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Schrottmarktbericht: „Uneinheitlich“

Im Berichtsmonat Februar zahlten die Verbraucher in Abhängigkeit von nachgefragter Sorte und Ausgangspreis im Vormonat durchschnittlich 10 bis 15 Euro pro Tonne mehr für den Schrott. Das Marktbild war jedoch sehr uneinheitlich, denn im Gegensatz zum Vormonat wurde der Markt im Laufe des Monats fester.

Verbraucher mit Sitz im Westen Deutschlands, die bereits Ende Januar ihren Februarbedarf eingedeckt hatten, konnten mit Abschlägen auf den Januarpreis einkaufen, während die nachfolgenden Abschlüsse bereits im Dunstkreis der ansteigenden Tiefseepreise mit einem Zuschlag von 5 bis 10 Euro lagen. Der scharfe Preisanstieg im Tiefseemarkt, ausgelöst durch eine stark anziehende türkische Nachfrage in allen Schrottbeschaffungszentren weltweit, zwang einige Verbraucher, die Angebotspreise für bestimmte Sorten schrittweise auf bis zu 15 Euro pro Tonne zu erhöhen. Insbesondere erfreute sich bei den türkischen Abnehmern der Scherenschrott extremer Beliebtheit. Da die Exporteure wegen eingegangener kurzfristiger Lieferverpflichtungen zusätzlich große Mengenkontingente aus entfernten Frachtgebieten kaufen mussten, war der Handelsmarkt angespannt.

Der Schrottbedarf in Deutschland war durch Stillstände oder gedrosselte Produktionen bei einigen Stahlwerken geringer als im Februar üblich. Die zum Teil harten und zähen Verhandlungen mit den Verbrauchern führten zu einem Preisniveau unterhalb des Exportniveaus. Die bis in die 8. Kalenderwoche hinein gesuchten und gekauften Mengen einiger Verbraucher verdeutlichen den starken Einfluss des Tiefseemarktes auf das Inlandsmarktgeschehen. Die Preisgestaltung war dadurch im Februar sehr uneinheitlich und spiegelte sich am deutlichsten im Westen Deutschlands wider. Wegen der unterschiedlichen Zeitpunkte der Vertragsabschlüsse der diversen Verbraucher lagen die Einkaufspreise zwischen Abschlägen von bis zu 17,50 Euro pro Tonne und Preiserhöhungen von bis zu 15 Euro pro Tonne gegenüber dem Vormonat. Die ostdeutschen Werke zahlten 5 bis 15 Euro pro Tonne mehr als im Januar, die norddeutschen Werke erhöhten die Preise um 3 bis 10 Euro pro Tonne, und im Nordwesten reichte die Spanne von unverändert bis maximal 15 Euro mehr pro Tonne. Im Saarland stiegen die Preise um 10 bis 15 Euro pro Tonne, während im Südwesten in Abhängigkeit vom vereinbarten Vormonatspreis erst 5 bis 8 Euro pro Tonne und später bis 15 Euro pro Tonne mehr bezahlt wurden. Im Süden lag der Zuschlag bei 3 bis 10 Euro pro Tonne.

Der Handel bestätigte, wegen des hohen Bedarfs in den Seehafenlagern im Februar große Altschrottmengen verkauft zu haben, und berichtete über einen sich langsam erholenden Schrottzulauf, während das Neuschrottaufkommen als regional sehr unterschiedlich beschrieben wurde. In einigen Regionen ist das Neuschrottaufkommen zufriedenstellend, in anderen dagegen werden deutliche Rückgänge beklagt. Diese werden in erster Linie auf die Probleme bei den Automobilherstellern und der zugehörigen Angebotskette zurückgeführt. Die seit September 2018 weltweit geltenden WLPT-Standards, die noch nicht bei allen Herstellern für alle Modelle umgesetzt wurden, verzögern die Produktion der Fahrzeuge seit September 2018. Ab dem zweiten Quartal 2019 soll sich das Problem bei allen Herstellern gelöst haben.

Nachbarländer

Die Nachfrage der italienischen Verbraucher nach deutschem Schrott war geringer als erwartet, da die Beschaffungsmöglichkeiten im Inland offensichtlich nach wie vor gut sind. Für Neuschrott aus Deutschland erhöhten die Nachfrager den Preis um bis zu 10 Euro pro Tonne, und für Altschrotte bezahlten sie zum Teil den Vormonatspreis oder bis zu 7 Euro pro Tonne mehr pro Tonne. Die inländischen Lieferanten erhielten lediglich für die Sorte E8 einen Mehrpreis von 8 bis 10 Euro pro Tonne, während die übrigen Preise unverändert blieben. Die Einkaufspreise der Schrottnachfrager in der Schweiz lagen bei geringem Bedarf eines Verbrauchers je nach Sorte bei unverändert bis zu einem Zuschlag von 15 Euro pro Tonne. In Österreich blieben die freien Werkspreise unverändert; in Polen erhöhten die Inlandswerke bei hohem Bedarf ihre Einkaufspreise um 11,50 bis 23 Euro pro Tonne. Der Verbraucher in Luxemburg passte anfangs seine Einkaufspreise gegenüber Januar um 5 bis 10 Euro pro Tonne an, wobei er wegen der starken Nachfrage der Exporteure nach der Sorte E1 den Vormonatspreis um 20 Euro pro Tonne erhöhte.

