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EU-Kunststoffstrategie: Die Umsetzung ist entscheidend

„Ökologische Zielmarken zu setzen, ist eine Sache, sie zu erreichen eine andere.“ Die Meinungen der Branche zur Konkretisierung der neuen Strategie sind geteilt.

Schätzungen zufolge verbleiben nur fünf Prozent des Wertes von Verpackungsmaterial aus Kunststoff in der Wirtschaft; der Rest geht nach sehr kurzer Anwendung verloren. Die jährlichen Kosten hierfür belaufen sich auf 70 bis 105 Milliarden Euro. Das kann sich Europa nicht leisten, urteilt die EU-Kommission . Und hat die erste europaweite Strategie für Kunststoffe in Angriff genommen.

200.000 neue Arbeitsplätze

Ihre „Vision einer neuen Kunststoff-Wirtschaft für Europa“ sieht eine intelligente, innovative und nachhaltige Kunststoffindustrie vor. In ihr sollen Design und Produktion die Notwendigkeiten für Wiederverwendung, Reparatur und Recycling rundum befolgen, Wachstum bewirken sowie Arbeitsplätze schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, will Brüssel verschiedene Maßnahmen ergreifen: recyclingfähigere Produkte, verstärkte Getrenntsammlung von Plastikabfällen, erhöhte Recyclingkapazitäten und einen größeren Absatzmarkt für Rezyklate. Zudem soll der Verbrauch von Einwegkunststoffen reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden. Konkret ist geplant, bis 2025 zehn Millionen Tonnen recyceltes Plastik in neuen Produkten für den europäischen Markt zu verwenden. Und bis 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen, die sich in diesem Markt befinden, entweder wiederverwendbar oder kosteneffektiv recycelbar sein. Bis zu diesem Zeitpunkt – so beabsichtigt es die Strategie – wird sich die Sortier- und Recyclingkapazität auf das Vierfache des Wertes von 2015 vergrößert und zur Schaffung von 200.000 neuen Arbeitsplätzen in Europa geführt haben. Damit werde die Generierung von Kunststoffabfällen vom allgemeinen Wachstum abgekoppelt sein.

Der für nachhaltige Entwicklung zuständige Erste Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans machte den Ernst der Lage klar: „Wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie wir Kunststoffe herstellen und verwenden, wird 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastik schwimmen als Fische. Wir müssen verhindern, dass Kunststoffe in unser Wasser, unsere Lebensmittel und sogar unsere Körper gelangen. Die einzige langfristige Lösung besteht darin, Kunststoffabfälle zu reduzieren, indem wir sie verstärkt recyceln und wiederverwenden.“

Breite Zustimmung in der Branche

Der Appell stieß auf breite Zustimmung in der Branche. Die Europäische Föderation der Entsorgungswirtschaft (FEAD) beispielsweise erhofft sich durch die neue Strategie nicht nur eine ökonomische Verbesserung, sondern auch eine gesteigerte Recyclingqualität. Diese sei insbesondere angesichts des Importstopps bestimmter Abfallströme und Anforderungs-Auflagen durch China zwingend. European Plastics Converters (EuPC) begrüßt uneingeschränkt den Ansatz zu einer prosperierenden und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Auch der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) hält das Bekenntnis zu forcierter sortenreiner Sammlung und einer Recycling-Offensive für „absolut richtig“, rät jedoch, Steuern und Verbote als Lenkungsinstrumente kritisch zu hinterfragen. Verbesserungsmöglichkeiten sieht auch European Bioplastics, die Interessenvertretung der europäischen Biokunststoffindustrie, da die Chance verpasst worden sei, die Vorteile von biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen in vollem Umfang anzuerkennen.

Produzenten einbeziehen

Patrick Hasenkamp, Präsident des Europäischen Dachverbandes Municipal Waste Europe (MWE), hält es für gut, dass die Kommission nun die Plastikstrategie auf den Weg gebracht hat. Jetzt komme es auf die Umsetzung an. Ähnlich beurteilt auch BDE-Präsident Peter Kurth die Lage: „Ökologische Zielmarken zu setzen, ist eine Sache, sie zu erreichen eine andere. Aus unserer Sicht sind insbesondere bessere Marktbedingungen für Kunststoffrezyklate notwendig; ansonsten sind zehn Millionen Tonnen nicht zu machen.“ Außerdem sei die Einbeziehung der Produzenten ebenso notwendig wie die Unterstützung durch das Beschaffungswesen der öffentlichen Hand.

Foto: ALBA Group

(EU-Recycling 02/2018, Seite 5)

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