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Die Millennials und die Kreislaufwirtschaft

Die zwischen 1981 und 1996 Geborenen stellen inzwischen den größten Anteil an der erwerbstätigen Bevölkerung. Ihre Kaufkraft wächst und ihr Verbraucherverhalten verändert sich zugleich – mit Auswirkungen auf die Kreislauf­wirtschaft.

Nach Darstellung von Tim Price, Marketing Director bei DS Smith Recycling, sind Millennials sozialbewusste Konsumenten, die für nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen bereit sind. Auch erscheinen für sie die gemeinsame Nutzung und die Idee des Miteigentums wirtschaftlich sinnvoller. Beispiele hierfür sind Online-Streamingdienste wie Netflix oder Sites wie „Rent the Runway“, auf denen sich Benutzer Kleider mieten können anstatt sie zu kaufen – ein von Walter Stahel im Jahr 1989 als „Verkauf von Waren als Dienstleistungen“ beschriebenes Prinzip. Millennials kaufen oft Produkte von höherem Wert und vorzugsweise online ein, was die Verpackungsströme durch die Abfallwirtschaftssysteme verändert. 2017 machte allein im Vereinigten Königreich der Online-Verkauf von Non-Food-Artikeln schon 24,1 Prozent der Umsätze aus.

Weil Online-Shopping bequem ist, neigen Verbraucher zu mehrfachen Kurzeinkäufen, die zu ihnen nach Hause oder ins Büro geliefert werden müssen. Verpackung muss deshalb so robust gestaltet sein, dass sie die Lieferung von Produkten über verschiedenste Kanäle aushält. In der Verpackungsindustrie spricht man von „Omnichannel-Verpackung“. „Gute Verpackung hilft nicht nur Marken, wettbewerbsfähig zu sein, sondern verhindert Abfall, indem sie Produkte vor Beschädigungen schützt und am Ende ihrer Nutzungsdauer einfach recycelbar ist“, stellt Price in einem Bloq fest: „Da diese Veränderungen in den Verpackungsströmen immer deutlicher werden, müssen sich Recyclingsysteme anpassen, um sicherzustellen, dass so viele Verpackungen wie möglich der Wiederverwertung zugeführt werden.“

Beobachtet wird eine Verlagerung weg von schwer wiederverwertbaren Einwegverpackungen hin zu leichter recycelbarem Material wie Kartonpappe, die es den Angaben nach im Vereinigten Königreich bereits auf eine Recyclingquote von 82 Prozent bringe. Die Herausforderung bestehe jedoch darin, diese Recyclingquote stabil zu halten und noch zu steigern, während Marken und Einzelhändler nach Möglichkeiten suchten, die Wiederverwertbarkeit von Kartonpappe-Verpackungen für sich zu nutzen.

„Die Trends gewinnen an Relevanz“

Studien belegen, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den sozialen Medien ein wichtiges Thema ist. Millennials haben breiten Zugang zu diesen Plattformen und nutzen soziale Medien aktiv, um sich öffentlich zu Nachhaltigkeitsthemen zu äußern. „Diskussionen über Kaffeebecher und Einwegprodukte aus Plastik verbreiten sich mit enormer Geschwindigkeit und schaffen es manchmal innerhalb von Stunden bis in die Schlagzeilen des Tages“, weiß Price zu berichten. Die Verdienste von Unternehmen um die Nachhaltigkeit würden zunehmend in das Bewusstsein der Konsumenten vordringen. „Firmen, die ihr Engagement für Nachhaltigkeit demonstrieren, werden somit von einem positiven Echo in den sozialen Medien profitieren.“

Umgekehrt würden Unternehmen, die Greenwashing betreiben oder weniger nachhaltige Praktiken verfolgen, auf weniger Vertrauen und Kaufbereitschaft treffen, glaubt Price, und dass Millennials einen wesentlichen Beitrag dafür leisten werden, wie die Welt die Idee der Kreislaufwirtschaft umsetzt: „Die Trends, die wir heute beobachten, gewinnen an Relevanz für die Frage, wie wir unsere Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit in Zukunft gestalten wollen.“

Wie kann der Sektor darauf reagieren?

Der Recyclingsektor sollte die Herausforderungen, die sich der Gesellschaft stellen, im Ganzen angehen, anstatt nur Teile des Problems zu betrachten. Price: „Wir müssen fragen, wie diese Trends zu langfristigen zirkulären Ausprägungen der Wirtschaft führen könnten. So finden wir Antworten, die andernfalls verborgen blieben. Einkaufstrends bringen neue Herausforderungen bei Verpackung, Lieferung und Recycling hervor. Sich diesen Aufgaben zu stellen, führt uns näher an eine zirkuläre, ressourceneffiziente Wirtschaft heran.“

Vom Design über die Produktion bis hin zur Zuführung ins Recycling gelte es Lösungen zu finden, „die wie Zahnräder ineinander greifen und für alle nachhaltig sind. Unternehmen müssen im Vorfeld ihrer Geschäftsentscheidungen den gesamten Lebenszyklus betrachten und beim Design auch die Wiederverwertung berücksichtigen. Industrie und Behörden müssen zusammenarbeiten, um Recycling einfach und für alle zugänglich zu machen.“

Klare Botschaften rund um das Recycling und einheitliche Ansätze bei den Recyclingsystemen seien zwei Argumente, die sich positiv auf die Bereitschaft von Konsumenten auswirken würden, bei Initiativen zur Wiederverwertung mitzumachen: „Wir müssen die richtigen ökonomischen Bedingungen schaffen, um ein besseres Recycling zu fördern, indem wir nachhaltiges Handeln lohnend gestalten und nicht nachhaltige Aktivitäten unattraktiv machen.“ Wenn sich die Recyclingindustrie den Verhaltensweisen der Millennials anpasse, könne sie die heutigen Chancen ergreifen und von den Nachhaltigkeitsbestrebungen der größten Gruppe der erwerbstätigen Bevölkerung profitieren, schließt Tim Price.

www.dssmith.com [1]

Foto: pixabay

(EU-Recycling 02/2019, Seite 26)