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Teppichrecycling: Forderung nach einem ERP-System im Rahmen des Green Deal

Der Übergang zu einer schadstofffreien Kreislaufwirtschaft in der Teppichindustrie ist trotz Brancheninitiative noch lange keine Realität.

Vor zwei Jahren kündigte die European Carpet and Rug Association (ECRA) Maßnahmen an, um die Wiederverwendung und das Recycling von Teppichen in Europa zu stärken. Die Deutsche Umwelthilfe, Zero Waste Europe (ZWE), Zero Waste France, Changing Markets, Health and Environment Alliance (HEAL) und das United Kingdom Without Incineration Network (UKWIN) kritisieren nun die Fortschritte als unzureichend: Die Teppichindustrie verharrt in Untätigkeit, anstatt effiziente Maßnahmen für die Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Obligatorische Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) auf EU-Ebene seien erforderlich, um den Übergang zu einer schadstofffreien Kreislaufwirtschaft in der Teppichindustrie voranzutreiben.

Schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Teppiche werden in der Europäischen Union jährlich entsorgt, wobei die meisten davon auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen landen. Um die Verschwendung von Kunststoffen auf fossiler Basis zu stoppen und die derzeitige Recyclingquote für Teppichböden zu erhöhen, die bei nur drei Prozent liegt, sollten ernsthafte Recyclinganstrengungen unternommen werden. Insgesamt werden schätzungsweise 65 Prozent der EU-Nachfrage nach Teppichen durch die Herstellung in der EU gedeckt.

Es muss noch mehr getan werden

Die von den europäischen Teppichherstellern vor zwei Jahren gemachten Nachhaltigkeitsversprechen haben nach Auffassung der genannten Organisationen noch zu keiner wesentlichen Verbesserung der Entsorgungspraxis von Teppichen geführt. Weder die Circular Carpet Platform (CCP), die von der Teppichindustrie in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission im Januar 2018 lanciert wurde, noch die Erklärung der Circular Plastics Alliance (CPA) im September 2019 würden eine umfassende Strategie verfolgen, um eine Produktion im geschlossenen Kreislauf zu erreichen. In den Erklärungen würden die Anforderungen für Ökodesign- und Rücknahmesysteme außer Acht gelassen, die beide Bedingungen für das Recycling seien. Das übergeordnete Ziel sollten geschlossene Kreislaufsysteme für die Wiederverwendung von Teppichen sein, die so entwickelt werden, dass alle in Teppichen verwendeten Materialien nach Ablauf der Lebensdauer recycelt werden können, ohne dass eine Herabstufung erforderlich ist.

Die Organisationen stellen eine mangelnde Bereitschaft zu entschlossenen Maßnahmen fest. Das einzige, was ECRA bisher entwickelt habe, sei ein Produktpass für Teppiche. Rachel Mulrenan, Kampagnenberaterin bei Changing Markets Foundation, wertet den Produktpass als einen sehr kleinen, ersten Schritt in Richtung einer besseren Produktpolitik: „Der Produktpass soll sicherstellen, dass Recycler Zugang zu den Materialien und Substanzen in zu entsorgenden Teppichen haben, aber es ist keine ausreichende Maßnahme, um die Herausforderungen der Recyclingfähigkeit und der branchenweiten Beseitigung schädlicher Substanzen zu bewältigen. Es muss mehr getan werden.“ Die EU müsse die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Durch die Einführung eines EU-weiten EPR-Systems mit Ökomodulationsgebühren könnten Teppichhersteller ermutigt werden, ihre Teppiche schadstofffrei, wiederverwendbar und vollständig recycelbar zu gestalten.

Die Hersteller sollten zudem Rücknahmesysteme einführen. „EU-Institutionen em­pfeh­len EPR-Systeme als geeignetes Mittel zur Erreichung der Recycling- und Klimaschutzziele – jetzt ist die Zeit gekommen, EPR-Standards für Teppiche festzulegen“, fordert Larissa Copello von Zero Waste Europe. Und fügt hinzu: „In den Niederlanden sind Fortschritte zu verzeichnen, da das niederländische Parlament kürzlich einen Antrag zur Prüfung der EPR-Gesetzgebung für die Teppichindustrie angenommen hat.“

Regeln für die Teppichbranche

Darüber hinaus hat die Europäische Kommission im Rahmen ihres Grünen Deals ein Null-Schadstoff-Ziel und eine nachhaltige Produktpolitik zu Hauptthemen erklärt. Genon Jensen, Gründer und Exekutivdirektor der Health and Environment Alliance (HEAL): „Der Kreislauf muss mit einer strengeren Chemikalienregulierung und den im europäischen Grünen Deal eingegangenen Verpflichtungen einhergehen, eine umweltfreundliche und schadstofffreie Umgebung zu schaffen. Wir erinnern die Kommission daran, dass eins ohne das andere nicht funktioniert und unsere Gesundheit und unsere Umwelt nicht schützen würde.“ Der neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft wird einen besonderen Schwerpunkt auf die Kreislaufgestaltung von Produkten in ressourcenintensiven Bereichen wie Textilien, einschließlich Teppichen legen.

„72 Prozent der von der Kommission durchgeführten öffentlichen Konsultationen sind der Ansicht, dass der EU-Rechtsrahmen für die Abfallbehandlung von Textilien nicht ausreichend entwickelt ist. Dabei sind technische Lösungen längst auf dem Markt. Aber die Teppichindustrie möchte offensichtlich ihre unökologische und lineare Entsorgungsstrategie so lange wie möglich fortsetzen, um die Gewinne zu maximieren und veraltete Strukturen zu erhalten.“ Elena Schägg von der Deutschen Umwelthilfe appelliert an die EU-Kommission, jetzt zu handeln und verbindliche Regeln für die Teppichbranche festzulegen.

(EU-Recycling 02/2020, Seite 14, Foto: Carpet Recycling UK)

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