In Frankreich konnten 15 bis 20 Euro mehr erzielt werden, in Belgien bei schwacher Nachfrage 10 bis 15 Euro pro Tonne und in den Niederlanden 15 bis 25 Euro pro Tonne, während in den Tiefseehäfen – getragen von der Exportnachfrage – kurzfristig um bis zu 40 Euro pro Tonne gezahlt wurden. Im Vereinigten Königreich erhöhten die Werke die Preise bei hoher Nachfrage um 17 bis 23 Euro pro Tonne.

Gießereien

Die meisten Gießereien sind nach wie vor gut beschäftigt, und der Handel bezeichnete die Nachfrage als überwiegend gut. Die Verbraucher, die an keinen Preisindex gebunden sind, erhöhten ihre Einkaufspreise je nach Abnehmer und Sorte um 5 bis 10 Euro pro Tonne. Wie aus Handelskreisen zu erfahren war, leiden Zulieferer für die Automobilindustrie zunehmend unter Verschiebungen von Bestellungen der Hersteller beziehungsweise beklagen plötzliche Auftragskürzungen. Die Roheisenpreise haben deutlich angezogen, denn der Dammbruch bei einer Vale-Erzmine in Brasilien am 25. Januar 2019 hat weitreichende Folgen. Noch ist unklar, wann und wie die Mine wieder in Betrieb gehen kann und welche Marktveränderungen sich durch den Unfall weltweit ergeben.

Einkaufswelle

Mit dem Umfang der Einkaufswelle in der 5. und 6. Kalenderwoche haben die türkischen Verbraucher die Exportmärkte überrascht. Die diversen ernsthaften Probleme der türkischen Wirtschaft und die angepasste Stahlproduktion hatten einen solchen Bedarf nicht vermuten lassen. Laut Schätzung von Marktteilnehmern könnten türkische Werke im vorgenannten Zeitraum allein rund 300.000 Tonnen Schrott auf dem Kontinent gekauft haben. Die Menge ist schwer zu schätzen, da wie immer Ladungen verdeckt gehandelt wurden. Der Bedarf an Schrott zur prompten Lieferung war so hoch, dass von türkischer Seite entsprechende Preise aufgerufen wurden. Nach einem Preissprung von 40 bis 50 US-Dollar pro Tonne lag der Höchstpreis in der 6. Kalenderwoche bei rund 330 US-Dollar pro Tonne CFR Türkei für die Sorte HMS 1/2 (80:20). Diese kurzen Lieferfristen stellten einige Exporteure vor besondere Herausforderungen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die jeweiligen kontinentalen Beschaffungsmärkte. Da die türkischen Verbraucher zumindest bis zur ersten Märzhälfte gut versorgt sind, schwächten sich die Exportpreise mit der nachlassenden Nachfrage ab.

Aussichten

Für den kommenden Monat wird erwartet, dass der Schrottbedarf der deutschen Verbraucher bis auf wenige Ausnahmen auf einem normalen Niveau liegt. Zusätzlich sind noch einige bereits in diesem Monat verkaufte Mengen im März an die Tiefseelager auszuliefern; und es ist unklar, wie knapp das Schrottangebot tatsächlich sein wird. Bis zum Redaktionsschluss lag das Inlandspreisniveau unter dem des Exports, und zum Höhepunkt der türkischen Zukäufe wäre wohl eine Anpassung des Inlandsniveaus im kommenden Monat die Folge gewesen. Kaum einer der befragten Marktteilnehmer rechnet jedoch mit einer Preissteigerung; vielmehr scheinen unveränderte Preise genauso möglich zu sein wie leichte Abschläge. Welchen Einfluss der Exportmarkt im kommenden Monat auf das Marktgeschehen in Europa haben wird, ist nicht prognostizierbar, zumal die türkischen Marktteilnehmer möglicherweise auf das Geschehen rund um die anstehenden Kommunalwahlen in der Türkei reagieren werden. Nach derzeitigem Stand ist nicht davon auszugehen, dass die Exportpreise im kommenden Monat Kapriolen schlagen. Die hiesigen Werke, die im Februar unter dem allgemeinen Marktniveau einkaufen konnten, werden jedoch sicherlich entsprechende Preisanpassungen vornehmen müssen, um eine ausreichende Versorgung zu sichern.

Redaktionsschluss 22.02.2019, BG-J/bvse, Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 03/2019, Seite 32)

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