Vom Anlagenbau bis zur Digitalisierung: Neuentwicklungen bei Currenta

Currenta hat sich schon vor Jahren auf den Weg zur Digitalisierung gemacht. Von der Abfallannahme über die Behandlung von Sonderabfällen bis hin zur Datenspeicherung wurden neue IT-Systeme und Softwarelösungen installiert. Zudem wurden Forschungs- und Technikumsprojekte erfolgreich aufgesetzt.

Über die Unternehmensaktivitäten informierten Dr. Ulrich Bornewasser, bis Ende Juni Leiter Kommunikation, und Michael Mroß, Leiter Trading, in einem Fachpressegespräch auf der IFAT. So investiert Currenta in einen zweiten Katalysator am Chempark-Standort Leverkusen, um die Stickoxide in den Rauchgasen der Sonderabfallverbrennungsanlagen weiter zu reduzieren. Ab Januar 2019 werden rund 2,5 Tonnen Ammoniak-Lösung täglich die NOx-Emissionen der Anlage auf der Oberfläche des neuen Katalysators in Stickstoff überführen. Durch den Neubau können die vier Verbrennungsanlagen flexibler gefahren und bei Revision eines Katalysators der Anlagenbetrieb weiter aufrecht gehalten werden. Currenta startete den Bau im November 2017.

Schwermetallabscheidung

Die Rauchgase der Sonderabfallverbrennungsanlagen im Chempark Leverkusen werden unter anderem mit Wasser gereinigt. Dabei zieht ein Saugzug die Rauchgase nach der Verbrennung durch feine Wassernebel. Die im Wasser befindlichen Schwermetalle und Staubpartikel werden in einer nachgeschalteten Waschwasserreinigungsanlage entfernt. Rund 100 Kubikmeter belastetes Wasser reinigt die Anlage stündlich, die Currenta in diesem Jahr mit acht neuen, automatisch betriebenen Kammerfilterpressen ausgestattet und fertiggestellt hat. Ein lasergestütztes Analysentool, das i-Floc, prüft den Wasserstrom auf dem Weg zu den Filterpressen und veranlasst bei Bedarf die Zudosierung von weiteren Mengen an Neutralisations- und Fällungsreagenzien.

Höhere Reinigungsleistung

In einer Technikums-Anlage, die das Currenta-Gemeinschaftsklärwerk Leverkusen im Maßstab 1:45.000 abbildet, konnten die Bedingungen für das Auftreten von Schaum und fadenförmigen Organismen bei unterschiedlichen Temperaturniveaus ermittelt werden. Das Ergebnis der Versuche war eine Kombinationslösung aus Fällung von Fettsäuren durch Eisenchlorid-Salze und einer anschließenden Flockung durch Zugabe von Polymeren. Der Bau einer Anlage entsprechender Größe am Auslass des Gemeinschaftsklärwerkes wird zurzeit vorangetrieben. Des Weiteren konnte mithilfe der Kleinkläranlage die maximale Salzkonzentration im Abwasser ermittelt werden, bei der noch eine stabile Nitrifikation stattfindet. Da die Chempark-Standorte produktionsbedingt hohe Salzfrachten haben, hat dieser Test eine besondere Bedeutung für eine effiziente Reinigung industrieller Abwässer.

Entsorgung trifft Digital

Currenta strebt seit einigen Jahren für die Steuerung der Entsorgungsprozesse von Sonderabfällen der drei Chempark-Standorte eine zentrale, digitalisierte Lösung an. Von der Abfallerzeugung über Transport, Abfallannahme und Entsorgung in den Drehrohröfen und Deponien bis zu Dokumentation und Rechnungserstellung wird zukünftig eine umfassende IT-Umgebung die Prozesse erfassen, steuern und compliancegerecht dokumentieren. Die Software „Elias“ wird den Prozess unterstützen. An kameraüberwachten Annahmestationen können die Lkw-Fahrer ihre abfallrechtlichen Begleitpapiere auf Wunsch selber signieren und ausdrucken während gleichzeitig die Container- und abfallspezifischen Containernummern von Kameras erfasst und ebenfalls ins System eingepflegt werden. Eine Sichtkontrolle der zu entsorgenden Abfälle ist ebenso möglich. Nach der Freigabe durch eine zentrale Abfallrechtswarte kann der Transport der Abfälle zur Entsorgungsanlage beginnen. Das System erfasst anschließend die erfolgte Entsorgung, dokumentiert diese gesetzeskonform und erstellt eine Rechnung für den Kunden.

Mit „Gate“ geht‘s gut

Das System hat die durchschnittliche Lkw-Verweilzeit an den Toren der drei Chempark-Standorte um rund 60 Minuten reduziert, Prozessabläufe optimiert, die Abfertigungskapazitäten erweitert und die Transparenz erhöht. Mit „Gate“ wird das Fahrzeug bei der Einfahrt von RFID-Tags identifiziert, die an zahlreichen Fahrzeugkomponenten montiert sind. Zusätzlich identifiziert sich der Fahrer mit einer Flow-Card und biometrisch mittels Fingerabdruck. So gelingt die Zuordnung von Fahrzeug und Fahrer zu den entsprechenden Versandaufträgen. Durch die Digitalisierung dieses Prozesses können 480.000 Transporte und über eine Million Versandaufträge pro Jahr effizienter bearbeitet werden.

www.currenta.de

Foto: Marc Szombathy

(EU-Recycling 07/2018, Seite 21)