter dem in Deutschland. Als Reaktion boten niederländische Händler verstärkt Material in Deutschland an, zumal die Tiefseelager bei bestimmten Qualitäten keine Alternative bieten konnten. Da in Polen die Werke ihre Einkaufspreise um 10 bis 15 Euro pro Tonne erhöhten, war die Lieferbereitschaft in Richtung Deutschland verhalten; gleiches wurde über tschechische Lieferanten gemeldet. Die Verbraucher in der Schweiz boten für das von ihnen benötigte Material ebenfalls bis zu 10 Euro pro Tonne mehr als im Vormonat. Im Vereinigten Königreich war die Nachfrage der Stahlwerke und Gießereien ebenfalls gut, und mit Preiserhöhungen im Rahmen von 5 bis 11 Euro pro Tonne war der Markt im Gleichgewicht.

Gießereien

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Deutschland, Basisjahr 2010 = 100, Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis

Die an keinen Preisindex gebundenen Gießereien haben je nach Werk und Sorte die Schrotteinkaufspreise im November um durchschnittlich 5 bis 10 Euro pro Tonne erhöht. Der Handel sprach von einer nach wie vor erfreulich guten Nachfrage, insbesondere bei den Gießereien, die für die Automobil- und Maschinenbauindustrie produzieren. Die Auftragslage ist so gut, dass nicht wie in den Vorjahren der Dezember für ausgedehnte Stillstände genutzt wird, sondern feiertagsbedingte Schließungen in den meisten Fällen ab dem 23. Dezember angekündigt wurden. Das Einkaufsverhalten der Gießer lässt darauf schließen, dass zumindest bis Anfang des kommenden Jahres die Nachfrage nach Schrott entsprechend gut bleiben wird. Die Roheisenhersteller von Gießereiroheisen haben versucht, im November ebenfalls Preiserhöhungen durchzusetzen, was ihnen bisher nicht im beabsichtigten Maß gelungen ist, da die Verbraucher gut bevorratet sind und abwarten.

Schlussbemerkungen

Der Handel erwartet wegen der sich abzeichnenden hohen Auslastung der Stahlwerke und Gießereien im Dezember eine gute Schrottnachfrage. Einige Verbraucher haben bereits Stichtage für die Schrottannahme während der Feiertage genannt. Es gibt in diesem Jahr Elektrostahlwerke, die während der Feiertage weiterproduzieren. Bei Werken, die den Betrieb ruhen lassen, ist die Schrottannahme in vielen Fällen durchgehend möglich. Die Schrottverfügbarkeit wird unterschiedlich beurteilt. Während die einen denken, dass sich Aufkommen und Nachfrage die Waage halten, sehen andere eine gewisse Angebotsknappheit.

Ein zunehmend ernstes Problem ist die Tatsache, dass die Logistik mit der wirtschaftlichen Entwicklung nicht Schritt halten kann. Nicht nur die mangelnde Waggonversorgung insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien und Polen stellt die Unternehmen täglich vor neue Herausforderungen. Darüber hinaus führt die überaus gute Konjunktur zu einem Mangel an Schiffs- und Lkw-Frachtraum. Die Situation hat sich zugespitzt, weil Lieferfristen nicht eingehalten werden und Mengen erst verspätet zum Versand gebracht werden können, was das Marktbild zusätzlich verzerrt. Von allen Beteiligten wird viel Flexibilität verlangt.

Redaktionsschluss 22.11.2017, BG-J/bvse

(Alle Angaben/Zahlen ohne Gewähr) Foto: pixabay

(EU-Recycling 12/2017, Seite 30)

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