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Bodenbelag-Recycling: Angesichts der Quoten auf dem Teppich bleiben

Ende Februar 2019 trafen sich in Berlin Experten zum Fachgespräch „Sperrmüll – verlorene Wertstoffe?!“ Unter ihnen herrschte Einigkeit, dass eine stoffliche Nutzung von Teppichen kurz- oder mittelfristig nicht zu schaffen sein wird. Internationale Beispiele und Ansätze zeigen jedoch, dass durchaus Potenziale zur Materialrückgewinnung vorhanden sind.

Das Vereinigte Königreich beispielsweise verfolgt das erklärte Ziel, die Menge an Teppichabfällen von der Deponie fernzuhalten und der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. 2018 konnten 175.252 von rund 400.000 Tonnen an gebrauchten Bodenbelägen wiederverwendet, recycelt oder energetisch genutzt werden – insgesamt 44 Prozent mit einer Steigerung von rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf die Energierückgewinnung entfielen 113.914 Tonnen und damit 65 Prozent der Gesamtmenge; Wiederverwendung und Recycling von Teppichabfällen beliefen sich auf 61.338 Tonnen und somit 35 Prozent der Gesamtmenge. Die Zuwächse wurden hauptsächlich bei Reitsportoberflächen, der Wiederverwendung von Teppichfliesen und Teppichen für Zementöfen als Ersatz fossiler Brennstoffe erzielt.

CRUK: 60 Prozent bis 2020

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Wesentlicher Akteur zur Erreichung dieser Quoten ist Carpet Recycling UK (CRUK), maßgeblich finanziell unterstützt durch Cormar Carpets, Lifestyle Floors/Headlam, Brinton Carpets, Desso, ege, Milliken und Balsan. Diese Unternehmen sind laut Adnan Zeb-Khan, dem Leiter des CRUK-Programms, „in der Industrie führend bei der Entwicklung einer freiwilligen Produzentenverantwortung für Teppiche während ihres gesamten Lebenszyklus`“. Ihre Zielvorstellung: bis 2020 eine Deponieverlagerung von 240.000 Tonnen beziehungsweise 60 Prozent zu erreichen sowie den Einsatz von recyceltem Inhalt in Textilfußböden zu vermehren und eine kreislauforientierte Produktion zu stärken. Immerhin ist es nicht zuletzt CRUK zu verdanken, dass im Laufe der letzten Dekade Gebrauchtteppiche statt zu 98 Prozent jetzt nur noch zu 56 Prozent auf der Deponie landen. Allerdings gab CRUK-Managerin Jane Gardner noch im Herbst 2016 auf einer Textilrecycling-Konferenz zu bedenken, dass das Material „gemischt, dreckig und schwer trennbar“ ist, zur Rückgewinnung neue Technologien nötig seien, nur 19 Fabrikläden gebrauchte Teppiche anbieten und – neben einer steigenden Zahl von Rücknahmesystemen im Einzelhandel – nur 20 Prozent der Gemeinden die erhaltenen Teppichabfälle trennen – aufgrund von Raumproblemen, Wasserschäden oder fehlenden Abnehmermärkten.

USA: 19 Prozent weniger gesammelt

Auch die USA können stoffliche Verwertungsraten bei Teppichböden vorweisen. Im Jahresbericht der Carpet America Recovery Effort (CARE) für 2017 ist von insgesamt 1,65 Millionen Tonnen an Teppich-Abfällen und 197.000 gesammelten Tonnen die Rede. Das bedeutete eine Reduktion von 19 Prozent gegenüber 244.000 Tonnen im Jahr 2016, die einer gewandelten Nachfrage nach Faserarten geschuldet war. Die Verwertungsrate fiel daher von 15 Prozent im Jahr 2016 auf zwölf Prozent im Folgejahr. Die durch Sammlung erfassten Materialien gingen zu 46 Prozent in die Wiederverwendung oder ins Recycling, wurden zu zwölf Prozent in WTE-Anlagen zur Energierückgewinnung behandelt oder landeten in Ersatzbrennstoff- oder Brennstofföfen. 81 Prozent der recycelten Menge kam zum Einsatz in Kunstharz- oder Formpress-Anwendungen; vom Recycling-Output wurden vier Prozent der Teppich-Oberflächen und drei Prozent der Rückseite genutzt.

