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Schrottmarktbericht: Preisabschläge

Die Entwicklung des Schrottmarktes im Berichtsmonat Februar verlief weitgehend entspannt. Obwohl am Monatsanfang hohe Abschläge im Westen Deutschlands eine gewisse Unruhe verursachten, beruhigte sich die Lage zügig, und die Kürzungen gegenüber Januar lagen je nach Werk, Sorte und Zeitpunkt des Abschlusses bei etwa 10 bis 20 Euro pro Tonne. Wie sich im Nachhinein zeigte, war es Verbrauchern am Monatsanfang in einem kurzen Zeitfenster gelungen, die gewünschten Qualitäten und Mengen mit einem Abschlag von rund 30 Euro pro Tonne zu beschaffen, wobei die absolute Höhe der Erlöspreise sich im Rahmen des allgemeinen Marktniveaus bewegte.

Die anziehende türkische Schrottimportnachfrage mit steten, allerdings sehr sachten Preiserhöhungen sowie der gute Schrottbedarf sowohl in Deutschland als auch in den europäischen Nachbarländern führte schnell zu einer mangelnden Bereitschaft des Schrotthandels, Abschläge von über 20 Euro pro Tonne zu akzeptieren. Dennoch waren die Abschläge der Werke so hoch, dass das Preisniveau im Berichtsmonat Februar unter dem Dezemberniveau lag. Im Osten Deutschlands erreichten die Preisreduzierungen gegenüber dem Vormonat je nach Werk, Sorte und Abschlusszeitpunkt 8 bis 18 Euro pro Tonne, im Süden lag der Abschlag bei durchschnittlich 15 Euro pro Tonne, im Südwesten bei 7 bis 20 Euro pro Tonne, im Norden bei 15 bis 20 Euro, und im Nordwesten bewegte er sich bei etwa 12 bis 15 Euro pro Tonne. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses gab es noch Werke, die Mengen mit geringeren Abschlägen als zu Beginn der Einkaufsperiode kaufen wollten.

Der Handel bezeichnete die Nachfrage als gut. Die hohen Nachlaufmengen aus dem Vormonat, die bis in die 7. Kalenderwoche hinein ausgeliefert wurden, verzerrten allerdings das Marktbild. Wie im Vormonat war der hohe Bedarf an Blechabfällen bei vielen Verbrauchern auffallend, während das Interesse an Spänen regional überschaubar war. Ob alle Werke ihre gewünschten Mengen für Februar bekommen haben, scheint zumindest bei einigen Interessenten fraglich zu sein. Laut Angaben des Handels lag das Sammelschrottaufkommen saisonal bedingt unter dem des Vormonats; und auch das Neuschrottaufkommen entsprach nicht in allen Belangen den Erwartungen.

Nachbarländer

Je nach Sorte und Werk mussten die deutschen Lieferanten bei ihren italienischen Abnehmern Preisabschläge von 15 bis 20 Euro pro Tonne akzeptieren, wobei sich die Preise für Neuschrott im unteren Bereich der Spanne und die für Altschrott im oberen bewegten. Die Auslastung der Werke beschrieben Marktkenner als gut, und die Auftragsbücher der Baustahlhersteller sollen zumindest für das erste Halbjahr gut gefüllt sein. Für die inländischen Lieferanten war die Spanne bei den Preisreduzierungen mit 10 bis 20 Euro etwas größer als bei den ausländischen Mitbewerbern. Der Angebotspreis für Shredderschrott lag leicht unter dem für Blechabfälle. Polnische Werke haben ihre Einkaufspreise je nach Werk und Sorte um 12 bis 20 Euro pro Tonne zurückgenommen. Der grenzüberschreitende Zulauf aus Tschechien und Polen war etwas schwächer als im Vormonat. Bei normalem Bedarf kürzten die Verbraucher in der Schweiz ihre Einkaufspreise um 10 bis 15 Euro pro Tonne. In Österreich sank der Preis um rund 10 Euro pro Tonne, in Frankreich bis zu 25 Euro pro Tonne. In Luxemburg reduzierte der Stahlhersteller die Preise je nach Sorte um 15 bis 20 Euro pro Tonne. In Belgien und den Niederlanden sanken die Preise bis zu 20 Euro pro Tonne. Genau wie der deutsche Markt verfestigte sich der niederländische Markt wegen der leichten Preiserholung im Exportmarkt im Laufe des Februars. Die gleiche Entwicklung erlebte der Markt im Vereinigten Königreich. Dort konnten die Werke die Preise mit 22 bis 34 Euro pro Tonne noch deutlicher senken als auf dem Kontinent, aber die Tiefseeexporteure bieten seit der 8. Kalenderwoche 5 Euro pro Tonne mehr an.

