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Bis zur Circular Economy der EU-Staaten ist es noch ein weiter Weg

Eine Analyse der „wichtigsten wirtschafts- und sozialpolitischen Herausforderungen der einzelnen Mitgliedstaaten“ hat die EU-Kommission Ende Februar veröffentlicht. Die darin enthaltenen Länderberichte erfassten dabei auch die „Fortschritte bei der Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“. Die Aussagen zur Abfallwirtschaft der einzelnen Länder sind im Folgenden kurz aufgelistet.

Belgien – Deutschland
Was die Abfallwirtschaft anlangt, hat Belgien bereits die Recyclingziele von 2020 erreicht und gehört dabei zu den leistungsstärksten Nationen. Allerdings differierten 2017 die Quoten der Getrenntsammlung zwischen Regionen wie Brüssel mit 43 Prozent und Flandern und Wallonien mit knapp 70 Prozent. | Mit 36 Prozent lag 2018 die Recyclingquote für Kommunalabfälle in Bulgarien deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 47 Prozent. Ebenso bewegt sich der Einsatz von Sekundärmaterial sichtbar unterhalb des EU-Durchschnitts. Auch verfügt das Land weiterhin über keine Kreislaufwirtschafts-Strategie. | Dänemark ist europäischer Spitzenreiter bei der Pro-Kopf-Produktion von Kommunalabfällen, die zumeist mit Energierückgewinnung verbrannt werden. Die Regierung legte 2018 eine Circular Economy-Strategie vor und unterstützt 16 Initiativen mit insgesamt 15 Millionen Euro. | Deutschland wies im Jahr 2018 eine Recyclingquote von 67,3 Prozent aus. Um die Circular Economy voranzubringen, sind Investitionen bei Abfallprävention und -reduktion, Ressourceneffizienz, Wiederverwendung, Reparatur und Recycling notwendig.

Estland – Griechenland
Überkapazität in der Müllverbrennung und fehlende Recyclingkapazitäten charakterisieren die Kreislaufwirtschaft in Estland, die nach wie vor eine umfassende Strategie für eine Kreislaufwirtschaft vermissen lässt. Die Planung soll 2021 vorliegen. Investitionskosten in diesem Bereich werden auf 63 Millionen Euro für die Jahre 2021 bis 2027 veranschlagt. | Die finnische Produktion von Kommunalabfällen befindet sich über dem EU-Durchschnitt. Die Deponierungsrate liegt bei einem Prozent, während die Recyclingquote im Jahr 2017 auf 47 Prozent stieg und 2020 die EU-Ziele von 50 Prozent erreichen dürfte. | Mit einer Recyclingrate für Kommunalabfälle in Höhe von 43 Prozent in 2017 dürfte auch Frankreich die EU-Ziele für 2020 meistern. Um weitergehende Quoten für Siedlungs- und Verpackungsabfälle zu erfüllen, sind jedoch schätzungsweise 3,3 Milliarden Euro für die Jahre 2021 bis 2027 notwendig – das höchste derartige Aufkommen innerhalb der EU. | In Griechenland bleibt die Abfallwirtschaft, die noch zu 80 Prozent auf vielfach illegaler Deponierung und mechanisch-biologischer Behandlung beruht, weiterhin das größte strategische Problem. Die Recyclingquote liegt bei lediglich 17 Prozent.

