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Markt für Edelmetalle entwickelt sich uneinheitlich

Am 30. Januar 2019 richtete die Fachvereinigung Edelmetalle in Pforzheim wieder ihr traditionelles Jahres-Pressegespräch aus. Zu Jahresbeginn hatte der langjährige Geschäftsführer Wilfried Held den Staffelstab der Leitung des Industrieverbandes an seinen Nachfolger York Alexander Tetzlaff übergeben.

Für die Entwicklung der Branche im Jahr 2018 zeichnete Franz-Josef Kron, Vorstandsvorsitzender/CEO (Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG) ein uneinheitliches Bild: Zahlreiche Abnehmerindustrien für Edelmetalle folgten dem Trend der deutschen Wirtschaft und verzeichneten im zweiten Halbjahr 2018 ein deutlich geringeres Wachstum als im Vorjahr. Die Ursachen hierfür liegen laut Kron in der zunehmend unsichereren globalen Lage und der damit verbundenen Handelspolitik einiger Wirtschaftsnationen. Auf den europäischen und nationalen Märkten ist der Grund vor allem die durch EU-Vorschriften ausgebremste Automobilindustrie. Davon betroffen sind Hersteller von Kontaktwerkstoffen, Galvanisier-Betriebe und Teilelieferanten. Die vom Privatkonsum geprägte Schmuckindustrie dagegen hatte in 2018 einen stetigeren Geschäftsverlauf.

Investmentgeschäft weiter rückläufig

Trotz seines Rufes als „sicherer Hafen“ in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten ist das Investmentgeschäft weltweit weiter rückläufig. Dies kann nach Auffassung von Kron auch an den in 2018 ungewöhnlich stabilen Preisen für Gold und Silber liegen. In den Investmentbereich fließt rund ein Viertel des Goldes; circa zehn Prozent werden von der Indus­trie – vor allem von der außereuropäischen Elektronikindustrie – benötigt, die ein deutliches Wachstum verzeichnete. Dekorative Anwendungen (Schmuck, Uhren, Lifestyle) dominieren mit über 50 Prozent die Verarbeitung von Gold.

Die weltweite Nachfrage sank im dritten Quartal leicht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Deutschland blieb sie im dritten Quartal auf Vorjahresniveau, während die Verarbeitungsmengen in Europa, vor allem aufgrund der Märkte Türkei und Italien, stark rückläufig waren. Kron hob im Pressegespräch hervor, dass circa 85 Prozent des weltweit in der Schmuckindustrie genutzten Goldes in Asien verarbeitet werden.

Recycling: bei Gold auf stabilem Niveau

Recycling kommt mit 30 Prozent ein bedeutender Anteil an der gesamten Goldversorgung weltweit zu. Recyceltes Gold erfüllt die Voraussetzungen internationaler Initiativen und Compliance-Regeln, „konfliktfreies“ Gold aus ethisch einwandfreien Quellen und verantwortungsvoller Herstellung anzubieten. Kron berichtete, dass sich diesem Anspruch immer mehr weltweit tätige High-Tech-Unternehmen anschließen. Der Druck auf die Anbieter für eine entsprechende Nachweisführung nimmt spürbar zu.

Die Recyclingmengen halten sich bei Gold auf stabilem Niveau, während sie bei Silber aufgrund internationaler Verwerfungen auf den Konzentrat-Märkten deutlich rückläufig sind. Zur globalen Silberproduktion trägt das Recycling mit 17 Prozent bei. Ungefähr 60 Prozent des weltweiten Bedarfes an Silber gingen 2018 auf industrielle Anwendungen, circa 25 Prozent auf Schmuck und Silberwaren zurück. Bei Silber wird gemäß einem Interimsreport des Silberinstitutes insgesamt ein Mengenrückgang um etwa drei Prozent gegenüber 2017 geschätzt. Treiber des Rückganges ist die Schwäche im Investmentsegment, sowohl bei Münzen als auch bei Barren. Grundsätzlich zeigt sich auch bei Industrieanwendungen ein moderater Mengenrückgang, zum Beispiel bei Photovoltaik in China. Allerdings verzeichnen die Elektro- und Elektronikindustrie, getrieben durch die E-Mobilität, ein Mengenwachstum von 2,8 Prozent. 2018 verzeichnete hier eine ausgeprägte Saisonalität mit einem starken ersten und deutlich abgeschwächten zweiten Halbjahr in Deutschland und Europa.