Gießereien

Der nach wie vor hohe Auslastungsgrad bei den meisten Gießereien hat zu einer gewissen Unterdeckung bei der Versorgung einiger Gießereisorten geführt. Wegen mangelnder Abbrüche und Sammlungen während des Winters hinkt beispielsweise das Aufkommen an Handelsguss der Nachfrage hinterher. Hinzukommt, dass das für diese Sorte typische Material wie Heizkörper oder Rohre in immer geringerem Umfang anfällt. Die an keinen Preisindex gebundenen Gießereien haben ihre Einkaufspreise je nach Sorte unverändert gelassen beziehungsweise um 5 bis 10 Euro pro Tonne gesenkt. Verbraucher mit hohem Bedarf zahlten einen leichten Aufpreis.

Kluger Schrotteinkauf

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Deutschland, Basisjahr 2010 = 100, Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis

Wieder einmal beeindruckten die türkischen Stahlwerke im Februar mit einer klugen Einkaufstaktik. Sie setzten am Monatsanfang bei den europäischen Exporteuren nochmals Preisabschläge gegenüber dem Vormonat von rund 10 US-Dollar pro Tonne durch. Trotz des hohen Bedarfs und steigender Stahlverkaufspreise gelang es ihnen, ihre Einkaufspreise bis zum Redaktionsschluss lediglich um diese 10 US-Dollar pro Tonne steigen zu lassen. Laut dem bvse vorliegenden Informationen kauften türkische Verbraucher etwa 35 Seeschiffe zur Lieferung im Februar, von denen mindestens 11 Ladungen vom europäischen Festland stammen. Für die Produktion im März scheinen nach bisherigem Kenntnisstand mehr Tiefseeladungen als im Februar bestellt worden zu sein, wobei einige Ladungen verdeckt gekauft wurden und eine zeitgenaue Zuordnung schwierig bis unmöglich ist. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses am 21.2.2018 konnten sich die Importeure bei ihrer möglicherweise letzten Kaufwelle für die Märzproduktion – trotz des Zukaufs von etwa 200.000 Tonnen – bei den Zukäufen vom Kontinent in dem von ihnen gewünschten Preiskorridor bewegen.

Unbestimmte Erwartungen

Unter Berücksichtigung der derzeitigen Marktgegebenheiten erwarten die meisten Marktteilnehmer für den kommenden Monat unveränderte bis leicht steigende Preise. Die florierende Weltwirtschaft verspricht eigentlich für die kommenden Monate zumindest stabile Marktverhältnisse. Negative äußere Einflüsse könnten jedoch die Stimmung trüben. Dazu gehören die politischen Unwägbarkeiten im Osten der Türkei, die ungewissen Auswirkungen des Endes des chinesischen Neujahrsfestes auf den weltweiten Stahlmarkt oder die erwartete US-Entscheidung im Hinblick auf die Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Stahlimporte. Zudem führt die Verhaftung des lettischen Zentralbankdirektors wegen Korruptionsverdachts zu Irritationen, da über die lettische Zentralbank die finanziellen Belange der baltischen Schrottexporte in die Türkei abgewickelt werden. Außerdem stellt das Nadelöhr Logistik sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Nachbarländern eine zunehmende Belastung für alle Beteiligten dar.

Der Mangel an Frachtraum und an Lkw-Fahrern führt zu Lieferverzögerungen und steigenden Kosten. Spannend bleibt die Frage, wie lange die türkische Seite bei steigenden Stahlpreisen die Schrottpreise vergleichsweise günstig halten kann.

Redaktionsschluss 21.02.2018, BG-J/bvse
(Alle Angaben/Zahlen ohne Gewähr)

Foto: pixabay

(EU-Recycling 03/2018, Seite 28)

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