24-Prozent-Quote anvisiert

Carpet America Recovery Effort (CARE) entwickelt Strategien zur Vermeidung von Deponierungen sowie „markt-basierte Lösungen zu Recycling und Wiederverwendung von gebrauchten Teppichen“. Seit 2002 hat die nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisation nach eigenen Angaben über 4,6 Milliarden Pfund – also 2,3 Millionen Tonnen – Teppichabfälle vor der Endlagerung gerettet. Außerdem fördert sie den Gebrauch und die die Entwicklung von Produkten, die Materialien aus Teppichen enthalten.

Die Mitglieder von CARE bestehen aus unabhängigen Teppichrecyclern und -herstellern, Händlern, Einzelhändlern, Lieferanten und Nichtregierungs-Organisationen. Dem neuesten Fünfjahresplan von CARE schloss sich im Februar 2019 auch das kalifornische Ministerium für Ressourcen, Recycling und Rückgewinnung an. Für den geschäftsführenden Direktor von CARE, Robert Peoples, war das eine gute Nachricht, können doch dadurch zukünftig Subventionen an Teppichrecycler fließen, bundesstaatsweite geeignete Sammlungen erfolgen, und Einzelhändler, Monteure, Kommunalverwaltungen, Gebäudebesitzer und Konsumenten über Fortschritt und Vorteile des Recyclings aufgeklärt werden. „Wir arbeiten hart daran, die Recycler zu unterstützen und sicherzustellen, dass wir die im Plan festgelegte 24-Prozent-Recyclingquote für Teppiche zum 1. Januar 2020 erreichen oder übertreffen.“

Europa: zweitgrößter Teppichabsatz-Markt

In Europa wurden im Jahr 2016 annähernd 700 Millionen Quadratmeter an Teppichbelägen verkauft und der weltweit zweitgrößte Markt nach den Vereinigten Staaten gebildet. Als jährliche Entsorgungsmenge werden 1,6 Millionen Tonnen veranschlagt. Laut einer Aufstellung des Teppichhersteller Desso sammelten die Niederlande zwischen 2010 und 2015 etwas über 400 Tonnen an Altteppichen pro Jahr, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit bis zu 600 Tonnen und Belgien mit bis zu 300 Tonnen. Frankreichs rund 200 Tonnen schrumpften im angegebenen Zeitraum auf ein Minimum, während die Sammelmengen in Deutschland und Skandinavien nicht der Erwähnung wert waren. Desso geht davon aus, dass sämtliche Sammelmengen kleiner/gleich ein Prozent der auf den Markt gebrachten Menge ausmachen. Und dass ungefähr 60 Prozent der europäischen Teppichabfälle auf Deponien und der Rest größtenteils in Verbrennungsanlagen landen. Einer gerade veröffentlichten Untersuchung der Consultingfirma Eunomia für die Umweltstiftung Changing Markets zufolge liegt die europäische Recyclingquote für Teppichabfälle unter drei Prozent; die Wiederverwendungsrate fällt noch geringer aus. Die Deutsche Umwelthilfe schließt nicht aus, „dass selbst dieser kleine Anteil recycelter Teppichböden zu minderwertigen Produkten, wie zum Beispiel zu Eimern oder Blumentöpfen, downgecycelt wird“.

Deutschland: Teppichböden fast vollständig verbrannt

Deutschland – mit rund 180 Millionen Quadratmetern an verkauften Bodenbelägen stellt es den größten Absatzmarkt in Europa für Teppichhersteller dar – macht allem Anschein nach dabei keine Ausnahme. Zwar dürfen in Deutschland seit 2005 ausrangierte Teppichbeläge nicht mehr auf Deponien abgelagert werden: „Deshalb werden hierzulande die rund 400.000 Tonnen gebrauchter Teppichböden fast vollständig verbrannt“, merkt die Deutsche Umwelthilfe in einer detaillierten Studie an. Die hohen Brennwerte der Teppichstoffe erlaubten es der Entsorgungsindustrie, die ersten Stufen der Abfallhierarchie zu ignorieren und das Material direkt in die Verbrennung zu bringen. Da die hierfür verantwortliche Heizwertklausel inzwischen gestrichen wurde, müssen ab Sommer 2017 Entsorger alte Teppiche nach den ersten Stufen der Hierarchie behandeln.

