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Europäische Kunststoffstrategie: Welche Empfehlungen greift die EU-Kommission auf?

Vertreter aus Industrie, Politik und Zivilgesellschaft kamen im November 2017 im Europaparlament in Brüssel zusammen, um Herausforderungen und Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu diskutieren.

Im Zentrum der Debatte stand die für Ende letzten Jahres erwartete Kommunikation der Europäischen Kommission zu einer „Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft“ (Redaktionsschluss dieser Ausgabe war der 15. Dezember 2017). Sie soll effektive Maßnahmen für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen enthalten und auch für die Mitgliedstaaten der EU als wichtige Orientierung dienen. Der Grüne Punkt hatte die Veranstaltung gemeinsam mit seinen europäischen Partnern im EPR Club, ACR+, Citeo und Suez initiiert. Gastgeber war die interfraktionelle Arbeitsgruppe „Klimawandel, Artenvielfalt und Nachhaltige Entwicklung“ des Europäischen Parlaments.

Zu Beginn der Veranstaltung gab Hugo-Maria Schally, Referatsleiter für Nachhaltige Produktion, Produkte und Konsum in der Generaldirektion Umwelt, als Vertreter der Europä­ischen Kommission einen Überblick über Ziele und Eckpunkte der EU-Kunststoffstrategie. Es gehe darum, die Potenziale der Wiederverwendung und des Recyclings von Kunststoffen im vollen Umfang zu heben und der massiven Umweltverschmutzung zu begegnen. Kunststoffe seien heute überall zu finden, in Ozeanen und Flüssen, aber auch im Trinkwasser – mit bislang nicht absehbaren Folgen für Umwelt und Gesundheit. Die Kommission sei bereit, entschieden zu handeln, aber auch Unternehmen und Verbraucher müssten ihrer Verantwortung nachkommen.

Investitionssicherheit und klare Impulse

Ein intensiver Austausch und die verstärkte Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette wurden in den anschließenden Expertengesprächen als Schlüssel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe hervorgehoben. Auch waren sich alle Teilnehmer einig über die hohe Bedeutung des Ökodesigns von Produkten und des Prinzips der Produzentenverantwortung. Kontrovers wurde die Frage diskutiert, wie der Markt für Sekundärkunststoffe effektiv weiterentwickelt werden kann. Während Vertreter aus Handel und Hersteller den geringen Einsatz von Rezyklaten in Verpackungen und Produkten mit der ungenügenden Menge und Qualität der sekundären Rohstoffe begründeten, verwiesen Vertreter der Abfall- und Recyclingwirtschaft darauf, dass sich Politik und Wirtschaft klarer zu einer echten Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft bekennen müssten, um die weiteren notwendigen Investitionen in Recyclingtechnologien und -kapazitäten anzustoßen.

„Wir sind schon heute in der Lage, Regranulate herzustellen, die qualitativ mit Primärkunststoffen mithalten können. Oftmals sind primäre Kunststoffe aber deutlich günstiger, gerade in Zeiten, in denen der Ölpreis außerordentlich niedrig ist und absehbar auch bleibt. Um diesen Wettbewerbsnachteil für recycelte Kunststoffe auszugleichen, brauchen wir Investitionssicherheit und klare Impulse. Der politische Wille, den Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft konsequent zu gehen, muss erkennbar sein. Zum Beispiel in Form hoher Recyclingziele und einheitlicher Qualitätsstandards für Sekundärkunststoffe“, betonte Helmut Schmitz, Leiter Kommunikation und Public Affairs beim Grünen Punkt.

Welche Empfehlungen die Europäische Kommission in der EU-Kunststoffstrategie aufgreift, wird sich zeigen, sobald die Kommunikation in den kommenden Wochen veröffentlicht wird.

Foto: Europäisches Parlament

(EU-Recycling 01/2018, Seite 11)

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