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Serbien will bis 2030 ein nachhaltiges Abfallmanagement einführen

Wilde Müllkippen, fehlende Abfalltrennung und zu wenig Recycling im Land erfordern Lösungen: Bis 2030 sollen die EU-Mindeststandards in der Abfallwirtschaft erfüllt sein. Dazu sind innerhalb der nächsten elf Jahre Investitionen in Höhe von jährlich 500 Millionen Euro nötig, hat die serbische Umweltagentur SEPA errechnet.

Derzeit erarbeitet die SEPA eine neue Strategie zum Abfallmanagement in Serbien. Nach wie vor verschmutzen wilde Deponien die Umwelt. Ein hoher Investitionsbedarf besteht in der Trennung und Verwertung von Abfällen. Die serbische Regierung will bis Ende dieses Jahres mit der Europä­ischen Union (EU) das Kapitel 27 zum Umweltschutz verhandeln und bis 2030 die EU-Mindeststandards in der Abfallwirtschaft erfüllt haben.

Zum Teil geschätzte Zahlen

Serbien hat 2017 rund 11,5 Millionen Tonnen Abfall produziert – so viel wie seit 2012 (10,6 Millionen Tonnen) nicht mehr. Davon waren rund 2,2 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Dazu zählen Sperrmüll, Marktabfälle, Straßenkehricht, Bioabfälle, Glas, Papier und Klärschlämme. Kommunale Entsorgungsbetriebe haben 1,8 Millionen Tonnen des Siedlungsabfalls verarbeitet. Damit lag die Erfassungsquote des Abfallaufkommens 2017 mit rund 84 Prozent in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (2016: 83 Prozent). Die restlichen 16 Prozent landeten auf wilden Deponien. Allerdings beruhen diese Zahlen zum Teil auf Schätzungen, da nicht alle Kommunen ihre Daten zum Abfallaufkommen an die SEPA übermitteln. Dennoch wird für 2020 eine Erfassungsquote von 90 Prozent angepeilt.

Es hapert an der Umsetzung

Eine Herausforderung stellt nach wie vor die Abfuhr und Verwertung des Hausabfalls dar. In 150 Kommunen und 23 Städten entsorgen staatliche öffentliche Dienstleister den Abfall der Privathaushalte. Sie recyceln nur drei Prozent des gesamten Aufkommens, berichtet SEPA. Die EU fordert eine Recyclingquote von 30 Prozent im Jahr 2020 und von 50 Prozent im Jahr 2035. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Serbien zunächst das kommunale Abfallmanagement umstrukturieren und modernisieren. Die nötigen Investitionen schätzt der staatliche Finanzrat für 2019 bis 2020 auf 1,5 Milliarden Euro. Die serbischen Selbstverwaltungen müssen alte Müllhalden schließen, neue Deponien mit Kompostier- und Sortieranlagen für Verpackungsabfall bauen und moderne Technik anschaffen: Sammelcontainer, Pressmüllwagen, Anlagen für die mechanisch-biologische Stabilisierung von Hausabfällen oder zur Aufbereitung von Ersatzbrennstoffen. Im Jahr 2017 landeten 90 Prozent des Haushalts- und Industrieabfalls auf einer Deponie, 5,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Quote lag 2011 bei 98,2 Prozent. Mittelfristig soll die Quote bei Haushalts- und Industrieabfällen um mindestens zehn Prozent sinken, heißt es im Jahresbericht der SEPA. Es hapert allerdings an der Umsetzung, vor allem an der Basis.

Obwohl das Gesetz über Abfallmanagement seit 2013 eine Trennung des Abfalls in Verpackungen, Glas, Papier/Karton, Textilien, Metall, Akkus und Batterien (Primärabfall) und auch die Entsorgung von Müllverbrennungsaschen und -schlacken, Schreddergut, Klärschlamm und Schlachtabfällen (Sekundärabfall) vorschreibt, haben noch nicht alle Städte und Kommunen damit begonnen. In Serbien verursachen Verbrennungsaschen und -schlacken 70 Prozent des gesamten Abfallaufkommens. Schwachstellen gibt es besonders bei der Verwertung von elektrischen Geräten, Glas, Papier, Plastik und Metallen. Bei medizinischen Abfällen versagt das Management bisher. Die Regierung muss den gesetzlichen Rahmen anpassen, um Abfalltrennung und Recycling zu fördern. Die Delegation der EU schlägt Zielquoten für getrennte Abfälle vor, die recycelt werden sollen.