Recyclingquoten im unteren einstelligen Bereich

Selbst die Quoten der beiden führenden Hersteller auf dem europäischen Teppichmarkt – der niederländischen Firma Desso und des amerikanischen Unternehmens Interface – liegen im unteren einstelligen Bereich. Zwar vertritt Desso eine Cradle to Cradle-Philosophie und entwickelte eine Technologie, „mit der Teppiche zurückgenommen und deren Materialien recycelt oder wiederverwendet werden können“. Und Interface verfolgt seit 1994 unter der Bezeichnung „Mission Zero“ einen Null-Abfall-Plan, der bis 2020 umgesetzt sein soll. Nach Informationen des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv sammelte Interface aber im Jahr 2015 in Europa lediglich 900 Tonnen an Abfallteppichen – entsprechend 1,5 Prozent der damals verkauften Menge. Und Desso nahm im selben Zeitraum 1.342 Tonnen zurück – drei Prozent der auf den Markt gebrachten Menge.

Drei unterschiedliche Schichten

Es gibt gute Gründe, warum das Recyceln von Teppichabfällen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Teppiche bestehen aus drei unterschiedlichen Schichten: der Nutzschicht mit Teppichfasern, einer Mittelschicht zur Fixierung der Fasern und einem Teppichrücken. Die synthetischen Fasern setzen sich zusammen – in Marktanteilen gemessen – aus Nylon (40 Prozent), Polypropylen (PP, 25 Prozent) und Polyethylenterephthalat (PET, 15 Prozent) oder Mischfasern; der Teppichrücken enthält Polyvinylchlorid (PVC) oder Polypropylen. Ein Recycling scheitert meist daran, dass die Materialien oder Komponenten nur schwierig bis gar nicht voneinander zu trennen sind – Mischfasern beispielsweise lassen sich bestenfalls downcyceln. Eine stoffliche Verwertung gelingt also nur dann, wenn einheitliche Stoffe verarbeitet wurden oder wenige stofflich verschiedene Bestandteile schnell und sauber separiert werden können.

59 verschiedene Chemikalien eingesetzt

Hinzu kommt eine vielfach schlechte Materialqualität, begründet in der Güte der benutzten Stoffe, der Abnutzung der Fasern oder der Einwirkung von Nässe oder Feuchtigkeit auf die 20 bis 70 Jahre alten Teppiche. Und insbesondere Importwaren aus dem nahem Osten, China oder Asien können eine Reihe von Schadstoffen enthalten: Eine Studie im Auftrag von Changing Markets identifizierte insgesamt 59 verschiedene eingesetzte Chemikalien, von denen 39 laut EU-Recht unter Verdacht stehen, gefährlich für Mensch und Umwelt zu sein. Ein weiterer Grund, der im Berliner Fachgespräch im Februar 2019 deutlich wurde: Noch besteht kein Nachfragemarkt nach Sekundärrohstoffen aus dem Matratzen- und Teppichrecycling, durch den die Aufbereitung der Materialien finanziert werden könnte. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine finanziell auskömmliche Recyclingmöglichkeit der Materialien aus Matratzen und Teppichen“, hieß es.

RECAM: für energetische Verwertung

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Foto: Carpet Recycling UK

Auch die ersten Forschungen zu stofflichem Teppichrecycling fielen zugunsten eines anderen Entsorgungswegs aus. So finanzierte 1995 die Europäische Gemeinschaft das Projekt RECAM (Recycling of Carpet Materials), um das „stoffliche, chemische und thermische Recycling“ von Teppichabfällen zu stimulieren. Die Forscher fanden heraus, dass diese „eine Menge an wertvollen Rohstoffen“ wie Polymere (PA-6, Pa 6.6, PET und PP), Naturfasern und anorganische Füllsel wie Calciumcarbonat enthalten.