Irland – Letland
In Irland liegt die Produktion von Kommunalabfällen 20 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Zwischen 2013 und 2016 fiel allerdings die Deponierungsquote von 38 auf 26 Prozent, während die Recyclingrate von 37 auf 41 und die Verbrennungsquote von 16 auf 29 Prozent stiegen. | Die Recyclingquote Italiens liegt mit 49,8 Prozent im Jahr 2018 etwas über dem EU-Durchschnitt, variiert aber deutlich innerhalb seiner Regionen. Gegen das Land laufen zwei Rechtsverletzungsverfahren der EU wegen nicht konformer Deponien und vormaliger unzulänglicher Abfallbewirtschaftung in der Region Kampanien. Die Regierung plant eine Neuauflage der nationalen Abfallvermeidungsstrategie. | Kroatien recycelte im Jahr 2018 rund 25 Prozent seiner Kommunalabfälle, verfehlt damit aber deutlich den EU-Durchschnitt. Die Deponierungsquote für Siedlungsabfälle liegt mit 66 Prozent wesentlich höher als die durchschnittliche EU-Rate mit 22 Prozent. Um die EU-Ziele zu erreichen, werden schätzungsweise 222 Millionen Euro für die Jahre 2021 bis 2035 veranschlagt. | Mit einer Recycling- und Kompostierungsquote von 25 Prozent und einem Deponierungsanteil von 59 Prozent im Jahr 2018 erreichte Lettland nicht nur seine Wiederverwendungs- und Recycling-Ziele nicht, sondern wird auch die Messlatte für 2020 reißen. Fehlende Anreize für die Kommunen bremsen auch die Investitionen in eine Getrenntsammlung.

Litauen – Niederlande
Litauen ist zwar in der Spur, um 2020 die EU-Vorgaben für Recycling- und Wiederverwendung von Siedlungsabfällen zu erfüllen. Doch stellen die Möglichkeiten, Material aus spezifischen kommunalen Abfallströmen zu recyceln, noch eine Herausforderung dar. Der Einsatz von Sekundärrohstoffen lag 2016 bei lediglich 4,5 Prozent. | Trotz einer überdurchschnittlichen Abfallproduktion pro Kopf wird Luxemburg die Recyclingvorgaben für 2020 sicherlich erreichen. Das Land rangiert hinsichtlich Ressourcenproduktivität über dem EU-Durchschnitt, doch sank der Einsatz von Sekundärmaterial unter den Durchschnitt. Die Regierung bereitet in diesem Jahr eine spezielle Circular Waste-Strategie vor. | Malta hat die Möglichkeiten, Abfälle zur Ressource werden zu lassen oder niedrige Recyclingraten in Geschäftsmodelle zu verwandeln, noch nicht genutzt. So wurde 2017 von 2,2 Millionen Tonnen an Bauschutt 56 Prozent zur Verfüllung genutzt und 19 Prozent im Meer entsorgt. Auch ist die Recyclingquote für Kommunalabfälle in den letzten fünf Jahren von 8,5 auf 6,5 Prozent gefallen. | Die Recyclingquote in den Niederlanden betrug 2018 knapp 56 Prozent. Allerdings sind die Pro-Kopf-Generierung von Abfällen überdurchschnittlich und die Müllverbrennung mit 44 Prozent vergleichsweise hoch. Immerhin positioniert sich hier die Sekundärnutzung von Materialien mit 29 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt mit elf Prozent.

Österreich – Rumänien
Österreich erfüllt zwar alle derzeitigen Recyclingziele, doch liegt die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bei 33,6 Prozent und damit um mehr als 20 Prozentpunkte hinter dem Ziel für 2030 zurück. Die Quote der getrennten Verpackungs- und Papiersammlung stagniert bei etwas über einer Million Tonnen. Derzeit werden 71 Prozent der Kunststoffabfälle und über 90 Prozent der unsortierten Kunststoffabfälle verbrannt. | Eine Recyclingquote für Siedlungsabfälle von 34,3 Prozent hat Handlungsbedarf für die polnische Regierung geschaffen. So wurde der Markt für Reststoffe durch strikte Auflagen für die Behandlung und Entsorgung von Kommunalabfällen geöffnet. Ab 2021 werden bestimmte Mischabfälle nicht mehr für die Verbrennung zugelassen und Anreize für private Getrenntsammlung gegeben. | Portugal zählt zu den Nationen, die im Verdacht stehen, die EU-Ziele für 2020 nicht zu erreichen. Zahlen für 2018 weisen eine Recyclingrate von 29 Prozent mit großen regionalen Unterschieden aus. Eine zerstückelte Gesetzgebung, zu niedrige Abfallgebühren und Haushaltszwänge bremsen höhere Investitionen aus; für 2021 bis 2035 werden 994 Millionen Euro als notwendig veranschlagt. | Rumäniens Abfallwirtschaft lässt sich durch – mit 14 Prozent – geringe Recyclingraten für Kommunalabfälle und – mit 70 Prozent – hohe Verbrennungsquoten charakterisieren. Die Recyclingrate stagniert seit sechs Jahren und sank 2018 sogar auf 11,1 Prozent. Bei Abfallprojekten wird nur begrenzter Fortschritt verzeichnet.