Wo Recycling schon funktioniert

In der Zementindustrie wird Abfall bereits doppelt verwertet. Die Zementwerke verbrennen rund 300.000 Tonnen Abfall pro Jahr, berichtet das Branchenportal Balkangreen­energynews. Neben Altölen, Biomasse und Chemieabfällen sind dies die Überbleibsel der Zementproduktion. In den Regionen Uzice, Pqancevo, Pirot und Sremska Mitrovica starteten Projekte, die im Rahmen des EU-Programms zur Unterstützung der kommunalen Infrastruktur gefördert werden (www.misp-serbia.rs [1]). Dort will man die Abfallbewirtschaftung nachhaltig gestalten. Betreiber erhalten finanzielle Anreize, um Primärabfall zu sortieren, getrennt einzusammeln und zu verwerten, und die Bevölkerung wird über Abfalltrennung und Recycling aufgeklärt. Die 2016 festgelegten Ziele, 36 Prozent des Packungsmülls zu recyceln, hat Serbien in den vergangenen Jahren beim Papierabfallaufkommen erreicht. Dennoch nahm 2017 die Recyclingquote von Verpackungen mit 42,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (46,3 Prozent) leicht ab. Für das Erfassen und die Verwertung von Verpackungsabfall gibt es in Serbien sechs Betreiber eigener Sammelsysteme: Die Marktführer sind Sekopack und Eko star. Außerdem sind die Firmen Cenex, Techno eko pak, Ekopak sistem und Delta pak tätig. Diese Unternehmen organisieren gegen Gebühr die Sammlung und das Recycling von Verpackungsabfall. Nach Informationen der Serbischen Assoziation für Abfall- und Verpackungsrecycling (Sarao) verwerten sie rund 20 Prozent des recycelten Verpackungsabfalls aus der Industrie und von Unternehmen. In den Kommunen bezahlen die Selbstverwaltungen informell tätige Sammler, die in Hausmüllcontainern nach Papier und Plastik suchen – das sind rund 80 Prozent des recycelten Abfalls, gibt die Sarao an.

Über die lokale Produktion von Ausrüstungen für den Abfallsektor in Serbien liegen kaum Informationen vor. Landesweit besaßen 2018 insgesamt 2.076 Unternehmen aus der Kommunal- und Privatwirtschaft eine Zulassung für Leistungen in der Abfallwirtschaft. Davon entfielen 942 Lizenzen auf die Sparte Abfalllagerung. Es folgten die Aufgabenfelder Mülltransport (942 Einträge), Abfallsammlung (864 Einträge) sowie Behandlung/Sortierung von Abfällen (840 Einträge). Hinzu kamen 40 Firmen mit Genehmigungen für das Entsorgen und Verwerten von Abfällen. Im Bereich moderner Abfalllösungen ist in Serbien etwa das Konsortium PWW der österreichischen Firmen PORR Umwelttechnik und Werner & Weber in den Großräumen Leskovac und Jagodina aktiv. Dort entstanden zwei Deponien mit modernen Recyclingzentren. Ebenfalls aus Österreich stammt die Brantner Gruppe, die in vier Gemeinden der autonomen Region Vojvodina präsent ist. Die spanisch-österreichische FCC Environment arbeitet in Kikinda und Lapovo in der Sammlung und Sortierung von kommunalen Abfällen sowie deren Endlagerung auf zwei neu gebauten Deponien. Mit Elektroschrott und dem Metallrecycling beschäftigt sich Kemis (www.kemis.rs [2]), eine Tochter des slowenischen Entsorgers Gorenje Surovina. Die deutsche Scholz Holding ist seit längerem über die Firma CE-ZA-R (www.czr.rs [3]) präsent, die landesweit in 15 Niederlassungen Metallabfälle sammelt und recycelt. Darüber hinaus widmen sich die von der rumänischen Green Group initiierte Firma Greentech (www.greentech.rs [4]) und die serbisch-österreichische Kooperation Alwag (www.alwag.rs [5]) der Wiederverwertung von PET-Flaschen. Im Bereich Altpapier ist das Unternehmen Papir Servis FHB ein wichtiger Akteur (www.papirservis.rs [6]). Jugo-Impex (www.ereciklaza.com [7]) kümmert sich um das Recycling großer wie kleiner Elektrohausgeräte und ausrangierter IT-Ausrüstungen.

Öffentliches Info-Portal

Meldungen zu Projekten, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, sind tagesaktuell auf der Seite des serbischen Amtes für Beschaffungswesen einsehbar (https://portal.ujn.gov.rs [8]). Ebenso veröffentlicht die Delegation der EU aktuelle Informationen zu Ausschreibungen (www.europa.rs/otvoreni-tenderi [9]).

Verfasser: Dominik Vorhölter, Quelle: Germany Trade & Invest

(EU-Recycling 08/2019, Seite 30, Foto: Ron Porter / Pixabay )

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