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Baumwolle: Nur grün gesponnen oder wirklich Bio?

Mit digitaler Technik soll die Herkunft jeder Baumwollfaser nachgewiesen werden.

Ob Textilien umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich sind und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt und vermarktet werden, ist nicht immer eindeutig. Dem Unternehmen Tailorlux (Münster, Westfalen) ist es mit fachlicher und finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gelungen, ein Verfahren zur Kennzeichnung von Bio-Baumwolle zu entwickeln.

Naturfasern sind nach wie vor gefragt – nicht nur bei der Bekleidung. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) lag die Erzeugung 2018, gemessen an der gesamten Weltfaserproduktion, bei rund 30 Prozent. Davon entfallen über 80 Prozent auf Baumwolle. „Die herkömmliche Baumwollherstellung ist in mehrfacher Hinsicht jedoch kritisch für die Umwelt“, weiß Dr. Maximilian Hempel, DBU-Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz. Der hohe Wasserverbrauch habe zum Beispiel zum fast vollständigen Austrocknen des Aralsees in Usbekistan geführt.

Auch der Einsatz großer Mengen Düngemittel und Pestizide sei bedenklich für die Umwelt in den Anbaugebieten, die sich vor allem in China, der Türkei und Indien befinden. Hempel: „Um den Energie- und Ressourcenverbrauch sowie den Pestizideinsatz zu verringern, ist es wichtig, den Baumwollanbau umweltverträglich zu gestalten, also auf Bio umzustellen.“ Damit Plagiate aufgedeckt werden können, müsse die Herkunft jedes Fadens nachvollziehbar sein.

Vom Erzeugerfeld bis zum Produkt
Die internationalen Standards und Zertifizierungsmöglichkeiten sehen jedoch erst beim fertigen Textilprodukt eine Auszeichnung vor. Bisher gleicht die Bio-Baumwolle zu Beginn des Herstellungsprozesses der herkömmlichen.

Damit vom Erzeugerfeld bis zum Produkt kein Verfälschen erfolgt und sich das kostenintensive Umstellen auf Bio für den Erzeuger wirtschaftlich lohnt, muss deshalb eine einfache, aber eindeutige Rückverfolgbarkeit der Bio-Baumwolle gewährleistet werden. Tailorlux hat dafür mit Unterstützung der DBU eine Lösung entwickelt. Eine Markierfaser, die der Baumwolle chemisch gleicht, wird mit einem Licht abgebenden Material angereichert und so sichtbar gemacht.

Sichere Rückverfolgung und Erfassung
Tailorlux-Geschäftsführer Alex Deitermann: „Die Markierfasern können den Eigenschaften der Bio-Baumwolle individuell angepasst werden und gleichen dann einem einzigartigen optischen Fingerabdruck.“ Das Markieren soll bereits in der Baumwollmühle erfolgen: „Der Anteil Fremdfaser liegt weit unterhalb des international definierten Schwellenwerts für die Bezeichnung Bio-Baumwolle.“ Mit speziell dafür entwickelten Miniatur-Spektrometern wird ein für das menschliche Auge unsichtbares, aber maschinenlesbares Sicherheitsmerkmal erstellt, das vom Anbau bis zum fertigen Produkt Rückschlüsse auf den Erzeugerbetrieb zulässt. Außerdem wird in den Spinnereien- und Webereien durch einen „Inline-Sensor“ an der Maschine – über das Signalmuster der vorbeilaufenden Baumwolle – die Menge der markierten Ware erkannt. Mit „IntegriTEX“ ist die Rückverfolgbarkeit sogar quantifizierbar und damit das Mengenverhältnis zwischen den Originalfasern und zugemischten Fasern exakt nachweisbar.

(EU-Recycling 04/2020, Seite 52, Foto: Jean-Pierre Pellissier / Pixabay)

 

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