Wie die neue Lkw-Maut erhoben und kontrolliert wird

Von der Ausweitung der Lkw-Mautpflicht seit 1. Juli 2018 sind nun zusätzlich rund 3.000 Unternehmen in Deutschland betroffen. Damit nicht genug, steht nach nur sechs Monaten – ab Januar 2019 – eine Erhöhung der Mautsätze von 11,7 auf 18,7 Cent (= 60 Prozent) pro Kilometer an.

Nach Einschätzung von Logistikexperten und Branchenverbänden werden durch die Ausweitung der Lkw-Maut die jährlichen Kosten im Straßengüterverkehr um gut zwei Milliarden Euro steigen. Die Ausgaben von Speditionen und Transportunternehmen werden sich um durchschnittlich zehn Prozent erhöhen – alles in allem Fahrzeug- und Personalkosten, die wahrscheinlich an die Kunden und Endverbraucher weitergegeben werden. Dass Firmen im großen Stil Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht unter 7,5 Tonnen anschaffen, sei dabei nicht zu erwarten. Denn über kurz oder lang – und davon ist auszugehen – würden auch Pkw mautpflichtig werden.

Was jetzt bei OBU anders ist

Mit den Einnahmen aus der Lkw-Maut soll die Straßeninfrastruktur in Deutschland modernisiert werden. Das Bundesverkehrsministerium rechnet in seinem „Wegegutachten 2018 bis 2022“ damit, dass die Ausweitung der Lkw-Abgabe auf rund 40.000 zusätzliche Bundesstraßenkilometer circa 2,5 Milliarden Euro mehr einbringt. Für Straßenbau-Maßnahmen würden dann jedes Jahr insgesamt etwa 7,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Gemäß dem zugrunde liegenden Prinzip der Nutzerfinanzierung zahlen die Lkw-Fahrer beziehungsweise Transportunternehmen die Lkw-Abgabe direkt für die Benutzung der mautpflichtigen Bundestraßen sowie Autobahnen. Beauftragt und verantwortlich für die Erhebung und Abwicklung ist die erneut in die Kritik geratene Firma Toll Collect GmbH. Empfohlen wird Mautpflichtigen der Einbau einer sogenannten On-Board-Unit (OBU), die die Maut automatisch erhebt. Das Gerät selbst ist kostenfrei. Jedoch wird der Einbau im Lkw, der nur von speziellen, zertifizierten Vertragswerkstätten vorgenommen werden darf, berechnet.

Neu bei OBU ist, dass die Maut von einer zentralen Datenverarbeitung berechnet wird. Vor dem 1. Juli 2018 erfolgte die Berechnung in der On-Board-Unit. Wie Toll Collect hierzu informiert, wird die zu zahlende Maut mittels Fahrzeugkennzeichen dem entsprechenden Transportunternehmen zugeordnet. Dazu erhebt die OBU die Fahrdaten und sendet die von ihr benötigten Fahrzeugmerkmale an das Rechenzentrum von Toll Collect. Sofern Maut angefallen ist, erhält der Kunde dann einmal im Monat eine Aufstellung. Über das Kundenportal können binnen 48 Stunden sämtliche Informationen zu noch nicht abgerechneten einzelnen Fahrten und den dazugehörigen Mautbeträgen online abgerufen werden.

Möglich ist auch die manuelle Einbuchung am PC, via Smartphone oder Tablet und mit praktischer App und nicht zuletzt an den rund 1.100 neuen Mautstellen-Terminals, die bundesweit an Autobahnraststätten, Tankstellen und Autohöfen eingerichtet wurden. Auf der Homepage von Toll Collect sind die Standorte leicht zu finden. Bei der manuellen Einbuchung in der Menüleiste der Webseite www.toll-collect.de unter „Fahren“ einfach die Funktion „Strecke buchen“ aufrufen.

Weitgehend automatisierte Überwachung

Die Mautüberwachung obliegt dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Das System ist weitgehend automatisiert. Außerdem führt das BAG unabhängig von einzelnen mautpflichtigen Fahrten Betriebskontrollen durch. Eingesetzt werden auf den Bundesstraßen elektronische Kon­trollsäulen und auf den Autobahnen neben Kontrollbrücken auch Kontrollfahrzeuge, die mit einem speziellen Lesegerät ausgerüstet sind: Die Technik erfasst per Mikrowelle die Daten aus dem OBU-Gerät vorbeifahrender Lkw und liest sie aus. Somit wird festgestellt, ob die Maut korrekt oder gar nicht entrichtet wurde. In diesem Fall wird das Fahrzeug ausgeleitet, die fehlende Zahlung nacherhoben und gegebenenfalls mit einer Geldbuße geahndet. Hat der Lkw kein OBU-Gerät eingebaut, wird die Zahlung durch eine Abfrage der Fahrzeugdaten in der Kontrollzentrale ermittelt. Die Kontrollfahrzeuge, die nur Stichproben durchführen können, sind mit automatischen Kontrolleinrichtungen verbunden, die Verdachtsfälle anzeigen.

Foto: Toll Collect

(EU-Recycling 09/2018, Seite 11)