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Elektromobilität: Auto- und Batteriehersteller sollten in Recycling investieren

Waren 2017 insgesamt weltweit lediglich etwa eine Million reine E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride auf den Straßen unterwegs, wird die Zahl der jährlich neu zugelassenen E-Autos bis 2030 auf über 20 Millionen weltweit steigen.

Entsprechend müssen demnächst auch die Kapazitäten zur Herstellung von Batteriezellen für Pkw- und Nutzfahrzeuganwendungen deutlich anziehen: von 70 Gigawattstunden im Jahr 2017 auf bis zu 1.600 Gigawattstunden im Jahr 2030. Aufgrund gestiegener Nachfrage und Spekulationen werden die Preise für wichtige Rohstoffe wie Lithium und Kobalt steigen. Autohersteller sollten daher vertikale Kooperationen mit Rohstoffanbietern eingehen und nachhaltige Lösungen für das Recycling von Altbatterien entwickeln, rät der neue „Index Elektromobilität 2018“ von Roland Berger und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen Aachen (fka).

Die aufgrund starker Wachstumsprognosen für Plug-in-Hybrid- und batterie-elektrische Fahrzeuge zu erwartende Nachfrage schlägt sich in der Entwicklung der Preise wichtiger Rohmaterialien nieder. Zu ihnen zählen alle wichtigen Elektrodenmaterialien wie Lithium (Li), Nickel (Ni), Kobalt (Co), Mangan (Mn), Aluminium (Al) und Kohlenstoff (C). Unter ihnen gelten Lithium und Kobalt als die am preissensitivsten. Den Angaben zufolge hat sich zwischen 2013 und 2018 der Marktpreis für Lithium um rund 300 Prozent, der Spotpreis von Kobalt um 326 Prozent erhöht. Die zur Batterieherstellung notwendigen Kapazitäten für Lithium müssen – in Form von Lithiumcarbonat oder Lithiumhydroxid – in nächster Zukunft erst geschaffen und in Betrieb genommen werden, was die Preise in die Höhe treiben wird. Die Summe der benötigten Anfangsinvestitionen und die möglicherweise bis zu zehn Jahren dauernde Vorlaufzeit für neue Projekte sind die Faktoren, die die Marktpreise insgesamt auf hohem Niveau halten werden.

Mit Kobalt-Unterversorgung muss gerechnet werden

Auch die mangelnde Versorgungssicherheit von Kobalt schlägt sich in den Preisen nieder. Kobalt ist ein Nebenprodukt aus dem Kupfer- und Nickel-Abbau, fällt nur in sehr geringen Mengen an und wird durch die globale Nachfrage nach Kupfer und Nickel bestimmt. Das führt zu erheblichen Spekulationen, sodass phasenweise mit einer physischen Unterversorgung mit Kobalt gerechnet werden muss. Teilweise könnte dies durch staatliche und private Bestände ausgeglichen werden.

Um sich von diesen volatilen Preisbewegungen unabhängig zu machen, empfiehlt die Studie den Herstellern von Batteriezellen neben der Entwicklung zukunftsweisender Produkte und der Einführung innovativer Fertigungsprozesse auch die „Umsetzung einer Strategie für die vertikale Integration der Vorprodukt- und Rohmaterialverarbeitung“ sowie die „Entwicklung von vollständig integrierten Strategien für die Preis- und Versorgungssicherung“, die von kurzfristigen Sicherungsgeschäften am Spotmarkt bis zu langfristigen Investitionen in Projekte zu Abbau und Raffination reichen.

An Originalhersteller, die sich von den Zellherstellern unabhängig machen wollen, geht der Rat, einerseits Partnerschaften für vereinbarte Liefervolumina entlang der Lieferkette einzugehen und andererseits eine solide Zuliefererstruktur mit mehreren Partnern aufzubauen, um an die erforderlichen Batteriemodule zu gelangen. Ergänzend dazu wird die Einrichtung eigener Recyclingkreisläufe empfohlen, um die Kontrolle über gebrauchte Batterien und der darin enthaltenen rückzugewinnenden Materialien zu behalten. Um Batterierecycling nachhaltig zu gestalten, sollten Originalhersteller mit Batteriezellen-Produzenten kooperieren, um nicht zuletzt das Abfallaufkommen zu reduzieren. „Die Autofirmen müssen endlich reagieren und geeignete Strategien entwickeln, sonst werden sie ihre geplanten E-Flotten entweder aus Kapazitätsmangel nicht umsetzen können oder von einzelnen Batterieherstellern abhängig werden“, mutmaßt Alexander Busse, Berater bei der fka.

Foto: pixabay

(EU-Recycling 09/2018, Seite 17)