Bedarf an Technologiemetallen gestiegen

Wie Kron weiter ausführte, nimmt die Nachfrage nach Platingruppenmetallen (Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Osmium, Iridium) weiter zu – besonders für Autoabgaskatalysatoren, Brennstoffzellen und Elektronik sind Technologiemetalle gefragt. Der Gesamtbedarf ist in 2018 gestiegen. Der Trend weg von Diesel- hin zu Benzinmotoren wirkt sich deutlich bei Palladium und Rhodium aus. Die Folge sind Preissteigerungen bis zu 30 Prozent. Hohe und teilweise stark schwankende Finanzierungsraten zwingen die Hersteller zum sparsamen Umgang mit diesen Rohstoffen. Umgekehrt sinkt die Nachfrage nach Platin aufgrund des Nachfragerückganges bei Dieselfahrzeugen und führte zu weiter fallenden Preisen. Alle anderen Platingruppenmetalle unterlagen in 2018 zum Teil ungewöhnlichen Preissteigerungen.

In diesem Kontext ist es laut Georg Steiner, Geschäftsführer Heimerle + Meule GmbH, umso erfreulicher, dass die Schmuckindustrie auf ein deutlich konstanteres Jahr 2018 zurückblicken kann. Ausgehend von den steigenden Reallöhnen im letzten Jahr, hat sich der private Konsum – eine wesentliche Komponente für die Entwicklung des Schmuckmarktes – auf hohem Niveau präsentiert. Dadurch konnte die 2017 erreichte Trendwende in den Verkaufsmengen von Schmucklegierungen in 2018 stabilisiert und zum Teil ausgebaut werden.

Schmucklegierungen: Stabilisierung blieb aus

Die erhoffte Konsolidierung bei den Schmucklegierungen aus Platingruppenmetallen blieb im letzten Jahr dagegen aus. Bereits 2017 hatte sich gezeigt, dass die zuvor erzielten Wachstumsraten bei den Verkäufen in diesem Sektor nicht wieder erzielt werden konnten, informierte Steiner. Prägend für 2018 waren jedoch der Kursanstieg bei einzelnen Platingruppenmetallen und zugleich die stark volatilen Finanzierungsraten. Beide erzielten in 2018 bisher unerreichte Höhen. Zum Jahresende lag der Preis für ein Gramm Palladium sogar über dem Preis für ein Gramm Gold und der Leitzins für Palladium zeitweise bei über 30 Prozent.

Bedingt durch den Brexit und die Auswirkungen der Handelspolitik der USA, sind einige Auslandsmärkte zum Teil deutlich stärker von konjunkturellen Unsicherheiten gekennzeichnet. Wie in den Vorjahren war der Absatz von Dentallegierungen auch 2018 stark rückläufig. Steiner merkte an, dass preisgünstigere Alternativen zur Herstellung von Zahnersatz Edelmetalle zunehmend aus den Laboren verdrängen. Eine Stagnation des Abwärtstrends ist auch in 2019 nicht zu erwarten.

Die Erwartungen der Schmuckindus­trie für das Jahr 2019 sind noch immer optimistisch, jedoch stark beeinflusst von der Prognose der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung. Negativ sticht bereits zum Jahresanfang die Entwicklung bei Palladium hervor. Ein neuer Kursrekord vermittelt eine eindeutige Tendenz für das noch junge Jahr. Es wird für die Edelmetallwirtschaft in 2019 und den nachfolgenden Jahren deshalb wichtiger als je zuvor sein, effizient sowie vorausschauend und vor allem verantwortungsvoll zu agieren.

Edelmetallindustrie kommt Schlüsselrolle zu

Festzuhalten bleibt allgemein: Der Edelmetallindustrie kommt bei der Entwicklung von Technologien und ethischen Standards eine Schlüsselrolle zu. Da Edelmetalle ein unverzichtbarer Bestandteil der meisten High-Tech-Produkte sind, die unseren Lebensalltag mehr und mehr bestimmen und prägen, sind ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und das weitgehende Recycling von Edelmetallen entscheidend für die zukünftige Machbarkeit des Möglichen, so die Fachvereinigung Edelmetalle.

Die Edelmetallindustrie will ihren Anteil dazu beitragen, indem sie bestmögliche Qualität in einem umkämpften Markt liefert. Dabei sei der Blick nicht nur auf Wettbewerbsfähigkeit gerichtet, sondern auch auf einwandfreie Bezugsquellen sowie hohe Standards für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und gerechte Entlohnung.

Foto: Umicore

(EU-Recycling 03/2019, Seite 34)