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Richard Geis GmbH nimmt erweiterte Lösemittel-Aufbereitungsanlage am Standort in Betrieb

Insgesamt 1,9 Millionen Euro investierte das Unternehmen in Offingen bei Günzburg in zwei neue Destillations­kolonnen zur Aufbereitung von halogenfreien Lösemitteln.

Die Richard Geiss GmbH zählt zu den führenden Unternehmen in Europa im Bereich Lösemittel-Recycling. Mit den neuen Destillationskolonnen kann den Angaben nach eine noch größere Bandbreite an Stoffen recycelt und zugleich eine höhere Reinheit der Destillate garantiert werden. Die Rezyklate würden sich fast nicht mehr von „Frischware“ unterscheiden, sagt Bastian Geiss, geschäftsführender Gesellschafter der Richard Geiss GmbH. So kommen in Bereichen, in denen früher ausschließlich Frischware eingesetzt wurde, jetzt auch verstärkt Rezyklate zum Einsatz. Für Klebstoffe und Farblacke werden zum Beispiel THF (Tetrahydrofuran) und NMP (N-Methyl-2-pyrrolidon) verwendet.

Insgesamt hat sich die Destillationskapazität von 12.000 auf 19.000 Tonnen im Jahr erhöht. Im Zuge der Erweiterung der Aufbereitungsanlage hat das Familienunternehmen auch die Bereiche Labor und Analytik sowie Logistik und Fuhrpark ausgebaut. Bastian Geis: „Unser erster Auftrag, den wir auf der Anlage fahren, ist die Destillation von Frischware für den späteren Einsatz im Hygienebereich. In unserer Anlage veredeln wir die Frischware, eines Kunden. Durch unsere Destillation erhält sie einen noch höheren Reinheitsgrad.“ Sowohl Destillateure als auch Frischwarehersteller können den Service der Lohndestillation nutzen, um eigene Kapazitätsspitzen und Engpässe bei der Aufbereitung oder Produktion abzufangen.

Vollkontinuierliche Trocknung

Früher lief im Aufbereitungsprozess die Trocknung der Lösemittel hintereinander ab, jetzt passiert das parallel. „So erreichen wir eine vollkontinuierliche Trocknung und ein noch höheres Vakuum – dies ist entscheidend für die Qualität der Destillate. Mit den bisherigen Kolonnen konnten wir unsere Lösemittel nicht so weit trocknen wie jetzt“, betont Geiss. Die bessere Trocknung komme dem Reinheitsgrad und somit der Güte des Lösemittels zu gute. So steigt beispielsweise die Reinheit des bei Geiss aufbereiteten Lösemittels Ethanol von bisher 94 auf 99,9 Prozent. Das 94-prozentige Ethanol fand früher fast ausschließlich im Winter in Frostschutzmitteln Anwendung. Jetzt kann das aufbereitete Ethanol das ganze Jahr über in fast allen Bereichen eingesetzt werden.

Weiterer Vorteil der neuen Destillationskolonnen ist die größere Bandbreite an Stoffen, die destilliert werden können. Bastian: „Mit unserer Anlage können wir nahezu alle Stoffe destillieren – außer säurehaltigen Lösemitteln. Wir sind dadurch enorm flexibel und können bei der Erledigung von Aufträgen schnell switchen: Die eine Woche können wir dieses und in der darauf folgenden Woche ein anderes Lösemittel aufarbeiten.“ Firmen müssen nicht mehr auf mehrere Spezialdienstleister zurückgreifen: In Geiss haben sie einen Ansprechpartner für die komplette Bandbreite.

Für die Laboranalytik wurden ein RFA-Gerät sowie ein neues Spektrometer installiert. „Im Analysieren und Definieren von Stoffen sind wir jetzt ganz vorne mit dabei. Selbst kritische Stoffe, die wir früher zur Analyse an ein externes Labor abgeben mussten, können wir jetzt selbst bestimmen“, freut sich Geiss über den Fortschritt. Im unternehmenseigenen Labor in Offingen können jetzt deutlich mehr Parameter bestimmt werden. Die Destillate können somit nach Spezifikationen von Frischware definiert werden und sind auch in kritischen Bereichen einsetzbar.

www.geiss-gmbh.de [1]

Foto: Richard Geiss GmbH

(EU-Recycling 10/2018, Seite 43)

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