Slowakei – Schweden
Mit einer niedrigen Recyclingquote von 36,3 Prozent und einer der höchsten Deponierungsraten der EU mit 55 Prozent wird auch die Slowakei die EU-Vorgaben für 2020 nicht erfüllen können, selbst wenn eine neue Gesetzgebung das Recycling verstärken und die Rahmenbedingungen verschärfen will. | Slowenien forciert seine Bemühungen für eine Kreislaufwirtschaft. Das zeigt sich an gestiegener Getrenntsammlung und einer hohen Recyclingquote von 58,9 Prozent. Allerdings können etliche Recyclingmaterialien nicht mit Primärstoffen konkurrieren: Der Einsatz von Sekundärrohstoffen ist mit 8,5 Prozent im EU-Vergleich unterdurchschnittlich. | In Spanien behindert das erhebliche Aufkommen an deponierten Abfällen schnellere Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft und Erreichung der EU-Ziele für 2020. Die Recyclingquote wird offiziell mit 36 Prozent angegeben. Notwendige Investitionen, um die Recyclingvorgaben der EU zu erfüllen, werden auf 2.457 Millionen Euro für 2021 bis 2035 veranschlagt. | Schweden meldet für 2018 eine – leicht zurückgegangene – Recyclingquote von 45,8 Prozent. Sie wird sich ändern, wenn die Kernpunkte des Just Transition Funds zum Tragen kommen, die auf eine Verstärkung der Kreislaufwirtschaft einschließlich Abfall-Prävention, Müllreduktion, Ressourceneffizienz, Wiederverwendung, Reparatur sowie Recycling abzielen.

Tschechische Republik – Zypern
Die Deponierungsquote der Tschechischen Republik liegt über dem EU-Durchschnitt, die Recyclingrate ist jedoch relativ niedrig. Ebenso stellen die Quoten für die Sammlung von Kunststoffflaschen sowie für Verpackungsabfälle „Herausforderungen“ dar. | Ungarn bereitet einen Aktionsplan für eine nationale Kreislaufwirtschaft, einen Abfallwirtschaftsplan sowie eine Abfallstrategie vor. Noch ist Deponierung mit knapp 49,6 Prozent (2018) die vorherrschende Behandlungsmethode. Die Einsatzquote für Sekundärmaterialien bewegte sich 2016 bei 6,4 Prozent. Laut EU-Kommission sind rund 500 Millionen Euro an Investitionen für die Jahre 2021 bis 2035 vonnöten. | Für das Vereinigte Königreich wurde 2017 eine Recyclingquote von rund 44 Prozent festgestellt. Darüber hinaus liegen die meisten Indikatoren für Abfallwirtschaft über denen des EU-Durchschnitts. | Zyperns Recyclingquote liegt um 50 Prozent unter den EU-Zielen für 2020. Eine energetische Rückgewinnung findet nicht statt, und der Ertrag aus mechanisch-biologischen Anlagen landet auf der Deponie. Um die Ziele für 2030 zu realisieren, sind zusätzliche 102 Millionen Euro an Investitionen notwendig.

 

(EU-Recycling 04/2020, Seite 12, Foto: Reinhard Weikert / abfallbild.de)

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