RECAM sollte ein System entwickeln, um vor allem die Wiederverwendung des Materials – entweder stofflich, als chemischer Rohstoff oder energetisch – technisch zu ermöglichen, was aber auch für die Umwelt von Vorteil sei „und ökonomisch akzeptabel“. Immerhin konnte im Projekt nachgewiesen werden, dass die Kosten für die Beseitigung von Altteppichen bei einer vollständigen Implementierung des RECAM-Systems um 30 Prozent gesenkt werden konnten. Allerdings brachten die Forscher auch in Erfahrung, dass sich das System zur Energierückgewinnung hauptsächlich in Zementbrennöfen und kohlebefeuerten Kraftwerken eignet. Folglich, bilanzierte der Bundesverband der Verbraucher Initiative, habe ein energetisches Verwertungsmodell, in dem 70 Prozent der Altteppichböden als Ersatzbrennstoff – etwa in der Zementindustrie – genutzt werden, innerhalb des Projektes am besten abgeschnitten.

Einen Misserfolg erlebte auch Polyamid 2000, Europas größte Teppichrecycling-Fabrik vor der Jahrtausendwende. 1995 gebaut, ging sie 2004 in die Insolvenz. Nach Aussagen eines ehemaligen Mitarbeiters scheiterte das Konzept zum einen daran, dass nicht genügend Teppiche oder andere Nylon-haltige Abfälle akquiriert werden konnten, sondern unrentabel aus den USA importiert werden mussten. Zum anderen war das Material unbrauchbar, seine Inhaltsstoffe nicht identifizierbar oder Schichten und Kleber untrennbar verbunden. 2004 übernahm ausgerechnet eine Investorengruppe um die Energieversorgung Premnitz das Werk; heute steht dort eine Müllverbrennungsanlage.

Rücknahme meist aus dem Gewerbe

Der nötige Nachschub an Gebrauchtmaterial scheint immer noch ein Problem darzustellen. Noch im April 2017 kritisierte das Recherchezentrum Correctiv die Sammelmengen von Desso. Das Unternehmen habe „offenbar keinen Plan, wie die Teppiche vom Privatmarkt zurückgenommen werden sollen“. Bislang funktioniere die Rücknahme hauptsächlich im gewerblichen Bereich. Correctiv-Anfragen bei allen Berliner Desso-Vertragshändlern ergaben, dass keiner von ihnen etwas von einem Rücknahmesystem gehört hat.

Dennoch ist es zu plakativ, wenn die Deutsche Umwelthilfe daraus schließt, dass „sich die Teppichindustrie mit der Verbrennung ausgedienter Produkte in Abfallverbrennungsanlagen, Müllheizkraftwerken oder Zementbrennöfen arrangiert“ hat. Und es trifft auch nicht zu, dass es „bislang kaum marktreife Produkte gibt, welche so de­signt sind, dass sie problemlos und wirtschaftlich recycelt werden können“.

ReEntra, Aquafil und DSM-Niaga

So wurde beispielsweise 2011 das Skalierbare Fliesen-Recyclingsystem ReEntra 2.0 des US-Bodenbelagherstellers InterfaceFlor in seiner niederländischen Filiale in Scherpenzeel installiert. Dessen Kapazität reicht aus, um 2.700 Tonnen beziehungsweise 600.000 Quadratmeter an „wertvollem Öl-intensivem Teppichmaterial“ pro Jahr vor Deponie oder Verbrennung zu bewahren. Die Anlage – sie galt 2011 als größte Europas – trennt den Angaben zufolge Garn und Rückseite, sodass jede Komponente – insbesondere Nylongarn – ihren Wert behält. Laut aktueller Webseite wurden weltweit mit ReEntra seit 1994 rund 50.000 Tonnen an Teppichen verarbeitet.

Der italienische Polymer-Spezialist Aquafil hat in Phoenix ein spezielles Teppichrecycling-Werk errichtet, für das das Material von Deponien zurückgeholt oder gesammelt und nach Vorbehandlung in drei Komponenten getrennt wird: Polypropylen wird zur Produktion von Kunststoffprodukten und Calciumcarbonat zur Verwendung im Straßenbau und zur Betonherstellung eingesetzt, während rund ein Drittel des Input-Materials aus rückgewonnenem Nylon extrudiert und pelletiert wird.

