90 Prozent der britischen Unternehmen haben noch kein Recyclingkonzept

Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen im Vereinigten Königreich hinkt beim Vermeiden von Umweltbelastungen hinterher. Trotz Anstieg von Recycling und gegenwärtigen hochkarätigen Debatten über Kunststoffeinsatz in der Regierung und den Medien verfolgen 90 Prozent der Unternehmen kein „grünes“ Konzept.

Das meldet die britische Abfallwirtschafts-Agentur BusinessWaste.co.uk. Kommunikationsleiter Mark Hall erläutert die Gründe: „Von Haushalten wird das Recyceln ihrer Abfälle als nötige Selbstverständlichkeit erwartet, und wir sehen wesentlich mehr Medieninteresse für unschöne Umweltthemen wie Plastik-Wasserflaschen oder Strohhalme. Aber viele Unternehmen haben sich schwer damit getan, Änderungen in ihren alltäglichen Betrieb einzuführen.“

Eine Umfrage von BusinessWaste.co.uk bei 700 Unternehmen ergab:
■ 80 Prozent verfügen über keine separaten Wertstofftonnen – weder intern noch extern
■ 96 Prozent benutzen kein Recyclingpapier
■ 59 Prozent benutzen Plastikbecher fürs Trinkwasser
■ 20 Prozent haben sich schriftlich für ein „grünes“ Konzept entschieden
■ 6 Prozent benutzen „grüne“ Reinigungsmittel
■ 36 Prozent benutzen einen Kühlschrank mit AA+-Bewertung

Mit kleinen Veränderungen

Dazu erklärt Marc Hall: „Es geht nicht nur um das Recyceln von Abfällen – obwohl das natürlich sehr wichtig ist. Es sind die kleinen Veränderungen im täglichen Ablauf, die sich summieren. Papierbecher anstelle von Plastik am Wasserkühlgerät und die Ermutigung für die Mitarbeiter, das Licht in unbenutzten Besprechungsräumen auszumachen – das sind zwei anscheinend kleine Wege, um die ‚grüne‘ Glaubwürdigkeit eines Unternehmens zu verbessern. Und jede dieser Aktionen bringt echte Vorteile.“

Wenn es allerdings versäumt werde, sich um Umweltfragen zu kümmern oder sogar Umweltkonzepte zu berücksichtigen, sei das nicht nur schlecht für den Einfluss des Unternehmens auf die Umwelt. Wie der Guardian in einer Studie im Jahr 2015 herausfand, können sich junge Leute zunehmend dem ethischen Standpunkt eines Unternehmens anschließen, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben – einschließlich eines Nachhaltigkeitskonzepts, das zu erkennen gibt, dass Unternehmen ihre eigene Attraktivität als Arbeitgeber schädigen könnten.

Konzepte für die Alltagsroutine

Umweltexperten empfehlen, sowohl die Mitarbeiter als auch das Management in die Schaffung neuer grüner Strategien bei Arbeitsplätzen einzubeziehen. Durch die Einbindung der Mitarbeiter entsteht nicht nur ein Gefühl des Anteils am Arbeitsplatz und dessen kollektiver Umweltbeeinflussung, sondern es kann auch dazu beitragen, eine breitere Diskussion über Konzepte für die alltägliche Routine in Gang zu bringen.

Beispielsweise könnten Teams in Abteilungen mit hohem Papierverbrauch eher dazu neigen, ein papierloses System vorzuschlagen, während Mitarbeiter, die häufiger zu Besprechungen fahren, eher Telefonkonferenzen als Alternative vorziehen, um die CO2-Bilanz des Unternehmens zu verbessern. Umweltkonzepte können neben niedrigeren Kosten durch Konsum- und Abfallreduktion einen wirklichen Anreiz für Unternehmen bieten, auf alle Aspekte im Tagesablauf einschließlich Versorgung, Energieverbrauch und Nutzung von Verbrauchsmaterial zu achten.

Wenig nutzt schon viel

Nach Ansicht von Marc Hall könnten sich Betriebe – insbesondere kleinere Betriebe – von der Idee eines „grünen“ Konzepts abgeschreckt fühlen, aber es gehe ja nicht um „Krieg und Frieden“. „Einfach auf den momentanen Energie- und Konsumgüter-Verbrauch zu schauen und einige Ziele zur Abfallreduzierung zu setzen (durch kleine, einfach umzusetzende Aktionen wie den Kauf von Wertstofftonnen für die Pausenräume), nutzt schon eine Menge.“

Das zeige Wirkung nicht nur auf die Umweltbeeinflussung, „sondern könne auch zu einer positiven Einschätzung des Unternehmens bei Kunden, Lieferanten und potenziellen Mitarbeitern führen. Wenn man bedenkt, wie dringlich und ausschlaggebend die Frage der Umweltbelastung, speziell die Deponierung von Abfällen, geworden ist, können Unternehmen sie nicht mehr ignorieren. Und die gute Nachricht ist, dass Betriebe ab jetzt einen großen Unterschied mit nur ein paar kleinen Änderungen machen können.“

Foto: pixabay

(EU-Recycling 01/2019, Seite 23)