Was steckt in thermischen Kraftwerken?

Buchbesprechung: „Abfallverbrennungsanlagen 2016/2017“ gibt Über- und Einblicke.

Abfallheizkraftwerk, Ersatzbrennstoff-Kraftwerk, Industriekraftwerk, Müllverwertungsanlage, Müllheizkraftwerk, thermische Restabfallbehandlungsanlage und Wirbelschichtkraftwerk – die Wortwahl der deutschen Abfallbehandlungsanlagen ist babylonisch. Das will die neueste Dokumentation des Thomè-Kozmiensky-Verlags ändern, die sich als Fortschreibung der Dokumentation von 2014/2015 versteht. Sie listet den aktuellen Stand des thermischen Anlagenparks in Deutschland auf, bietet einen Überblick über den Markt und zeigt, was hinter und in den Kraftwerken steckt. Der Darstellung der einzelnen Unternehmen ist ein Artikel des ITAD-Geschäftsführers Carsten Spohn vorangestellt, der die jetzige Situation der thermischen Abfallverwertung mit Statistiken und Tabellen belegt. Er geht auf Verarbeitungs-Kapazitäten und -Effizienzen ein und liefert einen Ausblick auf dem Hintergrund nationaler und europäischer Entwicklungen.

Die folgende Auflistung soll laut Überschrift Auskunft über die „technische Ausrüstung“ der 33 Siedlungsabfall-Verbrennungsanlagen, sieben Ersatzbrennstoffkraftwerke und einer Sonderabfall-Verbrennungsanlage geben, bietet aber wesentlich mehr. Bereits die „allgemeinen Angaben“ enthalten Details zu Standort, Betreiber, Generalunternehmer, Anlagenhistorie und Verfügbarkeit. Genauen Zahlen zum Abfallaufkommen, aufgeschlüsselt nach Abfallarten, Kapazität, Durchsatz und Geometrie, schließen sich Angaben über Anlieferung und Lagerung an. Einzelheiten der Aufbereitungstechnik werden ebenso offengelegt wie die von Beschickung, Feuerung und Wärmenutzung. Die Abgasreinigung wird teilweise bis ins Kleinste aufgeschlüsselt – nach Entstaubung, Nass-Absorption, Adsorption, SCR, Hilfsstoffen –, desgleichen die Behandlung und Verwertung der Rückstände.

Optisch aufgelockert

Die Vorstellung der einzelnen Anlagen endet mit Tabellen der Emissionsdaten und Angaben zur Wirtschaftlichkeit, die die Kosten für Investitionen, Modernisierung und Betrieb ebenso wenig verschweigt wie Annahmegebühr und die Erlöse. Optisch wird der Band durch Aufnahmen der Anlagen oder Anlagenteile aufgelockert. Auch werden von den meisten Kraftwerke Fließbilder, Verfahrensschemata, Anlagenaufschnitte, Anfahrtsskizzen, Lagepläne, Diagramme oder beispielsweise Skizzen zum Einzugsgebiet zur Verfügung gestellt. Somit liegt nun eine Dokumentation deutscher Abfallverbrennungsanlagen auf dem Stand von 2016 vor, die offenlegt, wie leistungsfähig die Branche ist. Für Insider bietet sie die Chance für Vergleiche, für interessierte Leser die Möglichkeit, sich in die Details einer vielfältigen Technologie und ihrer Umweltrelevanz zu vertiefen.

Band „Abfallverbrennungsanlagen – Deutschland – 2016/2017“, hrsg. von Elisabeth Thomè-Kozmiensky, Neuruppin 2018, ISBN 978-3-944310-38-1

Abb.: TK Verlag

(EU-Recycling 08/2018, Seite 37)