Im Februar 2017 gingen der amerikanische Teppich-Grossist Mohawk und der niederländische Bodenbelag-Hersteller DSM eine Partnerschaft ein, um vollständig recycelbare Teppiche aus nur einem Polyester-Material herzustellen. Mit im Boot: das Start-Up DSM-Niaga. Dieser – wie er sich selbst nennt – „Re-Design-Spezialist“ entwickelte einen speziellen, Lösungsmittel- und Latex-freien Klebstoff namens Niagra. Er kommt zum Einsatz, wenn Fasern und Rückseite aus anderem Material verbunden werden sollen. Niagra lässt sich dann bei Bedarf auflösen und erlaubt ein hochwertiges Recycling aus unvermischtem Material.

Teppichfliesen und Kinderfahrräder

Ebenfalls in den Niederlanden haben sich der Teppich-Riese Desso und Trinkwasser-Unternehmen zusammengetan. Denn Desso hat eine neue Technologie entwickelt, die dem Wasser Kreide (Magnesia) entzieht, das als Stabilisator in den Rückseiten der Desso-Teppiche eingesetzt wird. Die EcoBase genannte Rückseite enthält damit 50 Prozent Recyclingmaterial und kann in Dessos eigener Produktion wieder Verwendung finden.

Egetæpper A/S (kurz: Ege), dänischer Hersteller hochwertiger Auslegeware, stellt Teppichfliesen her, die sich aus Oberseite und Ecotrust-Filzdichtungen zusammensetzen. Die Dichtungen bestehen aus recycelten Wasserflaschen, die mithilfe einer innovativen Technik zu PET-Filzmaterial verwandelt werden. Das Unternehmen setzt auch Econyl-Garn der Firma Aquafil ein, das aus Fischernetzen gewonnen und durch physikalische und chemische Prozesse zu einem starken und strapazierfähigen Rohstoff für Teppiche verarbeitet wird. Neben einem Rücknahmesystem für gebrauchte Bodenbeläge unterhält Ege darüber hinaus einen Webshop zu Sammlung, Reinigung und Wiederverkauf von gebrauchten Teppichen. Für 2019 rechnet Ege mit der Cradle-to-Cradle-Zertifizierung all ihrer Produkte; langfristig hat sich das Unternehmen einen 100-prozentig geschlossenen Recycling-Kreislauf zum Ziel gesetzt.

In Kalifornien wird das regionale Teppich-Verwaltungs-Programm (California Carpet Stewardship Program) unterstützt durch eine Festlegung auf alle dortigen Teppiche von 35 Cent pro Quadratyard. Und in Neuseeland – meldete The Guardian – hat das Team von Wishbone Design eine Technologie entwickelt, mit der sich Teppichfasern aus Nylon in feste Röhrenform bringen lässt – ein Material, das unter Zugabe von Glasfiber zu Kinderfahrrädern verarbeitet werden kann.

Recycling in homöopathischen Mengen

Diese Recyclingbeispiele repräsentieren vermutlich noch keine Ansätze zu einem geschlossenen Kreislaufsystem. Das Recherchezentrum Correctiv zweifelte noch 2017 an den Ergebnissen: „Schon bei Dessos Internetauftritt fällt auf: Rückenbeschichtungen werden an den Straßenbau weiterverkauft, andere Komponenten zur Verbrennung an die Zementindustrie weitergegeben. Sehen geschlossene Kreisläufe nicht anders aus?“ Doch widersprechen die gezeigten Ansätze der Plenumsmeinung des Sperrmüll-Fachgesprächs, „dass eine Erhöhung des stofflichen Verwertungsanteils aus der Sperrmüllfraktion unter den gegebenen Marktverhältnissen nicht zu realisieren ist“.

Vielmehr gilt, was die Deutsche Umwelthilfe in ihrer umfangreichen Studie zum Entsorgungsproblem der Teppichbodenindustrie schrieb: „Bereits heute gibt es, wenn auch in homöopathischen Mengen, ein hochwertiges Recycling von Teppichen. Dies zeigt, dass technologische Lösungen vorhanden sind. Gleichzeitig müssen aber auch die Recyclingfähigkeit der in Verkehr gebrachten Ware und die Sammel- sowie Recyclinginfrastruktur verbessert werden. Die Umsetzung der genannten Punkte wird nicht von heute auf morgen machbar sein, muss aber bereits heute beginnen.“

Foto: Jarmoluk / Pixabay

(EU-Recycling 06/2019, Seite 26)