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Pfandforderung im Parlament: Keine Lösung für die Schweiz

Ein Vorstoß im Schweizer Nationalrat fordert ein Pflichtpfand auf alle Getränkedosen und -flaschen. Swiss Recycling hat die möglichen Auswirkungen untersucht und kommt zu dem Ergebnis: Bewährte Recyclinglösungen werden unnötig zerstört.

Nach Erkenntnissen der Dachorganisation hätte die Einführung eines Pflichtpfands keinen Einfluss darauf, ob eine gebrauchte Getränkeverpackung wiederbefüllt oder rezykliert wird. Erfahrungswerte aus dem Ausland (beispielsweise aus Deutschland) würden belegen, dass dies zu keiner Steigerung des Mehrweg-Anteils führt. Auf den Ressourcenverbrauch hätte das Pfand somit keinen Einfluss.

Die Konsumenten verlieren

Mit einem Pflichtpfand sei die Rückgabe von Verpackungen nur an den Verkaufsstellen während den üblichen Öffnungszeiten möglich, spricht sich Swiss Recycling gegen die Einführung aus. Und auch nur da könnte das Pfand ausbezahlt werden. Dadurch würden die „beliebten“ Sammelstellen an den Bahnhöfen, bei den Gemeinden, in Büros, Schulen und Freizeitanlagen verschwinden und die Anzahl an Rückgabemöglichkeiten von heute 100.000 auf rund 7.000 sinken. Besonders spürbar wäre der Sammelstellenverlust im Unterwegskonsum, an Abenden und in ländlichen Regionen mit wenigen Detailhändlern. Für die Konsumenten würde das Recycling deutlich umständlicher. Swiss Recycling geht deshalb davon aus, dass deshalb weder mit einer Steigerung der Sammelmengen noch mit einem spürbaren Rückgang der Littering-Problematik gerechnet werden kann.

Die Organisation kommt zum Schluss, dass die Argumentation der Pfandbefürworter aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht standhält. Für Länder ohne funktionierende Rücknahmesysteme könne das Pfand ein geeignetes Instrument sein, um die Sammlung zu fördern. Für die Schweiz mit ihren hochentwickelten Recyclingsystemen sei das Pfand hingegen kein geeignetes Instrument, um das Littering oder den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Aufgrund der teuren und wartungsintensiven Pfandautomaten würden die Kosten für die Rücknahme von Getränkeverpackungen massiv steigen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis beim Recycling der Getränkeverpackungen würde im Gegenzug sinken.

(EU-Recycling 02/2020, Seite 9, Foto: O. Kürth)