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4.0-Ansätze in der Abfallverwertungstechnik erforscht

Welche Einstellparameter benötigt ein Zerkleinerer, um die beste Materialselektion zu erreichen? Und wie können Sensoren und Kameras die besten Materialdaten dazu beitragen? Das soll eine großangelegte Versuchsreihe des Lehrstuhles für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben bei der Mayer Recycling GmbH in St. Michael klären helfen.

In dem Projekt werden erstmals neue Industrie 4.0-Ansätze in der Abfallwirtschaft untersucht. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf digital, das heißt datenbasiert vernetzten Recycling- und Verwertungsprozessen. Dazu sind in St. Michael mehrere großtechnische Maschinen von Projektpartnern im Einsatz, darunter Shredder, unterschiedliche Siebmaschinen sowie sensorbasierte Abfallcharakterisierungs- und Sortiermaschinen. „Wir haben hier die Möglichkeit, auf industriellen Anlagen eine Versuchsreihe durchzuführen“, freut sich Projektleiter Renato Sarc vom Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft.

Sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz

Insgesamt sind etwa 60 Versuche mit gemischten Gewerbe- und Siedlungsabfällen vorgesehen. Im Zentrum der Versuchsreihe steht die Frage, welche Einstellparameter des Zerkleinerers den größten und materialselektivsten Einfluss auf das Zerkleinerungsergebnis haben. Und es gilt zu untersuchen, wie sensor- und bildbasierte Maschinen- und Materialdaten zur Digitalisierung der Abfallbehandlung beitragen können. „Es ist zu erwarten, dass Kameras zur automatisierten Probennahme eine sinnvolle Ergänzung, jedoch keinen Ersatz für die Materialcharakterisierung mit derzeit noch immer teuren Sensoren darstellen“, schätzt Sarc. Ziel der Versuche wird sein, eine mögliche Methode für die automatisierte und sensorbasierte Qualitätssicherung zu erproben. Ebenso stehen Versuche zu den Themen „Zerkleinerung“, „Sensorbasierte Messung der Korngrößenverteilung“ sowie „Volumen- und Massenstrommessungen“ an. „Für uns Wissenschaftler eignet sich dieser Standort natürlich hervorragend für diese Versuchsreihe, da diese im Industriemaßstab – und das ist für uns einzigartig – durchgeführt werden kann“, meint Sarc.

Acht Industriepartner beteiligt

Im Rahmen des K-Projektes „Recycling and Recovery of Waste 4.0 (ReWaste4.0)“, des größten österreichischen, durch die FFG und das Land Steiermark geförderten Abfallprojektes, sollen in St. Michael über ungefähr zwei Monate Untersuchungen erfolgen. Neben der Montanuniversität als Projekt-Koordinator sind noch ein weiterer wissenschaftlicher sowie acht Industriepartner am Forschungsvorhaben beteiligt. „Aufgrund dieser guten Zusammenarbeit führen diese Projekte zu konkreten Ergebnissen und können in den Unternehmen umgesetzt werden“, ist sich der Rektor der Montanuniversität, Wilfried Eichlseder, sicher. Das kann Gerald Schmidt von der Saubermacher Dienstleistungs AG nur unterstreichen: „Die Resultate dieses Forschungsprojektes fließen direkt in neue Verbesserungen in unserem Unternehmen.“ Und auch Andreas Säumel von der Mayer Recycling GmbH sieht großen Nutzen für sein Unternehmen: „Wir konnten schon sehr viele Erkenntnisse aus diesem Projekt in unsere Prozesse inte­grieren.“

(EU-Recycling 11/2019, Seite 35, Foto: Montanuniversität Leoben)