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Rückläufige Sammelmengen bei Elektro(nik)altgeräten

Das Sammelniveau stagniert bereits seit Jahren. Nun führen die Zahlen der stiftung ear für 2018 klar vor Augen, dass man sich von der Sammelzielvorgabe für 2019 noch einmal weiter entfernt anstatt angenähert hat.

Mit dem derzeitig gültigen Rechtsrahmen ist die Sammelquote von 65 Prozent für Elektroaltgeräte in diesem Jahr nicht zu erreichen, glaubt E-Schrott-Experte Andreas Habel vom bvse. Dabei wären die Sammelmengen durchaus im Markt vorhanden. Im letzten Jahr wurden insgesamt nur noch rund 700.000 Tonnen E-Altgeräte gesammelt. Im Jahr 2017 lag die Sammelmenge noch bei 720.000 Tonnen. Zu große Mengen, sei es durch falsche Entsorgung von Kleingeräten in Mülltonnen oder durch illegalen Export nicht gebrauchsfähiger Geräte, gehen an den zugelassenen Behandlungsanlagen vorbei. Diese würden nicht über das offizielle Monitoring-System erfasst und damit auch nicht den Sammelquoten zugerechnet. Handel und Vertreiber haben nach den ear-Zahlen in 2018 mit einem Plus von 796 Tonnen gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig ihre Sammelmengen gesteigert. „Der Handel tut noch viel zu wenig für seine Verpflichtung“, moniert Habel. „Händler, aber auch die produktverantwortlichen Hersteller sowie die Kommunen müssen noch viel mehr und intensivere Öffentlichkeitsarbeit leisten, weitere kundenfreundliche Abgabemöglichkeiten schaffen und diese klar gegenüber dem Verbraucher kommunizieren.“ Eine Einbindung zertifizierter Erstbehandlungsanlagen in die Sammelstruktur wäre ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme, um die Sammelstruktur fachgerecht zu erweitern.

Dabei muss die Erfassung an den Annahmestellen konsequent verbessert werden. Ein weitreichendes Design for Recycling sei notwendig, damit fest verbaute Akkus oder auch schwer zugängliche Schadstoffe oder unlösbare Verbindungen die Demontage nicht länger erschweren. Des Weiteren seien auch die Verbraucher über die sachgerechte Entsorgung aufzuklären. Auch die Sammelmengen durch Optierungen der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger sind im letzten Jahr nochmals zurückgegangen – 307.838 Tonnen in 2018 gegenüber 325.177 Tonnen in 2017. Der Rückgang der Optierungen hängt mit den seit der Einführung des Open Scopes verbundenen Unsicherheiten zusammen, so Habel. Veränderungen in der Erlössituation und höhere Anforderungen für eine ordnungsgemäße Sammlung erschweren das Geschäft: „Ist eine Optierung für die Kommunen wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll, stellt sich die Frage, warum die Gebietskörperschaften zusätzlich in die Qualität ihrer Sammelinfrastruktur und damit in attraktive Rückgabemöglichkeiten für den Bürger investieren sollten.“ Wirtschaftliche Anreize, wie beispielsweise die Bereitstellung einer Infrastrukturabgabe durch die produktverantwortlichen Hersteller zur Finanzierung der Sammlung, sollten in die Verbesserung des Altgeräte-Sammelsystems einbezogen werden.

(EU-Recycling 09/2019, Seite 9, Foto: O. Kürth)